Bauwerk

derStandard
Katharina Mair - Wien (A)
derStandard, Schaubild: Katharina Mair
derStandard, Schaubild: Katharina Mair

Redaktionsgebäude für die Tageszeitung derStandard

31. August 2010 - archdiplom
Aufgabenstellung bei diesem Projekt, das als Bakkalaureatsarbeit am Institut für Gestaltungslehre an der TU Wien ausgeführt wurde, war es ein Redaktionsgebäude für die österreichische Tageszeitung derStandard am Rande des 1. Wiener Gemeindebezirks zu entwerfen.

Diese Nahtstelle zwischen der ruhigen und historischen Umgebung um die höhergelegene Ruprechtskirche und dem lebhaften Schwedenplatz mit angrenzendem Banken- und Büroviertel erfordert eine besonders sensible Art der städtebaulichen Einfügung.

Das Gebäude wurde in zwei Baukörper aufgeteilt, wobei diese über zwei Geschosse unterhalb der Freitreppe miteinander verbunden sind. Diese Teilung hat sich aus der Sichtverbindung zwischen den städtebaulichen Gegensätzen, der Schließung des angrenzenden Baublocks, der möglichst großzügigen Nutzung des historischen Platzes, der Weiterführung der Straßenfluchten in den ersten Bezirk hinein sowie der Wiederaufnahme des im Krieg zerstörten Katzensteigs ergeben. So fügen sich beide Baukörper in proportionsmäßig zurückhaltender, aufgrund ihrer Positionierung aber doch selbstbewussten Art und Weise in die Gebäudefluchten vom Schwedenplatz ein. Betrachtet man das Gebäude von hinten, ist zunächst nur ein Volumen ersichtlich, was dem Charme des kleinteiligeren historischen Umkreises entgegen kommt. Auch die unterschiedlichen Höhen der beiden Volumen wurden an die Nachbargebäude bzw. die Ruprechtskirche angepasst. Auf deren Niveau wurde der Ruprechtsplatz in Form einer eingeschossigen Fuge in das zentral gelegene Gebäude hineingezogen und so ein Bezug zwischen Redaktionsgebäude, Freiraum und Kirche hergestellt.

Bei der Gestaltung der inneren Gebäudestruktur wurden vor allem Themen wie Kommunikation, Bewegung und Vernetzung, die bei der Entstehung einer Zeitung und den damit verbundenen turbulenten Arbeitsprozessen so wichtig sind, aufgegriffen. Zentrales Element in diesem Zusammenhang sind die durch versetzte eckendurchbrüche entstandenen Atrien, über die Sichtbeziehungen durch das ganze Gebäude geschaffen werden. Durch Glaswände von den Großraumbüros abgetrennt, bilden sich hier Nischen, die sowohl als Rückzugs- als auch Kommunikationsfläche genutzt werden können. Diese bilden auch die Verbindung zwischen den Großraumbüros, in denen sich die verschiedenen Redaktionen befinden. Aufgrund der differenzierten Position der Deckendurchbrüche können die Büroflächen genau an den Bedarf der jeweiligen Resorts angepasst werden. Weitere Treffpunkte, wie beispielsweise Besprechungsräume und Teeküche werden von den jeweiligen Redaktionen pro Geschoss gemeinsam genutzt. Diese, den Mitarbeitern für den täglichen Arbeitsverlauf vorbehaltenen Räume befinden sich in den oberen Geschossen beider Baukörper, wobei zu sagen gilt, dass in beiden Blöcken dasselbe Funktionsschema angewandt, jedoch aufgrund der unterschiedlichen Begebenheiten in adaptierter Art und Weise ausgeführt wurde. Die Qualität der Blickbeziehungen wurde auch in den unteren, öffentlich zugänglichen und repräsentativen Bereichen fortgesetzt, wodurch dem Prestige der Tageszeitung entsprechende Räume für Foyer und Seminarzentrum entstehen. Von hier aus erhalten Gäste auch Einblick in den Newsroom, der gerne auch als „Herz der Redaktion“ bezeichnet wird. Für die Mitarbeiter ist dieser als Dreh- und Angelpunkt über den Erschließungskern bzw. die Verbindung unter der Freitreppe erreichbar. Eine zusätzliche Einsicht in den Entstehungsprozess einer Zeitung erhält man über das Café auf dem Niveau der Ruprechtskirche, das mit einem der Atrien und einem Zeitungsshop verbunden ist. Vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten bietet sich hier die Ausweitung des Cafés auf den Ruprechstplatz an.

Bei der Fassade handelt es sich um eine Lochfassade, die durch raumhohe Wendefenster mit Fixverglasung gegliedert ist. Als Sonnenschutz wurden leicht transparente Vorhänge vorgesehen um dem schlammfarben eingefärbten Sichtbeton der Außenwand einen ästhetischen, feinen und angenehmen Kontrast zu geben. (Text: Katharina Mair)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: archdiplom

Ansprechpartner:in für diese Seite: apotkonjak[at]email.archlab.tuwien.atapotkonjak[at]email.archlab.tuwien.at