Bauwerk
Ausstellungsraum im Waschsalon Karl Marx Hof
t-hoch-n, Peter Achhorner - Wien (A) - 2010
Erinnerungsort im Superblock
4. März 2011 - Az W
In das ehemalige „Tröpferlbad“ im Karl-Marx-Hof ist eine ortsspezifische Ausstellung der Erinnerungskultur der ArbeiterInnengeschichte eingezogen. So ist mit der zeitgenössischen architektonischen Umdeutung und Umnutzung, entworfen, geplant und umgesetzt von den beiden Architekturbüros Peter Achhorner und t-hoch-n auch für überregionale Besucher:innen und internationale Delegationen ein Ort geschaffen worden, an dem sie nun einen Originalinnenraum des Karl-Marx-Hofes, an dem sich vormals Wannen und Brausebad befanden, in historischen Zeitschnitten erleben können.
Der Otto-Wagner Schüler Karl Ehn, der ab 1924 als Stadtbaurat von Wien tätig war, prägte entscheidend den heute als klassisch geltenden Gemeindebaustil des Roten Wien. Ehns Hauptwerk ist der zwischen 1926 bis 1933 realisierte Karl-Marx-Hof. Vor die baugeschichtlich, zeithistorisch und kulturpolitisch höchst fordernde Aufgabe gestellt, in diese Ikone des Roten Wien zu intervenieren, entschieden sich die beiden Architekten Peter Achhorner und t-hoch-n dafür, räumlich der Logik des Bestands zu folgen. Zugleich schufen sie eine barrierefrei zugängliche, dem Denkmalschutz gerecht werdende, aber auch in Zukunft flexibel adaptierbare und für Wechselausstellungen zu nutzende Raumsituation.
Entworfen wurde von Achhorner und t-hoch-n mit der Konzentration auf das Essenzielle, mit der Präzisierung der Funktionen und dem Respekt vor der Geschichte des Raums. So verweigern sie sich bewusst dem popularen Hype eines spekulativen Gestus. Diese Zurückhaltung führt zu einem ruhigen Raum, der nicht auf schnelle Effekte setzt, sondern auf das besondere Zeitmaß des Ausstellungsbesuchens, das im Abschreiten, Durchwandern und Verweilen den Raum intuitiv als Teil der Ausstellung begreift.
Die Dialektik zwischen reduziert eingesetzten, kostengünstigen, so genannten „armen“ Materialien und deren präziser, hochwertiger Bearbeitung ist eine der zentralen inhaltlichen Aussagen des architektonischen Konzepts. Ebenso zentral ist der Einsatz ausgewählt hochwertiger Materialien, wo die Besucher:innen direkt mit diesen in Berührung kommen, wie dem Edelstahlgeländer der neu entstandenen Hauptstiege im oberen Bereich, wo sich ehemals die Wasserbehälter befanden, und dem Edelstahlriffblech für die Gehfläche. Dort, wo direkt berührt wird, wo begangen wird, wurden, trotz knappstem Budgetrahmen, edle Materialien eingesetzt.
Zitate des Bestands wurden mit hohem Respekt behandelt und großem konservatorischem Einsatz freigelegt. Die Wiener Metallrestauratorin Elisabeth Krebs restaurierte die zwei Außentüren zum Waschsalon sowie die zwei Schwingtüren mit ihren Messinghandhaben. In einer intensiven und produktiven Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt wurde versucht, dem Originalcharakter des Raums im Gesamten Rechnung zu tragen und auch einzelne, wesentliche Details herauszuarbeiten. Gemeinsam mit Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt wurde die Originalfarbschicht der Innentüren bestimmt und im ursprünglichen weißgrauen Farbton wieder hergestellt. Die Restauratorin Elisabeth Krebs führte auch die Retusche der Stahlkonstruktion sowie die Reinigung der Glasdeckenfelder durch, die für eine spezifisch atmosphärische Lichtsituation sorgen. Auch alle historischen Leuchten sind nun wieder wie im Original zu erleben.
Der Hauptbereich der Ausstellung nimmt in Hängerahmen und Vitrinen die Mehrzahl der ausgestellten Exponate, durchwegs Originale, auf. Insgesamt werden an die 450 Objekte ausgestellt. Die Raumdramaturgie der Hängung und Vitrinenbespielung, die hinkünftig auch flexibel neu gruppiert und mit anderen Objekten befüllbar ist, setzt auf ruhige Zurückhaltung.
In den Raum selbst wurde nicht eingegriffen, die Ausstellungselemente sind frei hineingestellt, die Hängerahmen flexibel in einem vorgegebenen Raster von der Decke abhängbar. Kastenähnliche Raumtrenner haben ausklappbare Wandelemente, mit denen der erste Teil des Saals vom zweiten abgeteilt werden kann, um so eine intimere Situation für Vorträge oder Konzerte im vorderen Bereich zu schaffen.
