Bauwerk
Frauenwohnprojekt [ro*sa] Donaustadt
Koeb & Pollak - Wien (A) - 2009
28. Februar 2010 - Az W
Anders als bei gewöhnlichen Wohnbauten, wo nach Schlüsselübergabe die Mieter oder Eigentümer in Scharen einziehen, ohne sonderlich Notiz voneinander zu nehmen, veranstaltet die Hausgemeinschaft des Frauenwohnprojekts [ro*sa] Donaustadt ein Eröffnungsfest (6.3.2010), bei dem – wie einem Zettel im Aufzug zu entnehmen war – ein aus Übersiedelungskartons und anderen Umzugsresten zusammengebautes „Recyclingsperrmüllmonster“ enthüllt werden soll. Im Unterschied zum anonymen Tür an Tür mancher Wohnanlagen wurde bei diesem in Eigeninitiative entwickelten Projekt das Modell einer solidarischen „Dorfgemeinschaft“ angestrebt, das Frauen unterschiedlicher Generationen und in unterschiedlichen Lebensphasen adäquaten Wohnraum anbietet. Zielgruppe sind also Frauen aller Altersgruppen, Alleinerzieherinnen ebenso wie Seniorinnen, einkommensschwache Frauen, Singles, Paare sowie Wohn- und Lebensgemeinschaften aller Art. Natürlich sind auch Männer (als Partner) willkommen, die Mietverträge werden jedoch bevorzugt mit Frauen abgeschlossen.
Das kollaborative Wohnmodell hat eine lange Genese: Anfang 2003 stellte Architektin Sabine Pollak ihre Projektidee, die die Errungenschaften der Frauen-Werk-Stadt I in Floridsdorf (siehe gesonderten Eintrag) um den Aspekt der Partizipation erweitert, erstmals einer Gruppe interessierter Frauen vor. Noch im gleichen Jahr wurde der Verein Frauenwohnprojekt [ro*sa] gegründet, es folgte eine langwierige wie schwierige Suche nach einem geeigneten Objekt bzw. Grundstück, zugleich wurden in zahlreichen moderierten Workshops die Wohnvorstellungen der Gruppe (Gemeinschaftseinrichtungen, Verhältnis Privatheit/Kollektivität, Wohnungsmix, Finanzierungsmodalitäten etc.) konkretisiert. Nachdem im Sommer 2005 das generationenübergreifende Wettbewerbsprojekt „mosaique“ von Köb & Pollak (in das viele Anregungen des Vereins eingeflossen waren) größeres Interesse erweckt hatte, zeichneten sich 2006 zwei vielversprechende Perspektiven ab. Der Verein verzweigte sich: [ro*sa] KalYpso nahm ein Frauenwohnprojekt im neuen Stadtquartier Kabelwerk in Angriff, und Sabine Pollak konnte ihre Vision mit dem Verein Wohnprojekt Donaustadt auf einem transdanubischen Grundstück in unmittelbarer Nähe zur U1 Station Kagraner Platz realisieren.
Kernbereich des langgestreckten Gebäudes mit mehrfachen Hofeinschnitten ist eine drei Meter breite, über zwei führende Treppen erschlossene Passage, die in ihrer differenzierten Räumlichkeit und Belichtung (besonders schön die Blumenfenster mit ihren tiefen Laibungen) viel mehr bietet als eine herkömmliche Mittelgangerschließung. Der wohnliche Flur ist nicht die einzige Begegnungszone, zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen (Werkstatt, Fahrrad- und Kinderwagengarage, Workshopraum mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsterrasse, Büro mit Bibliothek Waschküche, Sauna mit Ruheraum etc.) ergänzen das Raumangebot. Die Vielfalt der Wohn-Typologien wird durch eine maximale Freiheit innerhalb der Wohnungen noch erhöht. Dazu die Architektin: „Die weitgehend in Säulen aufgelöste Konstruktion ist unabhängig von Wohnungstrennwänden positioniert und erlaubt eine nachträgliche Veränderung für veränderte Lebensumstände. Vom 1-Feldtypus (Miniapartment), dem 1,5-Feldtypus (Single), dem 2-Feldtypus (Double oder Alleinerzieherin), dem 3-Feldtypus (Familie, Patchworkfamilie oder SeniorInnengemeinschaft) bis zum 4-Feldtypus (3-Generationenwohnung) werden alle denkbaren Wohnformen angeboten, wobei alle Wohnungen entweder als Einraum- oder Loftwohnungen oder als Zimmerwohnung organisert werden können.“ Im Sinne einer Maximierung der Wohnbereiche wurden alle Nebenräume in einer linearen Servicezone mit Stauraum, Bad und WC entlang der Passage (1,55 m breit) angeordnet. Mit seinen drei Wohnhöfen ist die Kubatur in kleinmaßstäbliche Einheiten gegliedert, eine zweifärbige Fassade aus Faserzementplatten bringt zusätzliche Individualisierung ins Spiel. Das gleichermaßen rationale wie elastische Konzept gibt allen erdenklichen Wohnformen Raum – die Bewohnerinnen werden ihn gewiss zu nutzen wissen. (Text: Gabriele Kaiser)
