Bauwerk
Wohnhausanlage Seefeldergasse
junger_beer architektur, kirsch zt gmbh - Wien (A) - 2012
21. November 2014 - Az W
Die Wohnhausanlage entstand im Rahmen des Schwerpunkts „Wohnen im Grünen“. Diese Initiative aus den Nullerjahren verfolgte das Ziel, die Abwanderung ins Umland möglichst zu verhindern. Vor allem für Familien, die ein Eigenheim mit Garten anstreben, sollten leistbare, attraktive Wohnungen geschaffen werden.
Die Siedlung umfasst 110 geförderte Wohnungen. Auf drei Bauplätzen entstanden Wohnhäuser unterschiedlicher Typologien, die hinsichtlich Höhe und Dichte in drei Stufen Richtung Grüngebiet abgestuft sind: vom Städtischen zum Grünen, vom Konzentrierten zum Gelockerten, vom Wohnriegel zur Mäandersiedlung. Der straßenseitige Riegel verfügt über die höchste Bebauungsdichte und bietet den Bewohnern Aussicht. Der Riegel schützt mit seiner Laubengangausführung entlang der Seefeldergasse die Bewohner selbst, aber auch die anschließenden Stadthäuser und bildet das städtische Element der Gesamtanlage.
Die Gartensiedlungshäuser sind durchwegs zweigeschossig mit zwei Wohneinheiten je Geschoss. Separate, „eigene“ Eingänge statten sowohl die Erdgeschosswohnungen als auch die Wohnungen im Obergeschoss mit jenem Eigenheim-Feeling aus, das Stadtbewohner suchen, wenn sie fern vom Stadtzentrum im Grünen eine Wohnung beziehen. Alle Erdgeschosswohnungen verfügen über private Gärten, die Wohnungen im 1. Stock sind mit Dachterrassen ausgestattet. Besonders viel Wert wurde darauf gelegt, dass die Eigengärten und Terrassen trotz räumlicher Nähe zu den Nachbarn über Privatsphäre verfügen.
Im ersten Schritt wurden Eigengärten und Dachterrassen voneinander abgewandt. Die daraus resultierende räumliche Situation ist ungewohnt, jedoch sehr wirksam: nahezu fensterlose Hausrückseiten werden zur Ansichtsfläche – zu einer bunten, begrünten Ansichtsfläche wohlgemerkt, denn an den Außenwänden befinden sich vorgehängte Rankgitter in den Farben Orange, Tomatenrot und Rosarot. Der bildlich rote Faden bildet einen frischen Kontrast zum Grün der Pflanzen, die bereits nach kurzer Zeit die Gitter überwachsen haben. Die Lichteinbuße bei den wenigen vergitterten Fenstern ist insofern verträglich, als sich dort Nebenräume befinden (Toilette, Badezimmer). Zusätzliche Abschirmung vor Einblicken bieten Stauraum-Hütten. Die Stauräume bilden den Ersatz für nicht vorhandene Kellerabteile. Die Gartensiedlungshäuser sind nicht unterkellert.
Neben all der Abschirmung bietet die Siedlung viel Platz für eine gelebte Hausgemeinschaft. Der Weg durch die Siedlung mäandert an Häusern und Vorgärten entlang zum „Hainplatz“. Dieser zentrale Platz lädt mit Sitzgelegenheiten zum gemütlichen Verweilen und Plaudern ein. Die gesamte Siedlung ist autofrei, die damit einhergehende gesteigerte Aufenthaltsqualität innerhalb der Siedlung ist augenscheinlich. In kurzer Zeit haben die Bewohner sowohl Allgemeinflächen wie Vorgärten als auch die Gitter und Treppenaufgänge individuell adaptiert: als Schirmhalter, Haltevorrichtung für Blumentöpfe oder auch als „Webrahmen“ für die Weihnachtsbeleuchtungen. Die Architektur rückt in den Hintergrund. Die Architekten reagieren gelassen, ja sogar erfreut auf die Eingriffe. Die ursprüngliche Entwurfsidee, nämlich eine Weiterentwicklung der Siedlung mit den Bewohnern, hat sich erfüllt. In ihrer äußerlichen Ausformung behält die gesamte Siedlung (Riegel mit Aussicht / Stadthäuser / Mäandersiedlung) dennoch ihren einheitlich verbindenden Charakter: hell und klar.