Im Bereich der ehemaligen Wasserbehälter wurde ein zusätzlicher Ausstellungsraum geschaffen, der über eine neu geschaffene Hauptstiege erreichbar ist. Auch hier finden sich wiedererkennbare räumliche Zeichen des Bestands, die den vormaligen Raumcharakter ausdrücken, wie die alte Werkstattbeleuchtung. Ein roter Samtvorhang schließt den Raum nach außen ab, in T Profilrahmen können entlang von Tragschienen Plakate oder andere schriftliche Dokumente gehängt werden. Im Einsatz kostengünstiger Materialien, wie der schwarzen MDF Platten, wurde gemeinsam mit dem Tischler auf sorgfältigste Verarbeitung geachtet. Der Gussasphaltboden wurde auf Terrazzo geschliffen. (Text: Elke Krasny, gekürzte Fassung)
Der Otto-Wagner Schüler Karl Ehn, der ab 1924 als Stadtbaurat von Wien tätig war, prägte entscheidend den heute als klassisch geltenden Gemeindebaustil des Roten Wien. Ehns Hauptwerk ist der zwischen 1926 bis 1933 realisierte Karl-Marx-Hof. Vor die baugeschichtlich, zeithistorisch und kulturpolitisch höchst fordernde Aufgabe gestellt, in diese Ikone des Roten Wien zu intervenieren, entschieden sich die beiden Architekten Peter Achhorner und t-hoch-n dafür, räumlich der Logik des Bestands zu folgen. Zugleich schufen sie eine barrierefrei zugängliche, dem Denkmalschutz gerecht werdende, aber auch in Zukunft flexibel adaptierbare und für Wechselausstellungen zu nutzende Raumsituation.
Entworfen wurde von Achhorner und t-hoch-n mit der Konzentration auf das Essenzielle, mit der Präzisierung der Funktionen und dem Respekt vor der Geschichte des Raums. So verweigern sie sich bewusst dem popularen Hype eines spekulativen Gestus. Diese Zurückhaltung führt zu einem ruhigen Raum, der nicht auf schnelle Effekte setzt, sondern auf das besondere Zeitmaß des Ausstellungsbesuchens, das im Abschreiten, Durchwandern und Verweilen den Raum intuitiv als Teil der Ausstellung begreift.
Die Dialektik zwischen reduziert eingesetzten, kostengünstigen, so genannten „armen“ Materialien und deren präziser, hochwertiger Bearbeitung ist eine der zentralen inhaltlichen Aussagen des architektonischen Konzepts. Ebenso zentral ist der Einsatz ausgewählt hochwertiger Materialien, wo die Besucher:innen direkt mit diesen in Berührung kommen, wie dem Edelstahlgeländer der neu entstandenen Hauptstiege im oberen Bereich, wo sich ehemals die Wasserbehälter befanden, und dem Edelstahlriffblech für die Gehfläche. Dort, wo direkt berührt wird, wo begangen wird, wurden, trotz knappstem Budgetrahmen, edle Materialien eingesetzt.
Zitate des Bestands wurden mit hohem Respekt behandelt und großem konservatorischem Einsatz freigelegt. Die Wiener Metallrestauratorin Elisabeth Krebs restaurierte die zwei Außentüren zum Waschsalon sowie die zwei Schwingtüren mit ihren Messinghandhaben. In einer intensiven und produktiven Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt wurde versucht, dem Originalcharakter des Raums im Gesamten Rechnung zu tragen und auch einzelne, wesentliche Details herauszuarbeiten. Gemeinsam mit Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt wurde die Originalfarbschicht der Innentüren bestimmt und im ursprünglichen weißgrauen Farbton wieder hergestellt. Die Restauratorin Elisabeth Krebs führte auch die Retusche der Stahlkonstruktion sowie die Reinigung der Glasdeckenfelder durch, die für eine spezifisch atmosphärische Lichtsituation sorgen. Auch alle historischen Leuchten sind nun wieder wie im Original zu erleben.
Der Hauptbereich der Ausstellung nimmt in Hängerahmen und Vitrinen die Mehrzahl der ausgestellten Exponate, durchwegs Originale, auf. Insgesamt werden an die 450 Objekte ausgestellt. Die Raumdramaturgie der Hängung und Vitrinenbespielung, die hinkünftig auch flexibel neu gruppiert und mit anderen Objekten befüllbar ist, setzt auf ruhige Zurückhaltung.
In den Raum selbst wurde nicht eingegriffen, die Ausstellungselemente sind frei hineingestellt, die Hängerahmen flexibel in einem vorgegebenen Raster von der Decke abhängbar. Kastenähnliche Raumtrenner haben ausklappbare Wandelemente, mit denen der erste Teil des Saals vom zweiten abgeteilt werden kann, um so eine intimere Situation für Vorträge oder Konzerte im vorderen Bereich zu schaffen.
Im Bereich der ehemaligen Wasserbehälter wurde ein zusätzlicher Ausstellungsraum geschaffen, der über eine neu geschaffene Hauptstiege erreichbar ist. Auch hier finden sich wiedererkennbare räumliche Zeichen des Bestands, die den vormaligen Raumcharakter ausdrücken, wie die alte Werkstattbeleuchtung. Ein roter Samtvorhang schließt den Raum nach außen ab, in T Profilrahmen können entlang von Tragschienen Plakate oder andere schriftliche Dokumente gehängt werden. Im Einsatz kostengünstiger Materialien, wie der schwarzen MDF Platten, wurde gemeinsam mit dem Tischler auf sorgfältigste Verarbeitung geachtet. Der Gussasphaltboden wurde auf Terrazzo geschliffen. (Text: Elke Krasny, gekürzte Fassung)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig