Bauwerk

Pfarrkirche Weidling
Ernst Beneder, Anja Fischer - Weidling (A) - 2012
Pfarrkirche Weidling, Foto: Rupert Steiner
Pfarrkirche Weidling, Foto: Rupert Steiner

Die Kirche im Weinberg

6. April 2017 - ORTE
Das Bild des Weinbergs ist in Weidling naheliegend. In den Gleichnissen Jesu ist es ein Bild, das die frohe Botschaft in Beziehung zum Alltag der Menschen bringt:

Denn das Reich der Himmel ist gleich (ähnlich) einem Menschen, einem Hausherrn, der mit dem Morgen ausging, Arbeiter in seinen Weinberg zu dingen. (Mt 20,1)

Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in Mir bleibt und Ich in ihm, der trägt viele Frucht; denn ohne Mich könnt ihr nichts tun. (Jh 15, 5)

Die Gestaltung des Altarraumes nimmt auf den Topos des Weinbergs Bezug. In der Bodengestaltung sind die Linien der Rieden und die Wege durch den Weinberg mittels der Verwendung verschiedener Steinarten abzulesen. Der so gestaltete Weg in den Weinberg führt zum Altar, wo an der Wegkreuzung der Blick zur Hl. Maria und dem Gekreuzigten fällt. Dort ist auch jener Ort, an dem die Sakramente gespendet werden, wie Taufe und Firmung, der Ort für die Hochzeitsbank ebenso wie jener der Aufbahrung bei einer Einsegnung. Im Gottesdienst ist es der Ort der Kommunionspende.

Topografie:
Der Altarbereich ist um zwei Stufen erhöht. Die Stufe ist breit angelegt und kommt noch vor dem Polygon des Chorabschlusses im ersten Gewölbejoch zu liegen. Die so gewonnene Fläche im Niveau des Kirchenraumes ist vielseitig nutzbar und auch dementsprechend flexibel zu möblieren. Die Stühle sind koppelbar und zum Einklappen ausgeführt. Somit können sie unter den an der Wand des Chorabschlusses verlaufenden Bänken verstaut werden. Eine Sichtblende deckt die gestapelten Elemente ab. Die durch die Mauerfeuchte bauphysikalisch etwas kritische Sockelzone des Chorraumes wird durch eine hinterlüftete Holzvertäfelung abgeblendet. Für Priester, Ministrant:innen und liturgische Dienste gibt die umlaufende Bank vielfältige Möglichkeiten in der Gestaltung der Liturgie. Die Sessio ist auf diese Bank aufgesetzt und kann in der Position verändert werden.

Liturgische Orte:
Tabernakel und Taufstein stehen sich gegenüber. Auf jeweils einem Sockel aus Stein sind die Schale zur Taufe und der Tabernakelschrein aufgebaut. Im inneren Zwischenraum der Sockel sind je ein Korpus aus Holz eingeschoben, der für die Taufe als Tisch zur freien Aufstellung „an der Wegkreuzung“ verwendet wird. Der Tabernakel wird über angewinkelte Türchen dreiseitig geöffnet. Der Blick auf das Allerheiligste ist so vom Kirchenraum aus unverstellt gegeben. Aus dem Sockel kann eine Ablagefläche gezogen werden. Der Altar ist aus monolitischen Steinquadern gefügt. Ein Quader als Sockel in der Steinart des Weinbergbodens ist tischartig als Mensa umhüllt.
Der Ambo ist als transparenter Winkel aus handgegossenem grünem Glas ausgeführt. Die horizontale Ablagefläche wird durch das Holz eines Weinstocks gestützt.

Ausstattung:
Die beiden Freiplastiken Hl. Maria und Kruzifixus werden in die Achse der Wegkreuzung gerückt. Christus Salvator bleibt in situ. Die Fensterbrüstung wird in das Tageslicht reflektierendem Material belegt. An der Vorderseite der Fensterbrüstungen wird eine Lichtschiene mit LED-Strahlern angebracht. Diese geben sowohl das Leselicht an der Sessio ebenso wie die Anstrahlung der Christusstatue. Für die Altarkerzen werden entsprechende Bodensteckelemente vorgesehen.
Im Kirchenschiff werden die Kreuzwegbilder zusammengefasst gehängt. Die beiden Glasfenster können auf Tragschienen vor die beiden rückwärtigen Fenster gehängt werden.
Die Trag- und Hängeschienen bergen auch die Stromschienen zur Beleuchtung des Kirchenraumes. Das Gewölbe wird indirekt über die Diagonale jeweils von der gegenüberliegenden Seite ausgeleuchtet. Nach unten dienen gerichtete LED-Strahler als Leselicht und zur Hervorhebung der liturgischen Orte. (Text: Architekt:innen, red. bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlöglbaudatenbank[at]orte-noe.at

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Architektur

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