Bauwerk

Kloster St. Gabriel
Henke Schreieck Architekten - St. Johann bei Herberstein (A) - 2008
Kloster St. Gabriel, Foto: Margherita Spiluttini
Kloster St. Gabriel, Foto: Margherita Spiluttini
11. Januar 2015 - HDA
Diese Bauaufgabe ist etwas Besonderes - es kommt nicht oft vor, dass ein Kloster neu gebaut wird. Solches hatten die Benediktinerinnen des Klosters St Gabriel in St. Johann bei Herberstein ursprünglich auch nicht im Sinn, sondern den Ausbau des Dachgeschoßes im historischen Kloster. Die Architekten nahmen sich der kleinen Bauaufgabe mit großem Einsatz und großer Genauigkeit an und rieten davon ab, die schön patinierten Flächen der Ziegeldächer anzutasten. An der steil abfallenden Hangkante im Norden liegt nun ein neues Gebäude, das mit den historischen Bauten Ortskirche und ehemaliges Kloster nicht nur ein linear gesetztes räumliches Ensemble formt, sondern auch einen großzügigen Vorplatz möglich machte.

Der Baukörper duckt sich ins Gelände, seine Südfassade an der Zufahrt tritt auch deshalb nur zweigeschoßig in Erscheinung, weil das oberste Geschoß mit Gemeinschaftsraum, Bibliothek und Atelier nur bis zur Mittelachse ausgebaut ist. Die beiden Hauptgeschoße sind im Wesentlichen den bescheidenen privaten Räumen der Schwestern vorbehalten; darunter, hangabwärts, ist der Speiseraum mit Blick in die Landschaft positioniert.

Die Auffächerung der Zellenfenster mit ihrer Orientierung nach Südosten, hin zur Kirche, hat mehrfache Bedeutung: durch sie entsteht ein Erker, der den Raum aufweitet, außerdem schafft sie eine visuelle Abschirmung zum Vorplatz und zum Weg. In ihrer additiven, ruhigen Plastizität erhält die bergseitige Fassade des kompakten Baukörpers Symbolkraft.

Aus der Ostecke des neuen Klosters tritt ein Kubus mit etwas mehr als 8 Metern Seitenlänge hervor, der sich in seiner Außenwirkung vom Wohnhaus deutlich unterscheidet. Sparsam gesetzte, dreiecksförmige Belichtung von zwei diagonal gegenüberliegenden Seiten (die dritte Lichtquelle über dem Altarraum entdeckt man erst im Inneren) und eine markant schräg abgeschnittene Raumecke deuten seine spezielle Nutzung an: es ist eine Kapelle. Sie scheint vorwiegend der inneren Einkehr der zwölf Nonnen zugedacht, wiewohl sie über den Windfang des Wohnhauses auch für Außenstehende zugänglich ist.

Sparsam gesetzte Gestaltelemente prägen den Ausdruck von Schlichtheit nicht nur in der äußeren Erscheinung des Klosters und der Kapelle (die etwas spielerisch anmutende Fensterordnung der Nordfassade ist topografiebedingt kaum erfassbar). Auch im Inneren schaffen naturbelassene Materialien, nur akzentuierend eingesetzte Farbe und einige wenige schöne Stücke an historischem Mobiliar aus eigenem Besitz eine Atmosphäre, die der Bescheidenheit klösterlichen Lebens angemessen ist und dennoch ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhause sein aufkommen lässt. (Text: Karin Tschavgova)

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