Natürlich überragt das Stift in St. Paul alles. Man spürt regelrecht, dass der Ort, aus verschiedensten Episoden heraus, um das Stift gewachsen ist. Nicht desto trotz weist St. Paul - der Ort - spannende städtebauliche Qualitäten auf. Zu den besonderen Elementen zählt der Ortsplatz mit dem Rathaus. Architekt Klingbacher gelingt es mit einer sehr subtilen Geste den Platz über den Fluss zu ziehen. War es vorher nur die barocke Brücke, die die beiden Ortsteile miteinander verband, so bildet heute der gesamte Platz das überbrückende Element und wird - durch die neue Brücke - auch stadträumlich so gefasst und wahrgenommen. Der kleine, neue Fußgängersteg versucht sich in keiner Weise der barocken Brücke anzubiedern, sondern schafft es, durch reflektierte Tektonik und Materialisation, den Rathausplatz als einheitliches Ganzes wahrnehmbar zu machen. Darin liegen auch seine architektonischen Qualitäten. Zeitgenossenschaft nicht als formale Ausprägung, sondern als gebaute Programmatik. (Text: Jurytext aus: Kärntner Landesbaupreis 2009 - Walter Angonese, Rainer Köberl, Maria Flöckner, Erich Fercher, Hartwig Wetschko)