Bauwerk

Peek & Cloppenburg-Weltstadthaus
David Chipperfield - Wien (A) - 2011
Peek & Cloppenburg-Weltstadthaus, Foto: Ute Zscharnt
Peek & Cloppenburg-Weltstadthaus, Foto: Ute Zscharnt
Peek & Cloppenburg-Weltstadthaus, Foto: Ute Zscharnt
9. September 2011 - Az W
Die Entwurfsskizze von David Chipperfield zeigt kein Gebäude sondern eine Essenz: 45 schwarze Quadrate, welche die Fenster symbolisieren, öffnen das Gebäude zur Kärntner Straße. Der Entwurf ging als Gewinner eines geladenen Wettbewerbes hervor, zu dem – in Abstimmung mit der Stadt Wien – neben dem britischen Pritzker Preisträger David Chipperfield auch Richard Meier & Partner, José Raphael Moneo und Eduardo Souto de Moura geladen waren.

Der Architekt möchte mit den zahlreichen groß geschnittenen Fenstern einen „gerahmten Blick auf die Stadt“ in Szene setzen. In der Realität der Konsumwelt verstellen jedoch Warenkojen die Fensteröffnungen, die Verwertung der Verkaufsflächen hat Vorrang vor dem Entwurf des Stararchitekten. Wer den freien Ausblick sucht, findet ihn auf der Fluchtstiege, die auch als Erschließungsweg zu den Toiletten dient.
Im Unterschied zur Stadt Wien, die im Zuge einer Generalsanierung die Kärntner Straße im Jahr 2009 mit historisierenden Straßenlampen (Stichwort „Maiglöckchen“) ausstattete, verzichtete der Architekt auf jegliche historisierende Anspielung und wählt statt dessen eine subtile Form der Referenz. Zitat Chipperfield: „Im Erdgeschoss schließt die Verglasung der Schaufenster bündig mit der Fassade ab. In den Obergeschossen liegt die Glasebene zurückversetzt, wodurch die Tiefe der Fensterlaibungen sichtbar wird. Das vierte Obergeschoss öffnet sich mit einer Loggia zur Stadt. Die wechselnde Position der Glasebene erzeugt ein differenziertes Schattenspiel und verweist auf die Zonierung der umliegenden historischen Gebäude in Sockel, Haupt- und Gesimszone.“

Die Fülle des gemauerten Natursteins macht es nicht leicht, über die gewaltige Masse hinweg auch die Gliederung des Gebäudes wahrzunehmen. Ist ein Schattenspiel als gliederndes Element in einer Stadt, in der plastische Gestaltungselemente, Vor- und Rücksprünge das Erscheinungsbild prägen, lesbar? Das Gebäude wird als monumentaler Baublock wahrgenommen, der die Maßstäblichkeit des Straßenzuges sprengt, sofern das Gebäude in seiner Gesamtheit überhaupt erfasst werden kann, denn die Grundfläche des Gebäudes erstreckt sich über drei Bauplätze und die Breite der Straßenfront übersteigt das Sehfeld des Betrachters, der sich dem Eingang nähert. Im Verkaufsraum wird der Blick nach oben gelenkt. Tageslicht dringt durch die Lichtkrone in das Kaufhaus. Wer den Weg ins oberste Geschoss zurückgelegt hat, entschlüsselt dort ein filigranes Muster: Unzählige Kreisbögen verdichten sich zu einem Ornament aus Aluminiumguss und schmücken die Lichtkrone, die Tageslicht auf 4 Ebenen spendet. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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