Bauwerk
Pfarrwirt
BWM Designers & Architects - Wien (A) - 2007
6. Juli 2008 - Az W
Am ebenso beschaulichen wie touristisch frequentierten Pfarrplatz in Wien-Heiligenstadt überlagern sich die Spuren der Vergangenheit wohl dichter als anderswo. An diesen annähernd quadratischen Platz in Wiens nobler Heurigengegend grenzt nicht nur die ursprünglich romanische Jakobskirche, sondern auch das Beethovenhaus, ein zweigiebeliges Winzerhaus (heute Heuriger „Mayer am Pfarrplatz“), in dem der berühmte Komponist 1817 gewohnt und u.a. auch an der 9. Symphonie gearbeitet hat. Auch die Hausgruppe Nummer 5 hinter der Mauer mit einem Segmentbogenportal aus dem 15. Jahrhundert, lange Zeit als Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ geführt, kann auf eine Geschichte verweisen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht und an der sich die Jahrhunderte in evolutionären baulichen Schichten angelagert haben. Dieses „älteste Wirtshaus von Wien“ haben BWM Architekten nun eingedenk des einzigartigen Genius Loci zum „Pfarrwirt“ umgebaut. Treibende Kraft und Financier dieses nicht unkomplizierten Unterfangens ist Hans Schmid – Gründer der Werbeagentur GGK, diverser Verlage und Clubpräsident des Eishockeyvereins Vienna Caps –, der im Frühling 2007 nicht nur den Heurigenbetrieb im Beethovenhaus, sondern eben auch das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ erworben hatte, um es in einen zeitgemäßen gastronomischen Betrieb der gehobenen Kategorie zu verwandeln. Die sich auf Wiener Tradition besinnende Küche führt Alexander Mayer, der früher im Theatercafé für den raffinierten Speiseplan verantwortlich war.
„Die Neugestaltung des Pfarrwirt bezieht sich bewusst auf die Qualität und historische Einmaligkeit des Ortes“, berichten BWM Architekten, die den Umbau in einer unglaublichen Planungs- und Bauzeit von nur drei Monaten bewältigten, und „zielt mit zurückhaltenden, gestalterischen Maßnahmen auf eine Evolution der Identität des Ortes.“ Vorrangiges Ziel der Planung habe darin bestanden, „den Genius Loci dieses Gasthauses, geprägt durch das Spannungsverhältnis zwischen Stadt und Land, zwischen klassischem Wirtshaus und elegantem Landhaus, neu zu beleben.“ Tatsächlich hat der zauberhafte Bau mit Prälatensaal, Kaminstube und einer zweiarmigen Holzveranda nichts von seinem historischen Flair eingebüßt, sämtliche erhaltenswerten Elemente (Kastenfenster, Bretterboden, Deckenuntersichten etc.) wurden sorgfältig restauriert, die Stuckdecke im Prälatenzimmer samt Malereien wurden freigelegt, im Schankraum beim Eingang prunkt ein würdig gealteter Eisschrank, zahlreiche Maßnahmen bleiben in ihrer „Integrität“ als neue Setzung unbemerkt. An den Wänden zeitgenössische Kunst, z.B. ein „Tafelbild“ von Daniel Spoerri. Design macht sich nirgendwo wichtig, die neue Möblierung übt sich in nobler Zurückhaltung – ganz im Sinne eines evolutionären baulichen Ganzen. Man nimmt Platz im Heute und lehnt sich gern in die Jahrhunderte zurück. (Text: Gabriele Kaiser)
„Die Neugestaltung des Pfarrwirt bezieht sich bewusst auf die Qualität und historische Einmaligkeit des Ortes“, berichten BWM Architekten, die den Umbau in einer unglaublichen Planungs- und Bauzeit von nur drei Monaten bewältigten, und „zielt mit zurückhaltenden, gestalterischen Maßnahmen auf eine Evolution der Identität des Ortes.“ Vorrangiges Ziel der Planung habe darin bestanden, „den Genius Loci dieses Gasthauses, geprägt durch das Spannungsverhältnis zwischen Stadt und Land, zwischen klassischem Wirtshaus und elegantem Landhaus, neu zu beleben.“ Tatsächlich hat der zauberhafte Bau mit Prälatensaal, Kaminstube und einer zweiarmigen Holzveranda nichts von seinem historischen Flair eingebüßt, sämtliche erhaltenswerten Elemente (Kastenfenster, Bretterboden, Deckenuntersichten etc.) wurden sorgfältig restauriert, die Stuckdecke im Prälatenzimmer samt Malereien wurden freigelegt, im Schankraum beim Eingang prunkt ein würdig gealteter Eisschrank, zahlreiche Maßnahmen bleiben in ihrer „Integrität“ als neue Setzung unbemerkt. An den Wänden zeitgenössische Kunst, z.B. ein „Tafelbild“ von Daniel Spoerri. Design macht sich nirgendwo wichtig, die neue Möblierung übt sich in nobler Zurückhaltung – ganz im Sinne eines evolutionären baulichen Ganzen. Man nimmt Platz im Heute und lehnt sich gern in die Jahrhunderte zurück. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig