Bauwerk

Wohnanlage Obere Amtshausgasse
Daneshgar Architects - Wien (A) - 2005
Wohnanlage Obere Amtshausgasse © Bernd Vogl

Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006

10. Oktober 2006 - newroom
Die Wohnviertel der Gründerzeit in Wien wie in anderen Städten bilden ein riesiges Reservoir für Sanierungen, um thermisch und funktionell ineffiziente, räumlich kompakte Bausubstanz in wohnliche Stadtteile umzuwandeln. Das Grätzel in Margareten hat lokal den höchsten Ausländeranteil, die meisten Substandardwohnungen und den niedrigsten Anteil an Grünflächen. Der Umbau betraf drei desolate Häuser mit winzigen Wohnungen, veralteten Heizungen und einem Hof ohne Grün. Die neue Erschließung mit Liften und hofseitigen Laubengängen, einem Spielgarten über der kleinen Tiefgarage, intensiver Begrünung der Hoffassaden mit sichtgeschützten, neuen Balkonen und Loggien für alle Wohnungen sowie die Umwandlung des Dachraumes in Maisonetten mit Terrassen und Pflanzentrögen bilden ein urbanes Ambiente, das auch durch »trendige« Details und hochwertige Nutzung des Sockels in die Umgebung ausstrahlt.

Energie und Ökologie

Den Vorarlbergern sagt man Baukultur nach. In Wien ist seit jeher Platz für Vielfalt. Was ein persischer Architekt aus drei durchschnittlichen Zinskasernen in einem mäßig attraktiven Innenstadtbereich gemacht hat, hat einiges mit Nachhaltigkeit zu tun. So kann Wohnen im dicht verbauten Stadtgebiet wieder zur Alternative zur Abwanderung in den Speckgürtel werden. Finanzierbar sind derartige Projekte allerdings meist nur mit Aufstockungen, wovon hier in durchaus provokanter Weise Gebrauch gemacht wurde. Einstimmig fällt das Urteil über den attraktiven, grünen und gern genutzten Innenhof aus, eine echte Oase im fünften Bezirk. Für die Gebäude wurde Fernwärme herbeigeschafft, was in der Großstadt sehr sinnvoll ist. Leider werden mit einem Fernwärmeanschluss durch das derzeit übliche Abrechnungssystem keine Anreize für weitergehende Energieeffizienz gegeben. Bezüglich der Energie-Performance dieser Modernisierung gibt es nichts Überdurchschnittliches hervorzuheben, Fassadendämmungen wurden nur angebracht, wo keine gegliederte Fassade vorhanden war. Dennoch, vergleicht man das, was vorher war, mit dem jetzigen Wohnangebot, so bekommt man einen Eindruck, was für eine spannende Herausforderung die nachhaltige Altbaumodernisierung ist. (Text: Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006, Otto Kapfinger, Johannes Fechner)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at