Bauwerk
Eissporthalle
Maria Auxiliadora Gálvez, Luca Brunelli - Valdemoro (E) - 2007
Keine kalte Kiste
Die meisten Eissporthallen sehen aus wie Kühlschränke, meint Luca Brunelli, funktionale Kisten wären sie, deren Hauptaufgabe es sei, eine konstant kühle Innentemperatur von ungefähr 13 Grad Celsius zu halten, kalt genug, um das Eis zu kühlen, ohne die Eisläufer zu verkühlen. Ziel ihres Entwurfes wäre es dagegen gewesen, »ein Gebäude, das normalerweise fast hermetisch abgeschlossen sei, nach den Grundsätzen eines öffentlichen Platzes zu gestalten«. Und das ist den Architekten in sehreigenwilliger aber überzeugender Weise gelungen.
1. März 2009 - David Cohn
Valdemoro mit seinen 60 000 Einwohnern ist eine vorwiegend von Arbeitern bewohnte Satellitenstadt im Speckgürtel von Madrid, etwa 27 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegen, die seit einiger Zeit durch ihre Förderung junger madrilenischer Architekten auf sich aufmerksam macht.
So hat María Auxiliadora Gálvez, die in Projektpartnerschaft mit Luca Brunelli für die neue Eissporthalle verantwortlich zeichnet, gemeinsam mit Izabela Wieczorek, mit der sie seit vielen Jahren eine Arbeitskooperation (Galvez Wieczorek Arquitectos) pflegt, hier kürzlich zwei Kindertagesstätten bauen können. Und von Alberto Nicolau stammt ein Hallenbad, das ebenso wie die Eissporthalle 2007 eröffnete. In dem kleinen Park rund um die Halle findet sich außerdem eine Sporthalle samt Schwimmhalle der Madrider Architekten María Fraile und Javier Revillo aus dem Jahr 1998 – eines ihrer ersten Projekte, mit dem diese sehr unmittelbar ihren eigenen, fast rau anmutenden, ruhigen Minimalismus etablierten.
Gemeinsam mit Izabela Wieczorek und Ana Bonet, Brunellis Frau, mieteten Gálvez und Brunelli 2000 ein Atelier an, in dem sie seitdem in wechselnden Arbeitsgemeinschaften Projekte realisieren. Gálvez hatte ihr Architekturstudium an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura de Madrid 1998 abgeschlossen und anschließend dort zwei Jahre für das Büro Ábalos &Herreros gearbeitet. Brunelli beendete sein Architekturstudium in Italien an der Politecnico di Torino 1995. Seit Kurzem firmiert er als Bblab. Mittlerweile haben sich der Gemeinschaft weitere freie Architekten hinzugesellt.
Resonanzkörper mit Lichtspiel
Gálvez bezeichnet das dem Gebäude zugrunde liegende Entwurfskonzept als das »eines sinnlichen Resonanzkörpers«, in dem das farbige Licht der Fenster mit ihren unterschiedlichen Grün-Gelb-Nuancen einen spielerischen Dialog mit den reflektierenden Oberflächen der Decke und Wände sowie der Eisfläche eingeht und die Fenster außerdem komponierte Blicke auf die umgebende Vegetation erlauben.
Mit dem Madrider Bauunternehmen Teconsa hatten Gálvez und Brunelli 2004 gegen fünf Mitbewerber die Generalunternehmerausschreibung der Stadt für die Eishalle gewonnen. Ihre darauf beruhende Vertragssituation mit dem Unternehmen machte es ihnen in der Folge nicht immer leicht, ihre hohen Qualitätsansprüche in der Ausführung umzusetzen. Aber, so berichtet Brunelli, vonseiten der Kommune erhielten sie dabei große Unterstützung. So akzeptierte diese eine Kostensteigerung des ursprünglich mit ungefähr 3,8 Millionen Euro angebotenen Projekts auf 4,5 Millionen. Betreiber der Eislaufhalle im Auftrag der Stadt ist ein Privatunternehmen, das mit städtischen Fördermitteln unterstützt wird, unter anderem auch, um die Eintrittspreise gering zu halten.
