Bauwerk

Verbindungsbrücke am Rennweg
SOLID architecture - Wien (A) - 2009
Verbindungsbrücke am Rennweg, Foto: Günter Kresser
Verbindungsbrücke am Rennweg, Foto: Günter Kresser
4. Juli 2010 - Az W
Die beiden in den 1980er Jahren errichteten Gebäudeblöcke der Wiener Lotterien GmbH am Rennweg 44 und 46 sollten jeweils im 5. Obergeschoss durch eine eingehauste Brücke miteinander verbunden werden. Aus einem 2008 durchgeführten Expertenverfahren (zu dem u. a. HOLODECK architects, Dietmar Feichtinger und Gerhard Lindner geladen waren) ging SOLID Architecture als Sieger hervor. Die eine Spannweite von 22 Metern überbrückende Konstruktion fügt den architektonisch wenig herausragenden Bestandsbauten ein drittes Element hinzu, das sich lediglich in der Farbgebung ins Grau-Grün-Spektrum der Substanz fügt. Die Seitenwände sind großflächig verglast, sodass man im Überqueren der Kleistgasse in 17 Meter Höhe interessante Einblicke in den Straßenraum (bis hin zu den Türmen des Arsenals) gewinnt, während umgekehrt für Rennweg-Passanten das innen liegende Tragwerk der Brücke auch von außen ablesbar bleibt. Von der hellgrauen Bodenplatte abgesehen, präsentiert sich der Innenraum des Verbindungsgangs – durchaus in Abgrenzung zu den Bestandsbauten – in strahlendem Weiß. Als Singvogel- und Sonnenschutz dient eine vollflächige Bedruckung der Seitenverglasung mit einem quadratischen Punktraster.
Die spezielle Geometrie der Brücke ergab sich aus der Notwendigkeit, einen Höhenunterschied von 1,04 Metern zwischen den beiden Gebäuden auszugleichen. Vom Trakt Rennweg 44 reicht eine horizontale Ebene (Bodenplatte), vom Gebäude Rennweg 46 eine ebenfalls horizontale Ebene (Dachplatte) in den Straßenraum hinaus. Mit einer 6%-Neigung von Boden- bzw. Dachplatte und einer grundrisslichen Verjüngung von 2,70 m Breite auf eine Breite von 2,35 m schließt sich die Wegführung zu einem „taillierten Brückenkörper, der den Straßenraum elegant überspannt, und dessen Innenraum von der perspektivischen Dynamik der stark fluchtenden Linien geprägt ist.“ (SOLID)

Das Haupttragwerk der Brücke wird durch zwei unterspannte Stahlträger gebildet. Deren Obergurte (verschweisste Hohlprofile mit einseitig vorspringendem, unterem Flansch) sind in die Dachebene integriert. Dach- und Bodeneben sind zur Übertragung der Horizontallasten in den Bestand als liegende Fachwerke ausgebildet. In die Gehebene sind geschweisste I-Profile als Träger integriert, die mit Zugstäben von den Hauptträgern abgehängt und im Brückenknick an der Unterspannung befestigt wurden. Die Unterspannungen bestehen aus geschweissten rechteckigen Stahlformrohren. Lichtbänder, die parallel zu den Glaswänden geführt werden, heben die sanft geknickte Kontur der Brücke hervor. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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