Bauwerk

Haus MX3
ad2 architekten - Gols (A) - 2009
Haus MX3, Foto: ad2 architekten ZT KG
Haus MX3, Foto: ad2 architekten ZT KG

Haus MX

„…pudelwohl“ fühlen – hierfür wechselte ein gebürtiger Burgenländer seine Wahlheimat Wien und ist mit seiner Familie dorthin zurückgekehrt wo er seine Kindheit verbrachte, wo im Gegensatz zur Stadt die Sterne den nächtlichen Himmel erleuchten, der Morgen mit Vogelgezwitscher gesanglich untermalt wird, die Feldhasen sich an den frischen Kräutern der privaten Grünflächen erfreuen und wo Nachbarschaften gepflegt werden und der Dorftratsch eine lebenswerte angenehme Atmosphäre bietet.

Der Bauplatz, in vorderster Front eines ehemaligen großen Naturwiesen-Areals in greifbarer Nähe zum Neusiedlersee gelegen, dessen unmittelbare Nachbarschaft noch dünn besiedelt und geprägt von Eigenheimen unterschiedlichster Stile, war mitunter ein entwurfsbestimmendes Kriterium. Zur „Oster“-Wiese ist das Gebäude durch großzügige Fassadenverglasung geöffnet und zur Erschliessungsstrasse und der angrenzenden Nachbarschaft gibt es der Umwelt nur in dessen Gangzonen über das Leben der Bewohner Preis und öffnet sich nur vereinzelt für Blickbeziehungen zur umgebenden Landschaft (Weinberg, Windräder, Neusiedlersee).

Dem landläufigen Baustil zu entweichen und in maßgeschneiderter Klimahülle das fantastische Naturschauspiel dieser Gegen zu erleben und dabei Kraft für das Berufsleben zu tanken, begaben sich die drei auf eine spannende Reise, begleitet von einem Architektenteam welches die Gegend schon ein paar Jahre vorher privat ins Herz geschlossen hatte. Am Beginn der Reise mußte viel Privates Preis gegeben werden, um die Bedürfnisse klar abstecken zu können. Das Anforderungsprofil der Familie war von Beginn an klar - lichtdurchflutetes, offenes Kochen, Essen, Wohnen mit klar definierten Funktionsbereichen soll neben Gast-, Sanitär- und Gardarobenbereich und den notwendigen dienenden Flächen ebenerdig zum großen Garten ausgerichtet sein. Durch ein Wechselspiel der Raumhöhen im Wohnbereich wurde der gewünschten Bereichszonierung ohne raumtrennende Elemente gerecht. Das Grundrisskonzept des DG´s ist geprägt vom Wunsch nach Privatheit, läßt auf den ersten Blick einen herkömmlich funktionierenden Grundriss vermuten, entpuppt sich aber als 3-dimensional erlebbares Raumkontinuum innerhalb einer bewohnbaren Kubatur. Über eine luftige Treppe und zugehörige Brückenverbindung erschlossen, sind Schlaf-, Kinderzimmer mit deren sanitären Einheiten, das zusätzliche Spielzimmer und der Hauswirtschaftsraum an den offenen Wohnbereich angeschlossen. Der Elternbereich ist zum See orientiert, zum internen Hausgeschehen abgeschlossen – der zugehörige Schlaf-, Bad- und Schrankraum als eine offene in sich übergreifende Einheit konzipiert. Der Wunsch nach rascher Umsetzung und klimatisch nachhaltiger Bauweise bestimmte die Ausführungsplanung – ein Holzriegelbau im Februar im ortsansässigen Werk abgebunden und ab Ende Juli bereits bewohnbar, liegt hinter der weißen Putzfassade nun verborgen. Großflächiger Stauraum konnte aufgrund des hohem Grundwasserspiegels nicht konventionell als Kellerraum umgesetzt werden, eine ebenerdige Räumlichkeit dockt sich deshalb gartenseitig an die Doppelgarage an – vielseitig verwendbar da auch verglast > im Frühjahr eignet sich der Raum ideal zur Anzucht der kleinen Setzlinge von Artischocke, Tomate und Co.

Keine gewöhnliche Aneinanderreihung von Garagenbau und Wohnhaus ließ man hier entstehen – hier wird dem Zeremoniell des auf das Haus Zugehens entgegengebracht. Das wechselnde Schauspiel der Bodenmaterialien definiert neben dem notwendigen Übel eines Gartentores die Grenze von Öffentlichkeit zur Privatheit.

Für manchen Passanten mag bereits die überhängende Strassenfassade diesen Zweck erfüllen und vielleicht abschreckend wirken. Vielmehr soll sie den Übergang zum Dach verkörpern – nicht den gewöhnlichen Fassaden-, Dachübergang sondern vergleichbar mit einer Fels-, Kletterwand. Nicht einschränkend sondern erweiternd stellt sich dieser Überhang im Gebäudeinneren dar - das Raumvolumen nimmt dorthin zu, wo es der Mensch aufgrund seiner Anatomie her benötigt. Überhänge und Dächer stellen besondere Herausforderungen an die Technik des konstruktiven Holzbaues dar.
Zugunsten einer höchst energieeffizienten und ökologischen Ausführung der Bauteilkonstruktionen sowie Haustechnik, Herstellung der gesamten Aussenanlage (Pool-, Terrassenlandschaft), maßgeschneiderte tischlermässige Inneneinrichtung (Küche, Garderobe, Stauraum und Sonderanfertigungen im Sanitärbereich) wich die eingereichte Plattenfassade einer hell verputzten hochwärmegedämmten mineralischen Fassadenhaut.

Entlang der Sichtbetonoptik des Flachbaues, besäumt von Bodeneinbaustrahlern und Pflanzen, führt der Zugang zum Hauseingang. Ein kleiner geschützter Platz, durch die Steilheit der Wohnfassade überdacht, erwartet schützend den Besucher. Dieser stellt gleichzeitig das Gelenk zwischen Wohnen und Infrastrukturräume im Anschluss an die Garage, dar.
Die seitlichen Schoten des Wohntraktes zu den flankierenden Nachbargebäuden sind auf das Wesentliche reduziert gehalten. Die großzügige Verglasung zum Terrassenbereich sorgt für ausreichend Belichtung für den gesamten zweigeschossigen Wohnbereich.

Das Wohngebäude ist NO-SW orientiert, das notwendige Kleingegliederte (AllgemeinWC, Gästebad), introvertiert an der Aussenwand angeordnet, gibt dem Eintreten, An-, Auskleiden bevorzugte Stellung in belichteter EG-Zone. Die Bewohner lieben es Gäste zu empfangen – daher der Hauseingang zentral in Blickbeziehung mit der Kulinarik- und Degustationszone des Hauses. Der offene Kochbereich geht fließend in Essen und Wohnen über. Blickfang und wärmender Mittelpunkt für die kalte Jahreszeit ist ein offener Kamin (Gyro Focus) der über 2 Geschosse abgehängt der Dachkonstruktion entspringt. Der Brennraum drehbar ausgeführt, ermöglicht das Zuspielen der Kaminszene für Essen und Wohnen.

Der straffe Planungs- und Ausführungsablauf beruht auf die konsequente Absteckung der Planungsziele durch Bauherr und Architekt bei Antritt des gemeinsamen Prozesses und aufgrund der gestalterischen Freiheit, die dem Architektenpaar bei der Planungsaufgabe gewährt wurde. Das Interesse am Kreativteam entstand im Zuge eines familiären Spazierganges zu den Feiertagen, durch Gefallen finden an einem neu errichteten Wohnobjekt, unweit vom Projektstandort. Bereits beim Kennenlernen - bei der Besichtigung des Architektenhauses - war gegenseitige Sympathie zu spüren und somit der Grundstein für eine gute und reibungslose Zusammenarbeit gelegt. Kosten, Termine und Raumprogramm wurden bei den ersten Meetings abgesteckt, das Erstkonzept ohne große Modifikation in die Genehmigungsphase übergeführt und aufgrund des fixen Termins - der Einschulung des Sohnes - auf den unverschiebbaren Umzugstermin konstruktiv und ohne Reibungsverluste gemeinsam hingearbeitet.
Die Einbindung der Bauherrn fand zu Beginn periodisch – zur Entwurfsfreigabe, Fixierung von Oberflächenmaterialien und anstehenden Detailabklärungen – und später nach Bedarf statt.

Dynamische Linienführung in Aussenhaut und dem Interior verkörpern die Spritzigkeit, Lebens- und Unternehmungslust der aus unserer Sicht „Ideal“-Bauherrn. (Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at

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