In dem Gebiet rund um den Bauplatz der Eishalle gab es schon eine Vielzahl weiterer Freizeiteinrichtungen. Neben dem eingangs erwähnten Sportcenter von Fraile und Revillo befinden sich hier Basketball Courts, ein Spielplatz, eine kleine Stierkampfarena und ein schmaler Park. Und auf dem direkt hinter der Halle gelegenen Grundstück war ein augenblicklich in Fertigstellung begriffener, L-förmiger Wohnblock vorgesehen. Da die Halle im tiefstgelegenen Punkt im Inneren des Wohnblocks entstehen, dabei aber von zwei Seiten direkt von der Straße erschlossen werden sollte, entschieden sich Gálvez und Brunelli, die Eisfläche mit Ausmaßen von 30 x 60 Metern diagonal in die L-Form einzupassen und um sie herum eine unregelmäßige Hülle zu gestalten, die auf die Topografie reagiert und sich durch ihre ausgeprägte auskragende Dachform hin zu den freien Flächen orientiert. Die Serviceräume liegen im Rücken der Halle zum Wohnblock hin. Das Dach akzentuiert zum einen die weitläufige Freifläche vor dem Eingangsbereich und bildet zum anderen an der Gebäudesüdseite, dem Park gegenüber, vor der Cafeteria einen klar definierten Außenbereich, der zum Verweilen einladen soll. An dieser Stelle findet sich mit 17 Metern Dachüberstand auch die weiteste Auskragung.
Mit der großzügigen Glasfassade, die die niedrigen Einfallwinkel der nachmittäglichen Wintersonne einfängt, und der aus dem Gebäudeinneren bis in die auskragende Dachebene fortgeführten, reflektierenden Metalldecke wollten die Architekten ein Gebäude schaffen, das eine direkte Korrespondenz zwischen Innen und Außen ermöglicht und so ein einladendes umschlossenes städtisches Ambiente gestalten. Die sich in diesen öffentlichen Bereich dahinschlängelnde Gebäudekontur wird akzentuiert durch einen geschosshohen Betonsockel, der unter das Dach eingeschoben scheint. Darin sind der Eingang, die Kassen, die Umkleiden, die Cafeteria, Büroräume und die Haustechnik untergebracht. Er gleicht zudem den Geländeversatz aus. Darüber sitzt umlaufend die obere Fensterreihe als elegante Vorhangfassade, einem farbigen Lichtvorhang gleich, mit ihrem Wechsel von klaren Isolierglasscheiben, eingefärbten Scheiben und dazwischen akzentuierenden Metallpaneelen. Um den Eindruck der Durchgängigkeit zwischen dem Außen- und dem Innenraum zu verstärken, befinden sich die eigentliche Eisfläche und die sie umgebende Ebene ohne Versatz auf gleicher Höhe und auch die Decke geht scheinbar nahtlos von innen nach außen über.
Kein Käfig
Im Inneren der großen Halle sind die sich an der Eisfläche »entlangschlängelnden« Nebenräume mit kleinteilig perforierten Metallpaneelen, wie sie als Erschließungsstege im Gerüstbau verwendet werden, verkleidet, die die Architekten in unterschiedlichen Grüntönen streichen ließen. Im hinteren Teil, wo sich oberhalb der Nassräume und Umkleiden eine kleine Aussichtsplattform für die Besucher von Hockeyspielen befindet, wurden an den Wänden vertikal angeordnete Metallpaneele angebracht, die eine etwas gröbere Struktur aufweisen. Verchromte Abdeckleisten, eigens dafür entworfen, verleihen diesen gedämmten Wandelementen eine sehr homogene Erscheinungsweise.
