Bauwerk

Karrée St. Marx - Bauplatz C
Elsa Prochazka - Wien (A) - 2010
Karrée St. Marx - Bauplatz C, Foto: Pez Hejduk
Karrée St. Marx - Bauplatz C, Foto: Pez Hejduk
11. April 2010 - Az W
Aus einem Gutachterverfahren zur Erlangung eines städtebaulichen Leitkonzepts für das Karree St. Marx – Teilstück jenes innerstädtischen Zielgebiets der Wiener Stadplanung in Erdberg, auf dem sich von 1848 bis in die 1970er Jahre der erste Wiener Schlachthof befand – ging der stadtlandschaftlich differenzierte Entwurf von Kinayeh & Markus Geiswinkler als Siegerprojekt hervor. An der verkehrsreichen Schlachthausgasse bleiben in ihrem Konzept zwei Baufelder einer Büro- und Gewerbenutzung vorbehalten (derzeit auf Eis gelegt), während dahinter eine dem Wohnbau gewidmete L-förmige Randbebauung den Rahmen für fünf Stadtvillen bildet, die mit im Sockel durchlässiger Baustruktur locker ins Gelände der „Erdberger Stadtwildnis“ gesetzt sind, die im gesamten Areal spürbar bleibt. 2006 wurde für die drei Wohnbau-Parzellen ein Bauträgerwettbewerb ausgeschrieben, um ein möglichst breites Angebot an leistbaren Wohnraum zu schaffen (insgesamt ca. 420 geförderte Mietwohnungen).

Die insgesamt 118 Wohnungen (50–113m²) der drei freistehenden Punkthäuser im Bauteil C von Elsa Prochazka am nordöstlichen Rand des Areals sind großteils übereck situiert und mit geräumigen Loggien ausgestattet. Die diagonale Raumachse (ein übereck verglaster Wohnraum mit Bezug zu den Loggien schiebt sich an die Gebäudeaußenkante hinaus) sorgt im Vergleich zu herkömmlichen Standardgrundrissen für eine gesteigerte Wahrnehmung des in diesem Fall tatsächlich sehenswerten Stadtraums rundum. Die kompakten Baukörper wirken dank des freigespielten Erdgeschosses schlanker als sie sind, sie öffnen sich mit Gemeinschaftsräumen (Waschküche, Fahrradabstellraum, Spielzimmer, Mehrzeckraum) zur parkartigen ehemaligen Donauuferlandschaft, die das gesamte Wohnareal durchzieht. Die Punkthäuser mit gut belichteter zentraler Erschließung wurden mit ihrer vielfach reflektierenden Oberfläche aus diagonal verspannten Metallelementen und oszillierenden Kunststoffflächen vor den Loggien als glitzernde „Kristalle“ konzipiert, die das wechselnde Umgebungslicht spiegeln und so zu einem Teil der Grünraums werden. Ihre punktuelle Ausfachung mit Doppelstegplatten schafft auf den geräumigen Loggien sichtgeschützte Bereiche. Man fragt sich, warum es für den städtischen Bautypus „Punkthaus“ in Wien bislang so wenig Beispiele gab. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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