In jedem Fall sei ein Besuch vor Ort empfohlen, denn die Fotos zeigen die noch unbelebte Siedlung, unmittelbar nach der Fertigstellung. In direkter Nachbarschaft zur Siedlung befindet sich das jüngste und letzte Projekt von Essling II, die im Herbst 2014 fertiggestellte Gartensiedlung von huhs & hanenberg. (Text: Martina Frühwirth)
Die Siedlung umfasst 110 geförderte Wohnungen. Auf drei Bauplätzen entstanden Wohnhäuser unterschiedlicher Typologien, die hinsichtlich Höhe und Dichte in drei Stufen Richtung Grüngebiet abgestuft sind: vom Städtischen zum Grünen, vom Konzentrierten zum Gelockerten, vom Wohnriegel zur Mäandersiedlung. Der straßenseitige Riegel verfügt über die höchste Bebauungsdichte und bietet den Bewohnern Aussicht. Der Riegel schützt mit seiner Laubengangausführung entlang der Seefeldergasse die Bewohner selbst, aber auch die anschließenden Stadthäuser und bildet das städtische Element der Gesamtanlage.
Die Gartensiedlungshäuser sind durchwegs zweigeschossig mit zwei Wohneinheiten je Geschoss. Separate, „eigene“ Eingänge statten sowohl die Erdgeschosswohnungen als auch die Wohnungen im Obergeschoss mit jenem Eigenheim-Feeling aus, das Stadtbewohner suchen, wenn sie fern vom Stadtzentrum im Grünen eine Wohnung beziehen. Alle Erdgeschosswohnungen verfügen über private Gärten, die Wohnungen im 1. Stock sind mit Dachterrassen ausgestattet. Besonders viel Wert wurde darauf gelegt, dass die Eigengärten und Terrassen trotz räumlicher Nähe zu den Nachbarn über Privatsphäre verfügen.
Im ersten Schritt wurden Eigengärten und Dachterrassen voneinander abgewandt. Die daraus resultierende räumliche Situation ist ungewohnt, jedoch sehr wirksam: nahezu fensterlose Hausrückseiten werden zur Ansichtsfläche – zu einer bunten, begrünten Ansichtsfläche wohlgemerkt, denn an den Außenwänden befinden sich vorgehängte Rankgitter in den Farben Orange, Tomatenrot und Rosarot. Der bildlich rote Faden bildet einen frischen Kontrast zum Grün der Pflanzen, die bereits nach kurzer Zeit die Gitter überwachsen haben. Die Lichteinbuße bei den wenigen vergitterten Fenstern ist insofern verträglich, als sich dort Nebenräume befinden (Toilette, Badezimmer). Zusätzliche Abschirmung vor Einblicken bieten Stauraum-Hütten. Die Stauräume bilden den Ersatz für nicht vorhandene Kellerabteile. Die Gartensiedlungshäuser sind nicht unterkellert.
Neben all der Abschirmung bietet die Siedlung viel Platz für eine gelebte Hausgemeinschaft. Der Weg durch die Siedlung mäandert an Häusern und Vorgärten entlang zum „Hainplatz“. Dieser zentrale Platz lädt mit Sitzgelegenheiten zum gemütlichen Verweilen und Plaudern ein. Die gesamte Siedlung ist autofrei, die damit einhergehende gesteigerte Aufenthaltsqualität innerhalb der Siedlung ist augenscheinlich. In kurzer Zeit haben die Bewohner sowohl Allgemeinflächen wie Vorgärten als auch die Gitter und Treppenaufgänge individuell adaptiert: als Schirmhalter, Haltevorrichtung für Blumentöpfe oder auch als „Webrahmen“ für die Weihnachtsbeleuchtungen. Die Architektur rückt in den Hintergrund. Die Architekten reagieren gelassen, ja sogar erfreut auf die Eingriffe. Die ursprüngliche Entwurfsidee, nämlich eine Weiterentwicklung der Siedlung mit den Bewohnern, hat sich erfüllt. In ihrer äußerlichen Ausformung behält die gesamte Siedlung (Riegel mit Aussicht / Stadthäuser / Mäandersiedlung) dennoch ihren einheitlich verbindenden Charakter: hell und klar.
In jedem Fall sei ein Besuch vor Ort empfohlen, denn die Fotos zeigen die noch unbelebte Siedlung, unmittelbar nach der Fertigstellung. In direkter Nachbarschaft zur Siedlung befindet sich das jüngste und letzte Projekt von Essling II, die im Herbst 2014 fertiggestellte Gartensiedlung von huhs & hanenberg. (Text: Martina Frühwirth)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren Wohnanlage Seefeldergasse hervorgegangen1. Rang, Gewinner
Junger Beer Architektur, Clemens Kirsch