Die schimmernde Decke ist mit wärmegedämmten Sandwichpaneelen verkleidet, die an der Oberfläche eine fein strukturierte Metallfläche zeigen, wobei einige farbige Metallpaneele streifenartig die sehr homogen graue Ansichtsfläche durchbrechen und beleben. Sehr ähnliche, vertikal angeordnete Paneele verwendeten die Architekten an der Fassade. Mit großer Sorgfalt wurden diese an den Gebäudekanten gebogen um die Ecken geführt. Ihre Oberflächen, die sorgfältig komponierte Farbigkeit sowie die ebenso sorgfältig detaillierten Lichtbänder verleihen der Eishalle eine Qualität, die sie weit über die Lieblosigkeit standardisiert vorgefertigter Hallen erhebt. Auch bei der Gestaltung des weit auskragenden Dachabschlusses ist diese Sorgfalt erlebbar. Die hier gewählten Paneele mussten zum Schutz vor Beschädigungen eine gewisse Dicke aufweisen. Hier wählten die Architekten möglichst schmale Profile, um die Kontinuität der Dachlandschaft zu erhalten. In direktem Gegensatz dazu stehen die eher grob ausgeführten Betonansichtsflächen, die zeigen, dass der Bauunternehmer die Qualitätsansprüche der Architekten nicht ganz teilte. Glücklicherweise ergibt der Gegensatz zwischen den feinen und der eher groben Oberfläche einen reizvollen Kontrast, der dem Gebäude nichts von seiner Qualität nimmt.
Eiskalt und nachhaltig
Um die großen Spannweiten des Hallendaches über der Eisfläche sowie die Dachauskragung zu realisieren, entschieden sich die Planer für eine Konstruktion aus Fachwerkträgern für das Dach, die, dem »schlängelnden« Grundriss folgend, auf unregelmäßig in der Halle angeordneten, runden Betonstützen ruhen. Die bis zu 3, 5 Meter hohen Träger weisen geneigte Oberzüge auf (siehe Detailbogen S. 99). Stützen und Fachwerkträger sind biege-steif miteinander verbunden.
Die Klimatisierung erfolgt zum einen über eine Heizungsanlage für die Umkleide-, Aufhalts- und Servicebereiche, zum anderen über eine Kühlanlage, die zum einen der Eisproduktion dient und zum anderen die Temperatur im Hallenbereich kontrolliert. Vollständig ausgelastet mit der Eisherstellung ist sie nur, wenn es gilt, die komplette Fläche zu erneuern. Zur späteren Kühlung des Eises wird nur eine Drittel ihrer Leistung benötigt, so dass die übrige Kapazität zur Temperierung der Halle zur Verfügung steht und damit auch der Kondensatbildung vorbeugt. Die Eisproduktion sowie die Kühlung der Fläche erfolgt über strahlenförmig unter der Lauffläche verlegte Polyehtylen-Röhren. Durch die Auslegung sowohl für das Eis als auch zur Hallenklimatisierung konnten neben den Anlagenkosten auch die Betriebs- und damit Energiekosten im Sinne der Nachhaltigkeit günstig beeinflusst werden. Den größten Nachhaltigkeitseffekt sieht Brunelli allerdings in der Tatsache, dass die Halle im Sommer geschlossen wird – anders als ganzjährig betriebene Freizeit-Skipiste in einem nahe gelegenen Einkaufcenter.
Die Eishalle tritt in einen spannenden Dialog über Zeit und wechselnde Moden mit dem Sportcenter von Fraile und Revillo: Statt auf sich selbst fokus-iert zu sein, öffnet sie sich ihrer Umgebung gezielt, ihre äußere Gestalt ist eher intuitiv als konsequent funktional entwickelt. Und ihre Materialwahl und Farbgebung, eine scheinbar willkürlich-spielerische Variation des Themas Pixelierung, wendet sich gegen das Diktat der Materialwahrhaftigkeit.
