Bauwerk

Berggarten und Fasanengarten IGS 2000 Graz
Kienast Vogt Partner - Unterpremstätten (A) - 2000
Berggarten und Fasanengarten IGS 2000 Graz, Foto: Anette Freytag
Berggarten und Fasanengarten IGS 2000 Graz, Foto: Anette Freytag
14. Dezember 2009 - next.land
Das Konzept für die Internationale Gartenschau wurde unter zwei Grundsätzen entwickelt: Welches kann zu Beginn des neuen Jahrtausends die Message für eine Gartenschau sein und was ist unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen - Örtlichkeit, Zeit, Finanzen - möglich? Das Thema des Entwurfes der Internationalen Gartenschau hiess „Gärten in der Landschaft“ und damit wird festgelegt, dass die vorhandene Landschaft mit allen Qualitäten und Nachteilen akzeptiert wird. Auf konzentriertem Raum werden vier unterschiedlich klar gefasste Gärten gezeigt: Blumengarten, Berggarten, Fasanengarten, Ackergarten.

Das Planungsgebiet liegt vor den Toren von Graz und steht nicht mehr im städtischen Kontext, sondern im „Schwarzl Freizeitzentrum“. Dieses Freizeitzentrum verlangt nach einer Neukonzeption. In dieser Logik konnte es nicht mehr darum gehen, die ganze Landschaft neu zu gestalten, sondern in konzentrierter Form das zentrale Thema: „Gärten in der Landschaft“ aufzunehmen (...)

Die vier Gartenteile

Ackergarten (nach der Gartenschau abgebrochen)
Wie alle vier thematischen Gartenbereiche wird auch der Ackergarten als eigenständiger Raum definiert. Der Ackergarten ist als Beispiel zur Thematik „nachwachsender Energie“ durch einen fünf Meter breiten Streifen aus drei Meter hohem Chinaschilf räumlich gefasst. Die Darstellung von unterschiedlichen landwirtschaftlichen Produkten und Produktionsmethoden folgt dem Muster eines seriellen Bildes von Richard Paul Lohse und stellt unter Beweis, dass Nützlichkeit mit Schönheit kompatibel ist.

Blumengarten (nach der Gartenschau abgebrochen)
Der Blumengarten, ein begehbares Blumenbild, wird quadratisch gefasst durch ein einfaches, fünf Meter hohes Baugerüst, das mit weißen Stoffbahnen überzogen ist, vergleichbar mit einem Bühnenvorhang. Ein traditionelles islamisches Teppichbild mit Gartenmotiven diente der Raumstruktur als Vorlage. Für die gärtnerische Leistungsschau wird dieses Muster mit mehr als einer Million Blumen und Stauden gefüllt und je nach Saison zum Blühen und Duften kommen. (...) Der Überblick über diese beiden Gartenteile, Acker-, und Blumengarten, wird von einem Turm aus ermöglicht.

Berggarten (heute Teil des Österreichischen Skulpturenparks)
Der Berggarten zeigt eine stark skulptural überformte Erdtopographie. Die Abgrenzung erfolgt mit einem fünf Meter hohen, geometrisch ausgeformten Rasenwall. Hier wird die steilstmögliche Rasenböschung mittels geotextilen Hilfsmitteln gezeigt. Der Erdwall definiert den Gartenraum gegen Aussen und Innen und hat gleichzeitig lärmdämmende Wirkung. Im Garteninneren erleben wir die plastische Kraft dieser zum Teil thematischen Bepflanzung einer geometrisch überformten Topographie. Die Schrägen sind thematisch und materiell unterschiedlich ausgeformt: Im Schotterfeld wachsen in den Zwischenräumen ausgewählte Gräser und Bergblumen, womit eine neue Form des tradierten Alpinums des 19. Jahrhunderts angestrebt wird. Vom höchsten Punkt aus geniessen wir die gelenkte Sicht auf das Landschaftslesebuch, auf die Berge und den angrenzenden See. Im Landschaftsbuch – das den Dialog zwischen Natur und Landschaft subtil weiterführt - lesen wir aus erhöhter Warte einen Text aus dem „Schilcher ABC“ des steirischen Autors R.P.Gruber, welcher im Rasen mit Streckmetallplatten eingelassen ist (...)

Im nördlichen Teil des Berggartens bleiben die vorhandenen Einzelbäume in den Pyramidenzwischenräumen weitgehend erhalten. Im südlichen Teil dominiert der bestehende Fichtenwald, der mit Waldstauden, Farnpflanzen, etc. angereichert wird. Darin eingeschnitten ist der neue Waldweiher, eine Antipode zum belebten Badesee. In vorhandenen Lichtungen wird hier eine künstliche Topographie erzeugt und somit eine räumliche Erlebnisvielfalt verstärkt. (...)

Fasanengarten (heute Teil des Österreichischen Skulpturenparks)
Im Fasengarten begleiten uns immer wieder – frei umherlaufend – hundert farbenprächtige Fasane.
Der Fasanengarten wird durch eine umfassende Lindenhecke begrenzt. Sein Inneres zeigt einen Lindenheckenmäander, der von West nach Ost schräg abfällt und in ein Labyrinth mündet. Der spannungsvolle Wechsel von räumlicher Enge und Weite, von different ausgestalteten Gartenräumen, wird auf den beiden Erschliessungswegen unterschiedlich belebt: dort befinden sich der Teich mit seinen Lotusblumen und der Kirscheninsel, die Himmelstreppe neben der Erdrampe, die wilden, aber zugeschnittenen Topiarys, der Rosengarten, das große Rasenstück mit der Magnolienanhöhe. Im südlichen Teil liegen ein Irrgarten und ein Labyrinth. In der Mitte des Irrgartens bleibt eine alte Eiche erhalten. Im Zentrum des Labyrinths finden wir nicht mehr den Minotaurus: der Wanderer wird mit einer einfachen Bank zum Ausruhen belohnt. Dieter und Erika Kienast

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