Das kollaborative Wohnmodell hat eine lange Genese: Anfang 2003 stellte Architektin Sabine Pollak ihre Projektidee, die die Errungenschaften der Frauen-Werk-Stadt I in Floridsdorf (siehe gesonderten Eintrag) um den Aspekt der Partizipation erweitert, erstmals einer Gruppe interessierter Frauen vor. Noch im gleichen Jahr wurde der Verein Frauenwohnprojekt [ro*sa] gegründet, es folgte eine langwierige wie schwierige Suche nach einem geeigneten Objekt bzw. Grundstück, zugleich wurden in zahlreichen moderierten Workshops die Wohnvorstellungen der Gruppe (Gemeinschaftseinrichtungen, Verhältnis Privatheit/Kollektivität, Wohnungsmix, Finanzierungsmodalitäten etc.) konkretisiert. Nachdem im Sommer 2005 das generationenübergreifende Wettbewerbsprojekt „mosaique“ von Köb & Pollak (in das viele Anregungen des Vereins eingeflossen waren) größeres Interesse erweckt hatte, zeichneten sich 2006 zwei vielversprechende Perspektiven ab. Der Verein verzweigte sich: [ro*sa] KalYpso nahm ein Frauenwohnprojekt im neuen Stadtquartier Kabelwerk in Angriff, und Sabine Pollak konnte ihre Vision mit dem Verein Wohnprojekt Donaustadt auf einem transdanubischen Grundstück in unmittelbarer Nähe zur U1 Station Kagraner Platz realisieren.
Kernbereich des langgestreckten Gebäudes mit mehrfachen Hofeinschnitten ist eine drei Meter breite, über zwei führende Treppen erschlossene Passage, die in ihrer differenzierten Räumlichkeit und Belichtung (besonders schön die Blumenfenster mit ihren tiefen Laibungen) viel mehr bietet als eine herkömmliche Mittelgangerschließung. Der wohnliche Flur ist nicht die einzige Begegnungszone, zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen (Werkstatt, Fahrrad- und Kinderwagengarage, Workshopraum mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsterrasse, Büro mit Bibliothek Waschküche, Sauna mit Ruheraum etc.) ergänzen das Raumangebot. Die Vielfalt der Wohn-Typologien wird durch eine maximale Freiheit innerhalb der Wohnungen noch erhöht. Dazu die Architektin: „Die weitgehend in Säulen aufgelöste Konstruktion ist unabhängig von Wohnungstrennwänden positioniert und erlaubt eine nachträgliche Veränderung für veränderte Lebensumstände. Vom 1-Feldtypus (Miniapartment), dem 1,5-Feldtypus (Single), dem 2-Feldtypus (Double oder Alleinerzieherin), dem 3-Feldtypus (Familie, Patchworkfamilie oder SeniorInnengemeinschaft) bis zum 4-Feldtypus (3-Generationenwohnung) werden alle denkbaren Wohnformen angeboten, wobei alle Wohnungen entweder als Einraum- oder Loftwohnungen oder als Zimmerwohnung organisert werden können.“ Im Sinne einer Maximierung der Wohnbereiche wurden alle Nebenräume in einer linearen Servicezone mit Stauraum, Bad und WC entlang der Passage (1,55 m breit) angeordnet. Mit seinen drei Wohnhöfen ist die Kubatur in kleinmaßstäbliche Einheiten gegliedert, eine zweifärbige Fassade aus Faserzementplatten bringt zusätzliche Individualisierung ins Spiel. Das gleichermaßen rationale wie elastische Konzept gibt allen erdenklichen Wohnformen Raum – die Bewohnerinnen werden ihn gewiss zu nutzen wissen. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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