Bauwerk
Pfarrkirche St. Ulrich
Christian Lenz - Götzis (A) - 2008
9. Januar 2009 - vai
1865 entstand St. Ulrich als Pfarrkirche von Götzis. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erhielt sie Glasfenster vom Künstler Martin Häusle, Fensterrosetten von Mila Bjelik-Stöhr und Volks- und Seitenaltäre des Bildhauers Albrecht Herbert. Die Düsterkeit der Kirche machte die genannten Kunstwerke fast unsichtbar. Im Rahmen einer Generalsanierung wurde von Architekt Christian Lenz ein Neukonzept vorgelegt, das einerseits – im Grunde mittels „Ummöblierung“ – räumlich völlig neue Qualitäten schafft und andererseits Licht ins Gotteshaus bringt.
Zu ersterem: der Altarbereich wurde wesentlich tiefer gesetzt, sodass er sich heute nur noch um 4 Stufen vom Kirchenschiff erhebt. Der Altar von Albrecht wurde in die Vierung gerückt. Die bisher übliche Kirchenbankaufteilung je rechts und links den Außenwänden entlang wurde im Mittelschiff gebündelt. So blieben die zwei Seitenschiffe völlig frei. Dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass - angesichts der Abnahme an Kirchgängern - weniger Sitzplätze erforderlich sind als früher. Das Querhaus erhält auch Bankreihen, womit der Altar wirklich ins Zentrum rückt. Im Detail schuf Christian Lenz einen Block aus massiven Eichendielen: Boden, Bänke mit optisch schließenden, quadratischen Seitenteilen: es entsteht gleichsam eine „Barke“ inmitten des Kirchenschiffes. Beim Chor wird dieses Motiv neuerlich aufgegriffen und - einer riesigen Schublade gleich - ein hölzerner Kubus von der Empore in den Kirchenluftraum geschoben. Die frei gespielten Seitenschiffe geben Raum für eine künstlerisch - intellektuelle, reduzierte Intervention von Walther Franz Erhard, der 7 Bodenplatten bündig in den Solenhofer- Bodenbelag einsetzten ließ; mit jeweils einem eingefrästen Wort.
Der bauliche Eingriff zur Belichtungs-Verbesserung bedeutete gleichzeitig eine baumeister-maschinentechnische Herausforderung: in die Außenwände wurden jeweils unterhalb der hohen, bunten Glas-Eisen- Bogenfenster besonders schmale Schlitze gefräst. „Lichtscharten“ entstehen auf diese Weise, Fassadenbündig verglast und die Schartentiefe von 1 Meter auf eine Schartenbreite von 20 cm schafft hohe Raum -und- Lichtspezifische Qualitäten. Die Mystik des Raumes ist verstärkt, das Kommunikative erst entstanden, die wertvollen Elemente sind sichtbar geworden - sei es durch die neue Tageslichtsituation oder durch die künstliche Beleuchtung bei Nacht.
Ein Raum mit liturgischer Aufgabe benötigt wenige, dafür wertehaltige, hochqualitative Elemente. Taufbecken, Tabernakelschrank, Ewiges Licht, Ambo, Opferstock. Diese wurden vom Architekten in Bronze und Travertin gestaltet.
Der Außenraum wurde ins Konzept mit einbezogen. Die Kirche ruht nun auf einem ebenen Platz, der sich gegen die Straße deutlicher abhebt - auch dank scheinbar in der Nacht – schwebender, langgestreckter Betonbänke und einer Buchsbepflanzung, die später einen kubischen Grünraum bilden soll, ergänzt um eine traditionelle Linde. Breite Stufenanlagen machen das „Gottes- Podest“ erreichbar. Die äußere Erscheinung der Kirche wurde durch die Licht-Scharten kaum verändert, wirken sie doch zurückhaltend selbstverständlich.
Zugebaut wurde an der alten Stelle der Sakristei eine neue, vollständig in Beton. Das Dach bildet so mit den zwei Außenwänden eine eigenständige Betonfigur mit 3 Glastüren zur Südseite und einem langen Fenster Ostseitig. Innen wurde der Bestandskirchenwand der Verputz abgeschlagen und eine entsprechend lebendige Natursteinmauer freigelegt, die im DG der Sakristei dem Jugend-Raum einen erdgebundenen Charakter verleiht.