Gálvez, die auch als Entwurfsarchitektin für Vorschulen Erfahrung hat, ist eine erklärte Anhängerin Aldo van Eycks. So zeigt sich in dem Entwurf der beiden Architekten gerade auch ihr Bewusstsein für die Bedeutung von Orten sozialer Begegnung und kontrastiert mit dem eher mystisch-mies’chen Raumverständnis von Fraile und Revillo. Dabei weisen die beiden Gebäude auch klare Gemeinsamkeiten auf. In ihrer sehr gradlinigen, bescheidenen Materialwahl und dem Beharren auf hoher architektonischer Qualität auch und gerade im Umfeld der Vorstädte führen beide Projekte die lange künstlerische Tradition eines barock zu nennenden Realismus fort, bei dem bescheidene, alltägliche Aufgaben mit einer spartanisch zu nennenden Noblesse »geschmückt« werden.
So hat María Auxiliadora Gálvez, die in Projektpartnerschaft mit Luca Brunelli für die neue Eissporthalle verantwortlich zeichnet, gemeinsam mit Izabela Wieczorek, mit der sie seit vielen Jahren eine Arbeitskooperation (Galvez Wieczorek Arquitectos) pflegt, hier kürzlich zwei Kindertagesstätten bauen können. Und von Alberto Nicolau stammt ein Hallenbad, das ebenso wie die Eissporthalle 2007 eröffnete. In dem kleinen Park rund um die Halle findet sich außerdem eine Sporthalle samt Schwimmhalle der Madrider Architekten María Fraile und Javier Revillo aus dem Jahr 1998 – eines ihrer ersten Projekte, mit dem diese sehr unmittelbar ihren eigenen, fast rau anmutenden, ruhigen Minimalismus etablierten.
Gemeinsam mit Izabela Wieczorek und Ana Bonet, Brunellis Frau, mieteten Gálvez und Brunelli 2000 ein Atelier an, in dem sie seitdem in wechselnden Arbeitsgemeinschaften Projekte realisieren. Gálvez hatte ihr Architekturstudium an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura de Madrid 1998 abgeschlossen und anschließend dort zwei Jahre für das Büro Ábalos &Herreros gearbeitet. Brunelli beendete sein Architekturstudium in Italien an der Politecnico di Torino 1995. Seit Kurzem firmiert er als Bblab. Mittlerweile haben sich der Gemeinschaft weitere freie Architekten hinzugesellt.
Resonanzkörper mit Lichtspiel
Gálvez bezeichnet das dem Gebäude zugrunde liegende Entwurfskonzept als das »eines sinnlichen Resonanzkörpers«, in dem das farbige Licht der Fenster mit ihren unterschiedlichen Grün-Gelb-Nuancen einen spielerischen Dialog mit den reflektierenden Oberflächen der Decke und Wände sowie der Eisfläche eingeht und die Fenster außerdem komponierte Blicke auf die umgebende Vegetation erlauben.
Mit dem Madrider Bauunternehmen Teconsa hatten Gálvez und Brunelli 2004 gegen fünf Mitbewerber die Generalunternehmerausschreibung der Stadt für die Eishalle gewonnen. Ihre darauf beruhende Vertragssituation mit dem Unternehmen machte es ihnen in der Folge nicht immer leicht, ihre hohen Qualitätsansprüche in der Ausführung umzusetzen. Aber, so berichtet Brunelli, vonseiten der Kommune erhielten sie dabei große Unterstützung. So akzeptierte diese eine Kostensteigerung des ursprünglich mit ungefähr 3,8 Millionen Euro angebotenen Projekts auf 4,5 Millionen. Betreiber der Eislaufhalle im Auftrag der Stadt ist ein Privatunternehmen, das mit städtischen Fördermitteln unterstützt wird, unter anderem auch, um die Eintrittspreise gering zu halten.
