Bauwerk

Wohnanlage Erzherzog-Karl-Straße
CPPArchitektur ZT KG, Fellerer / Vendl - Wien (A) - 2011
Wohnanlage Erzherzog-Karl-Straße, Foto: CPPArchitektur ZT KG Architektur
Wohnanlage Erzherzog-Karl-Straße, Foto: CPPArchitektur ZT KG Architektur

Bebauungsgebiet 2 – Lavaterstraße 3-5

29. Juli 2011 - Az W
Der Bauplatz der Architekten čppa und Fellerer / Vendl grenzt im Osten an die Lavaterstraße und im Süden an den benachbarten Bauplatz von pool Architekten. Die Gebäude an der Lavaterstraße werden, der städtebaulichen Intention des Masterplans von čppa entsprechend, als klassische Geschosswohnbauten ausgebildet. Die Baukörper sind als Zweispänner-Typen konzipiert und gewährleisten eine beidseitige Belichtung und Querdurchlüftung aller Wohnungen (Wohnzone südost zur Straße, Schlafzone nordwest zum Hof). In der Mittelzone der Grundstücke werden je zwei dreigeschossige Terrassenhäuser angeordnet und über offene, aber wettergeschützte Laubengänge erschlossen. Die Erdgeschosse sind 30 cm über das Geländeniveau angehoben und verfügen über große Terrassen mit vorgelagerten Pflanzstreifen. Den Abschluss der Terrassenhäuser nach Westen bilden quergestellte Baukörper, die im Erdgeschoss mit Fahrrad- und Kinderwagenräumen und einem gedeckten Bereich ausgestattet sind. Im ersten Stock befinden sich je zwei Ateliers, die bei Bedarf als Arbeitsräume genutzt werden können. Die Waschküche im 2. Stock kann mit der abtrennbaren Waschnische auch als multifunktionaler Gemeinschaftsraum genutzt werden, bereichert durch großzügige Gemeinschaftsterrassen.

Im westlichsten Bereich werden Reihenhäuser zu Doppelhäusern verbunden bzw. je nach Gegebenheit länger gereiht und gruppiert. Die Architekten verfolgen hier eine aufgelockerte Anordnung, Schafe assoziierend, die in einer Wiese grasen. Den zweigeschossigen, unterkellerten Häusern sind Nutzergärten zugeordnet. An der nördlichen Grundstücksgrenze bilden die Reihenhäuser das „Rückgrat“ des Quartiers, Lichtkuppeln im Obergeschoss garantieren auch hier die Querdurchlüftung. Als Sonderfall sind in dieser Zeile vier Häuser im östlichen Abschnitt (höhere Bebauung zulässig) mit einer dritten Ebene ausgestattet („Studio“ und Dachterrasse).

In allen Gebäudetypen (Geschosswohnungsbau, Terrassenhaus, Reihenhaus) sind die Grundrisse weitgehend frei von tragenden Wänden und können damit auch flexibel nach Mieterwünschen gestaltet werden. Die Auswahl der Materialien und auch die Details folgen der klassisch-modernen und schlichten Grundhaltung des Gesamtkonzepts: Sparsame, aber präzise durchgebildete Details finden sich bei Brüstungen, Laubengangabschluss und Garteneinbauten, auf rein gestalterische, dekorative Elemente wird gänzlich verzichtet und ein klares statisches Konzept hält den konstruktiven Aufwand gering.

Das Büro čppa zeichnet für das städtebauliche Konzept Erzherzog-Karl-Straße-Lavaterstraße-Aspernstraße verantwortlich, wobei anzufügen ist, dass der endgültige Bebauungsplan vom ursprünglichen Konzept der Architekten teilweise abweicht. Die Architekten entwickelten eine geschlossene Randbebauung entlang der Erzherzog-Karl-Straße und Lavaterstraße, welche gemeinsam mit der aufgelockerten Struktur mit geringer Bauhöhe auf den straßenfernen Grundstücken Parameter für das Entstehen eines Quartiers bildet. Strukturierte Freiflächen – teils privat, teils halböffentlich – durchweben das Areal. Eine mittig einmündende Spielstraße schafft eine „Portalsituation“ für das Quartier. Das Freiflächenkonzept stellt einen zentralen Bestandteil für die Wohnqualität im neu geschaffenen Quartier dar. Die Architekten zielen mit ihrem Entwurf auf ein energiegünstiges Verkehrsverhalten der Bewohner ab, indem sie ein optimales Freiflächenangebot innerhalb der Anlage anbieten. Bewohner sollen nicht mit dem PKW in Naherholungsgebiete fahren müssen, sondern die gewünschten Aufenthaltsqualitäten vor der eigenen Haustüre finden.

Den Architekten ist mit ihrem Augenmerk auf die Freiräume innerhalb des Entwicklungsgebiets gelungen, dass die Bewohner sich hier künftig in einem intakten Wohnquartier wiederfinden. Beim Gang durch das Quartier springen feine Details ins Auge, versickerungsoffene Erschließungswege und zahlreiche Sitzgelegenheiten – auch abseits der Kinderspielplätze – bieten die Aufenthaltsqualitäten, die mit der Funktion Wohnen untrennbar verbunden sind und im Idealfall auf jeder grünen Wiese entstehen sollten. (Text Architekt, redaktionell überarbeitet und erweitert, Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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