Bauwerk
„Haus mit Veranden“ - Wohnbau und Kindertagesheim
RLP Rüdiger Lainer + Partner - Wien (A) - 2008
21. Dezember 2008 - Az W
Der Wiener Wohnbau tanzt: Als Alternative zur geschlossenen Blockrandbebauung, die in der Widmung für das Grundstücks in der Buchengasse bei Wettbewerbsbeginn schon festgelegt war, entwickelte Rüdiger Lainer in seiner Anlage mit 250 Wohnungen eine wie lose hingestreute Formation von Baublöcken, die sich farbkräftig und mit ausladenden Veranden in der herben Umgebung des 10. Bezirks behauptet. Was sich auf den ersten Blick wie ein enthemmtes Spiel der Kräfte und Formen ausnimmt, habe sich, so der Architekt, aus dem Anspruch ergeben, ein Konzept zu entwickeln, das den Bewohnern trotz hoher Dichte Freiraumqualität, Ausblick, Durchblick und Besonnung bietet: „Die Konfiguration der Baukörper ergab sich aus der Optimierung von Kontext, Lichteinfall, Sichtbezügen und Funktion. Die plastischen Baukörper wurden durch die Terrassierungen, Einschnitte und die auskragenden Veranden gegliedert. Die Verschneidungen und Einschnitte strukturieren die innen liegende Erschließung und schaffen als Mehrwert vielfältige Gemeinschaftsbereiche unterschiedlicher Größe.“ An den Straßenraum grenzen zweigeschossige Patiohäuser, die höheren Bauteile sind von diesem Rand zurückversetzt, sodass sie in ihren Umrisslinien die angrenzende Bebauung nicht beschatten. Auffallend groß und für manches Auge eine Herausforderung sind die Veranden aus Beton-Fertigteilelementen mit Bambus-Dekor, die auf Stahlbeton-Konsolen gelagert und an der oberen Stahlbeton-Decke verankert wurden. „Ich liebe diese Veranden“, bekannte Lainer erst kürzlich in der holländischen Zeitschrift MARK no. 17/2008: „Sie erinnern mich an Baumhäuser und das Marsupilami-Nest eines belgischen Cartoonisten. Sie haben auch etwas Alpines an sich, als hingen sie an einer steilen Klippe mit unglaublicher Aussicht.“ (Die Ausbuchtungen in den Betonbrüstungen sind übrigens für Pflanztröge vorgesehen, sodass man in absehbarer Zeit wohl tatsächlich aus dem schattigen Wohnzimmer ins Grüne blicken kann.)
Die öffentliche Durchwegung, vorbei an Gartenmauern und Plätzchen, Kindergarten und Sitzbank, kann insofern als echte Annehmlichkeit bezeichnet werden, als sie arglose Passanten nicht in voyeuristische Eindringlinge verwandelt. Privates bleibt geschützt, Gemeinschaftliches ist zumindest in der Möglichkeitsform angelegt. Die Bewohner der Wohnhausanlage werden vor allem die großen Dachgärten und Gemeinschaftsräume zu schätzen wissen (sofern sie nicht in ihren geräumigen Veranden verharren). Auch andere bauliche Maßnahmen, etwa die freundlichen Lichtaugen in den Stiegenhäusern, wirken sich gewiss positiv auf die Hausgemeinschaft aus. Konsequente Verfechter der schönen Monotonie repititiver Strukturen finden wohl anderswo eine Bleibe. (Text: Gabriele Kaiser)
Die öffentliche Durchwegung, vorbei an Gartenmauern und Plätzchen, Kindergarten und Sitzbank, kann insofern als echte Annehmlichkeit bezeichnet werden, als sie arglose Passanten nicht in voyeuristische Eindringlinge verwandelt. Privates bleibt geschützt, Gemeinschaftliches ist zumindest in der Möglichkeitsform angelegt. Die Bewohner der Wohnhausanlage werden vor allem die großen Dachgärten und Gemeinschaftsräume zu schätzen wissen (sofern sie nicht in ihren geräumigen Veranden verharren). Auch andere bauliche Maßnahmen, etwa die freundlichen Lichtaugen in den Stiegenhäusern, wirken sich gewiss positiv auf die Hausgemeinschaft aus. Konsequente Verfechter der schönen Monotonie repititiver Strukturen finden wohl anderswo eine Bleibe. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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