Der Solenhofer Bodenbelag, die Eichenblöcke, die Lichtscharten, die asymmetrisch unter den Fenstern platziert wurden, die wenigen hochqualitativen, subtilen Eingriffe verleihen der Kirche unprätentiös eine natürliche Noblesse. (Text: Vera Purtscher)
Zu ersterem: der Altarbereich wurde wesentlich tiefer gesetzt, sodass er sich heute nur noch um 4 Stufen vom Kirchenschiff erhebt. Der Altar von Albrecht wurde in die Vierung gerückt. Die bisher übliche Kirchenbankaufteilung je rechts und links den Außenwänden entlang wurde im Mittelschiff gebündelt. So blieben die zwei Seitenschiffe völlig frei. Dies spiegelt auch die Tatsache wider, dass - angesichts der Abnahme an Kirchgängern - weniger Sitzplätze erforderlich sind als früher. Das Querhaus erhält auch Bankreihen, womit der Altar wirklich ins Zentrum rückt. Im Detail schuf Christian Lenz einen Block aus massiven Eichendielen: Boden, Bänke mit optisch schließenden, quadratischen Seitenteilen: es entsteht gleichsam eine „Barke“ inmitten des Kirchenschiffes. Beim Chor wird dieses Motiv neuerlich aufgegriffen und - einer riesigen Schublade gleich - ein hölzerner Kubus von der Empore in den Kirchenluftraum geschoben. Die frei gespielten Seitenschiffe geben Raum für eine künstlerisch - intellektuelle, reduzierte Intervention von Walther Franz Erhard, der 7 Bodenplatten bündig in den Solenhofer- Bodenbelag einsetzten ließ; mit jeweils einem eingefrästen Wort.
Der bauliche Eingriff zur Belichtungs-Verbesserung bedeutete gleichzeitig eine baumeister-maschinentechnische Herausforderung: in die Außenwände wurden jeweils unterhalb der hohen, bunten Glas-Eisen- Bogenfenster besonders schmale Schlitze gefräst. „Lichtscharten“ entstehen auf diese Weise, Fassadenbündig verglast und die Schartentiefe von 1 Meter auf eine Schartenbreite von 20 cm schafft hohe Raum -und- Lichtspezifische Qualitäten. Die Mystik des Raumes ist verstärkt, das Kommunikative erst entstanden, die wertvollen Elemente sind sichtbar geworden - sei es durch die neue Tageslichtsituation oder durch die künstliche Beleuchtung bei Nacht.
Ein Raum mit liturgischer Aufgabe benötigt wenige, dafür wertehaltige, hochqualitative Elemente. Taufbecken, Tabernakelschrank, Ewiges Licht, Ambo, Opferstock. Diese wurden vom Architekten in Bronze und Travertin gestaltet.
Der Außenraum wurde ins Konzept mit einbezogen. Die Kirche ruht nun auf einem ebenen Platz, der sich gegen die Straße deutlicher abhebt - auch dank scheinbar in der Nacht – schwebender, langgestreckter Betonbänke und einer Buchsbepflanzung, die später einen kubischen Grünraum bilden soll, ergänzt um eine traditionelle Linde. Breite Stufenanlagen machen das „Gottes- Podest“ erreichbar. Die äußere Erscheinung der Kirche wurde durch die Licht-Scharten kaum verändert, wirken sie doch zurückhaltend selbstverständlich.
Zugebaut wurde an der alten Stelle der Sakristei eine neue, vollständig in Beton. Das Dach bildet so mit den zwei Außenwänden eine eigenständige Betonfigur mit 3 Glastüren zur Südseite und einem langen Fenster Ostseitig. Innen wurde der Bestandskirchenwand der Verputz abgeschlagen und eine entsprechend lebendige Natursteinmauer freigelegt, die im DG der Sakristei dem Jugend-Raum einen erdgebundenen Charakter verleiht.
Der Solenhofer Bodenbelag, die Eichenblöcke, die Lichtscharten, die asymmetrisch unter den Fenstern platziert wurden, die wenigen hochqualitativen, subtilen Eingriffe verleihen der Kirche unprätentiös eine natürliche Noblesse. (Text: Vera Purtscher)
Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut
Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konrad
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Pfarre St. Ulrich
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
Kunst am Bau
Fotografie