Bauwerk

Haus P
Hohensinn Architektur - Gnas (A) - 2007
Haus P, Foto: Paul Ott
Haus P, Foto: Paul Ott

Transformation eines Bauernhofs

6. Dezember 2011 - HDA
Ort, Lage, Atmosphäre – nicht quantifizierbare, aber trotzdem ausschlaggebende Parameter beim Kauf eines Hauses oder Grundstücks. Das Ehepaar, das beruflich in Wien bzw. Graz verankert ist, hatte auf halber Strecke zwischen den beiden Städten einen kleinen, stillgelegten Bauernhof gefunden. Seine Ausstrahlung und Umgebung – sanfthügelige, seit Jahrhunderten bäuerlich kultivierte Landschaft – schienen ihm geeignet, seinen Vorstellungen von einem zukünftigen Leben auf dem Land zu entsprechen.

Die bestehende Substanz, die in ihrem Kern an die vierhundert Jahre alt ist, wurde immer wieder erweitert und zuletzt in den 1960er Jahren modernisiert, wobei vieles an Qualität verloren ging. Bei näherer Betrachtung stellte sich zudem heraus, dass das Mauerwerk desolat war und sowohl Wohnhaus als auch das im rechten Winkel nördlich davon liegende Wirtschaftsgebäude kaum zu retten waren. Trotzdem entschlossen sich die Bauherren zur teilweisen Sanierung.

Wichtigster Eingriff war die Verbindung der beiden Bestandsgebäude durch einen neuen, hohen und luftigen Wohnraum. Ausgehend von diesem Gelenk wurde ein zusammenhängendes, offenes Gefüge entwickelt, das durch Nischen bzw. Einbauten in unterschiedliche Zonen gegliedert ist. Kochen und Essen finden im ehemaligen Wohnhaus statt, Schlafzimmer und alle zugehörigen Funktionen sind im vormaligen Wirtschaftstrakt untergebracht, wobei die durchgehende Offenheit – sowohl in den Innenhof als auch in der räumlichen Abfolge ein maßgeblicher Wunsch der Bauherren war.
Anschließend daran gibt es mit der ehemaligen Tenne einen bislang ungenutzten Bereich, von dem aus eine Treppe in den ebenfalls renovierten Dachboden führt, der in Zukunft Arbeits- und Atelierraum sein soll. Lediglich der Dachstuhl über dem Esszimmer wurde bereits jetzt ausgebaut und beherbergt Kinderzimmer und Bibliothek.

Zuletzt wurde der U-förmige Grundriss durch ein klimatisch nicht abgeschlossenes „Sommerwohnzimmer“ vervollständigt. Hier, wie im gesamten Haus, wurde größter Wert auf Aussicht, auf bewusst gewählte Blickverbindungen und einen starken Bezug zum Außenraum gelegt. Sowohl vor dem Haus als auch im Innenhof gibt es durch Holzroste definierte Bereiche für das Leben draußen, das den Bauherren ein immer wieder hervorgehobenes Anliegen war.

Im Inneren wurde eine möglichst zurückhaltende Farb- und Formgebung praktiziert, um der Kunstsammlung der Besitzer einen entsprechenden Hintergrund zu bieten. Wenige, haptisch anspruchsvolle und im Kontext stimmige Materialien wie Kalkputz, Lärchenholz oder Gussestrich kamen zum Einsatz und erzeugen im Zusammenspiel mit dem fließenden Raum- und Lichteindruck eine Atmosphäre nicht des luxuriösen, sondern des stimmungsvollen Wohnens.

(Text: Eva Guttmann)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

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