In dem Gebiet rund um den Bauplatz der Eishalle gab es schon eine Vielzahl weiterer Freizeiteinrichtungen. Neben dem eingangs erwähnten Sportcenter von Fraile und Revillo befinden sich hier Basketball Courts, ein Spielplatz, eine kleine Stierkampfarena und ein schmaler Park. Und auf dem direkt hinter der Halle gelegenen Grundstück war ein augenblicklich in Fertigstellung begriffener, L-förmiger Wohnblock vorgesehen. Da die Halle im tiefstgelegenen Punkt im Inneren des Wohnblocks entstehen, dabei aber von zwei Seiten direkt von der Straße erschlossen werden sollte, entschieden sich Gálvez und Brunelli, die Eisfläche mit Ausmaßen von 30 x 60 Metern diagonal in die L-Form einzupassen und um sie herum eine unregelmäßige Hülle zu gestalten, die auf die Topografie reagiert und sich durch ihre ausgeprägte auskragende Dachform hin zu den freien Flächen orientiert. Die Serviceräume liegen im Rücken der Halle zum Wohnblock hin. Das Dach akzentuiert zum einen die weitläufige Freifläche vor dem Eingangsbereich und bildet zum anderen an der Gebäudesüdseite, dem Park gegenüber, vor der Cafeteria einen klar definierten Außenbereich, der zum Verweilen einladen soll. An dieser Stelle findet sich mit 17 Metern Dachüberstand auch die weiteste Auskragung.
Mit der großzügigen Glasfassade, die die niedrigen Einfallwinkel der nachmittäglichen Wintersonne einfängt, und der aus dem Gebäudeinneren bis in die auskragende Dachebene fortgeführten, reflektierenden Metalldecke wollten die Architekten ein Gebäude schaffen, das eine direkte Korrespondenz zwischen Innen und Außen ermöglicht und so ein einladendes umschlossenes städtisches Ambiente gestalten. Die sich in diesen öffentlichen Bereich dahinschlängelnde Gebäudekontur wird akzentuiert durch einen geschosshohen Betonsockel, der unter das Dach eingeschoben scheint. Darin sind der Eingang, die Kassen, die Umkleiden, die Cafeteria, Büroräume und die Haustechnik untergebracht. Er gleicht zudem den Geländeversatz aus. Darüber sitzt umlaufend die obere Fensterreihe als elegante Vorhangfassade, einem farbigen Lichtvorhang gleich, mit ihrem Wechsel von klaren Isolierglasscheiben, eingefärbten Scheiben und dazwischen akzentuierenden Metallpaneelen. Um den Eindruck der Durchgängigkeit zwischen dem Außen- und dem Innenraum zu verstärken, befinden sich die eigentliche Eisfläche und die sie umgebende Ebene ohne Versatz auf gleicher Höhe und auch die Decke geht scheinbar nahtlos von innen nach außen über.
Kein Käfig
Im Inneren der großen Halle sind die sich an der Eisfläche »entlangschlängelnden« Nebenräume mit kleinteilig perforierten Metallpaneelen, wie sie als Erschließungsstege im Gerüstbau verwendet werden, verkleidet, die die Architekten in unterschiedlichen Grüntönen streichen ließen. Im hinteren Teil, wo sich oberhalb der Nassräume und Umkleiden eine kleine Aussichtsplattform für die Besucher von Hockeyspielen befindet, wurden an den Wänden vertikal angeordnete Metallpaneele angebracht, die eine etwas gröbere Struktur aufweisen. Verchromte Abdeckleisten, eigens dafür entworfen, verleihen diesen gedämmten Wandelementen eine sehr homogene Erscheinungsweise.
Die schimmernde Decke ist mit wärmegedämmten Sandwichpaneelen verkleidet, die an der Oberfläche eine fein strukturierte Metallfläche zeigen, wobei einige farbige Metallpaneele streifenartig die sehr homogen graue Ansichtsfläche durchbrechen und beleben. Sehr ähnliche, vertikal angeordnete Paneele verwendeten die Architekten an der Fassade. Mit großer Sorgfalt wurden diese an den Gebäudekanten gebogen um die Ecken geführt. Ihre Oberflächen, die sorgfältig komponierte Farbigkeit sowie die ebenso sorgfältig detaillierten Lichtbänder verleihen der Eishalle eine Qualität, die sie weit über die Lieblosigkeit standardisiert vorgefertigter Hallen erhebt. Auch bei der Gestaltung des weit auskragenden Dachabschlusses ist diese Sorgfalt erlebbar. Die hier gewählten Paneele mussten zum Schutz vor Beschädigungen eine gewisse Dicke aufweisen. Hier wählten die Architekten möglichst schmale Profile, um die Kontinuität der Dachlandschaft zu erhalten. In direktem Gegensatz dazu stehen die eher grob ausgeführten Betonansichtsflächen, die zeigen, dass der Bauunternehmer die Qualitätsansprüche der Architekten nicht ganz teilte. Glücklicherweise ergibt der Gegensatz zwischen den feinen und der eher groben Oberfläche einen reizvollen Kontrast, der dem Gebäude nichts von seiner Qualität nimmt.
