Bauwerk

Blindgänger - Kunst im öffentlichen Raum
tnE Architects, Florian Haydn - Hof am Leithaberge (A) - 2000
Blindgänger - Kunst im öffentlichen Raum, Foto: Christian Wachter
Blindgänger - Kunst im öffentlichen Raum, Foto: Margherita Spiluttini
14. September 2003 - Az W
Das Projekt, von den Architekten unter dem mehrdeutigen Titel „Blindgänger“ geführt, gibt nicht nur den Gebäuden der Kulturwerkstätte in Hof eine räumliche Fassung, sondern schafft als lange, durchschreitbare Röhre mit intervallischen Lichtschlitzen in einer relativ unspektakulären Umgebung einen offenen/öffentlichen Wahrnehmungs- und Erlebnisraum. Das Projekt der damals noch unter dem Namen the POOR BOYs ENTERPRISE (Ernst J. Fuchs, Marie-Therese Harnoncourt, Florian Haydn) arbeitenden Gruppe ging 1998 siegreich aus einem geladenen Wettbewerb hervor.

Der an sich schon reizvolle Dualismus von Zaunbegrenzung und eigenem Raumvolumen erhält in der materiellen Umsetzung des Projekts eine zusätzliche Dimension, in der Bedeutung nicht durch symbolischen oder formalen Reichtum, sondern schlicht durch den Kontextwechsel des verwendeten Werkstoffes entsteht. Beim „Blindgänger“ sieht man, was man sonst nicht sieht: denn die riesigen Brunnenringe aus armiertem Beton kommen üblicherweise nur unterirdisch und dicht gefügt zum Einsatz, als Schächte oder Kanäle verschwinden sie im Erdreich und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein; auf dem Gelände der Kulturwerkstätte in Hof jedoch bilden die vorgefertigten Standardelemente, in loser Folge aneinandergereiht, ein weithin sichtbares, oberirdisch geführtes und durchlässiges Rohr, dessen Durchmesser und Wegführung zur Durchquerung geradezu animiert.

Die serielle Folge der Licht und Luft-Fugen zwischen den einzelnen Betonelementen dynamisiert bei diesen transitorischen Tunnelgängen die Perspektive, und der Passant, dessen Blicken sich die Röhrenöffnung aufgrund der Bogenkrümmung immer wieder entzieht, kann durch die Zwischenräume in Freie schauen. Am nördlichen Ende des „Blindgänger“-Tunnels schließlich ist die zylindrische Öffnung wie ein Fernrohr auf die umgebende Landschaft gerichtet - damit man sieht, was man sonst vielleicht nicht sieht. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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