Bauwerk

Das Tirol Panorama
stoll.wagner+partner - Innsbruck (A) - 2011
Das Tirol Panorama, Foto: Brigida Gonzalez

Neubau Ausstellungsgebäude am Bergisel und Adaptierung Kaiserjägermuseum

Mit dem „Riesenrundgemälde“ als zentralem Ausstellungsobjekt, einer Darstellung der 3. Bergiselschlacht von 1809 auf über 1.000 m² Leinwand von Zemo Diener (1896), entstand am Bergisel ein neues Museum. Für den Neubau an diesem historisch wie landschaftlich bedeutsamen Ort wurde 2006 ein EU-weiter Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem das Projekt von Philipp Stoll, Reinhard Wagner und Rupert Gimpel unter 80 eingereichten Vorschlägen siegreich hervorgegangen ist.

Die größte Herausforderung bestand darin, das für die Unterbringung des Riesenrundgemäldes nötige Bauvolumen auf dem begrenzten Bauplatz anzuordnen. Die Architekten lösen die komplexe Aufgabenstellung, indem sie in die parkartige Naturkulisse auf der Zugangsseite am Bergisel einen zurückhaltend gestalteten, niedrigen Baukörper setzen, der zugleich Richtung Osten zu den Brückenbauten der Hauptverkehrsrouten an der Inntal- und Brennerachse mit skulpturaler Präsenz in Erscheinung tritt.

Das Eingangsgeschoss belegt als flacher Solitär die östliche Hangkante zur Sillschlucht und kragt weit über diese aus. Das dominante Volumen des Zylinders für das Panoramabild wurde in einer Geländemulde zur Schlucht hin abgesenkt und als markanter Gebäudesockel gestaltet, dessen Inhalt aus der Form ablesbar ist. Der Neubau wurde vom historischen Bestand abgerückt, dazwischen entstand ein großzügiger Vorplatz mit freier Sicht über das Inntal. Das Gesamtensemble rund um das zentral positionierte Andreas-Hofer-Denkmal erhielt mit dem neuen Ausstellungsgebäude einen klaren außenräumlichen Abschluss ohne heroisierende Gestik. In diesem Kontext wurde auch das Dach als „fünfte Fassade“ konsequent ruhig gestaltet – nur bei Dunkelheit leuchtet das ringförmige Glasoberlicht direkt über dem Gemälde nach außen und markiert auch nach oben dessen neuen Platz.

Funktional schließt sich an das weit ausladende Vordach des Museums ein Restaurant mit freiem Blick über die Stadt an. Von der Eingangszone mit dem Kassenbereich samt Museumsshop führt eine offene, mehrgeschossige Erschließungshalle als zentrales Raumgefüge nach unten in den Berg. Entlang dieser, mit Rolltreppen erlebnisreich gestalteten und von wechselndem Tageslicht durchfluteten Kernzone ergeben sich vielfältige Sichtbezüge innerhalb des Gebäudes sowie nach außen in den umgebenden Landschaftsraum.

Das Rundgemälde wird, bedingt durch die Dimensionen des Bildwerkes, von der Ebene des zweiten Untergeschosses aus erschlossen. Im darüberliegenden Zwischengeschoss ist der Neubau über eine große, unterhalb des Museumsvorplatzes angeordnete Ausstellungshalle mit dem „Kaiserjägermuseum“ verbunden. Dieses wurde behutsam generalsaniert und in Teilen für neue Nutzungen adaptiert. Ansonsten wurde der Altbau weitgehend in seinem typischen Erscheinungsbild belassen und die Fassade in die Farbgestaltung ihrer Entstehungszeit rückgeführt. (Text: nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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