Eiskalt und nachhaltig
Um die großen Spannweiten des Hallendaches über der Eisfläche sowie die Dachauskragung zu realisieren, entschieden sich die Planer für eine Konstruktion aus Fachwerkträgern für das Dach, die, dem »schlängelnden« Grundriss folgend, auf unregelmäßig in der Halle angeordneten, runden Betonstützen ruhen. Die bis zu 3, 5 Meter hohen Träger weisen geneigte Oberzüge auf (siehe Detailbogen S. 99). Stützen und Fachwerkträger sind biege-steif miteinander verbunden.
Die Klimatisierung erfolgt zum einen über eine Heizungsanlage für die Umkleide-, Aufhalts- und Servicebereiche, zum anderen über eine Kühlanlage, die zum einen der Eisproduktion dient und zum anderen die Temperatur im Hallenbereich kontrolliert. Vollständig ausgelastet mit der Eisherstellung ist sie nur, wenn es gilt, die komplette Fläche zu erneuern. Zur späteren Kühlung des Eises wird nur eine Drittel ihrer Leistung benötigt, so dass die übrige Kapazität zur Temperierung der Halle zur Verfügung steht und damit auch der Kondensatbildung vorbeugt. Die Eisproduktion sowie die Kühlung der Fläche erfolgt über strahlenförmig unter der Lauffläche verlegte Polyehtylen-Röhren. Durch die Auslegung sowohl für das Eis als auch zur Hallenklimatisierung konnten neben den Anlagenkosten auch die Betriebs- und damit Energiekosten im Sinne der Nachhaltigkeit günstig beeinflusst werden. Den größten Nachhaltigkeitseffekt sieht Brunelli allerdings in der Tatsache, dass die Halle im Sommer geschlossen wird – anders als ganzjährig betriebene Freizeit-Skipiste in einem nahe gelegenen Einkaufcenter.
Die Eishalle tritt in einen spannenden Dialog über Zeit und wechselnde Moden mit dem Sportcenter von Fraile und Revillo: Statt auf sich selbst fokus-iert zu sein, öffnet sie sich ihrer Umgebung gezielt, ihre äußere Gestalt ist eher intuitiv als konsequent funktional entwickelt. Und ihre Materialwahl und Farbgebung, eine scheinbar willkürlich-spielerische Variation des Themas Pixelierung, wendet sich gegen das Diktat der Materialwahrhaftigkeit.
Gálvez, die auch als Entwurfsarchitektin für Vorschulen Erfahrung hat, ist eine erklärte Anhängerin Aldo van Eycks. So zeigt sich in dem Entwurf der beiden Architekten gerade auch ihr Bewusstsein für die Bedeutung von Orten sozialer Begegnung und kontrastiert mit dem eher mystisch-mies’chen Raumverständnis von Fraile und Revillo. Dabei weisen die beiden Gebäude auch klare Gemeinsamkeiten auf. In ihrer sehr gradlinigen, bescheidenen Materialwahl und dem Beharren auf hoher architektonischer Qualität auch und gerade im Umfeld der Vorstädte führen beide Projekte die lange künstlerische Tradition eines barock zu nennenden Realismus fort, bei dem bescheidene, alltägliche Aufgaben mit einer spartanisch zu nennenden Noblesse »geschmückt« werden.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel