Bauwerk

Kinderpavillon Lustenau
Hugo Dworzak - Lustenau (A) - 2009
Kinderpavillon Lustenau, Foto: Marcel Hagen
Kinderpavillon Lustenau, Foto: Marcel Hagen

Holzbau frei von Ballast

11. Juni 2012 - vai
Aufgrund von Gesetzesänderungen im Bildungsbereich fehlten 2009 kurzfristig Räumlichkeiten für den Kindergarten und die Volksschule Rheindorf in Lustenau. Man zog zunächst in Betracht, einige Gruppen in Stahlcontainern zu unterrichten. Dann schlug Architekt Hugo Dworzak der Gemeinde einen temporären, modularen Holzpavillon vor, dessen von Nachhaltigkeit geprägter Entwurf die Bauherrschaft überzeugte. Gemäß der Vorstellung des temporären Bauens, aber auch um das enge Zeit- und Geldbudget einzuhalten, wurde jedes Bauelement hinterfragt. Einfache, praktikable Lösungen waren das Ziel. Effiziente Kommunikation und großes Vertrauen aller Beteiligter ermöglichten es, in knapp drei Monaten zwischen Planungsbeginn und Baufertigstellung, pünktlich zu Schulbeginn, ein auf das Wesentliche reduziertes, hochwertiges Gebäude zu errichten, das flexibel nutzbar und erweiterbar ist.

Der ebenerdige „Kinderpavillon“ in unmittelbarer Nähe zu Kindergarten und Volksschule bot ursprünglich Platz für eine Kindergartengruppe, zwei Volksschulklassen, einen Bewegungsraum und zwei Sanitärbereiche und wurde 2011 um zwei Klassenräume erweitert. Die Erschließung der einzelnen Räume erfolgt über einen kommunikativen, zentralen Bereich, der multifunktional genutzt werden kann.

Raumhohe Verglasungen der Längsseiten erlauben einen starken Bezug zur Umgebung und schaffen lichtdurchflutete, freundliche Zimmer. Die Wirkung der hellen Räume wird durch die einheitliche Verwendung von OSB Platten als sichtbares Boden-, Wand- und Deckenmaterial verstärkt. Dadurch wirken Gruppen- und Klassenräume weit und großzügig. Fenstertüren lassen sich großflächig öffnen und erweitern bei Bedarf den Raum nach außen.
Weiße, luftige Vorhänge können als transluzenter Sichtschutz vorgezogen werden.

Die Konstruktion des Gebäudes sollte eine Nachnutzung möglich machen. Der Pavillon ist auf Flachfundamenten gegründet. Diese sind über vier längs verlaufende Stahlträger verbunden, auf denen wärmegedämmte Holzrahmenelemente als Bodenplatte aufliegen. Auch die Wände und Decke werden aus Holzrahmenelementen gebildet, die je nach Funktion unterschiedlich aufgebaut sind. Das flach geneigte, hinterlüftete Dach aus Trapezblech und Trapezlichtplatten ist dreifach geknickt und erlaubt eine Beleuchtung der Gebäudemitte durch Tageslicht.

Durch den modularen Aufbau kann der Pavillon auf unterschiedliche Weise horizontal wie vertikal erweitert und umgebaut werden. Der „Kinderpavillon“ soll 8 Jahre als Kindergarten- und Schulgebäude dienen, um anschließend – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – einer neuen Nutzung an einem neuen Standort zugeführt zu werden.

(Text: Julia Ess)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

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