Bauwerk

Friedhof und Totenkapelle Schruns
Lang Vonier Architekten - Schruns (A) - 2009
Friedhof und Totenkapelle Schruns, Foto: Hans-Peter Lang
Friedhof und Totenkapelle Schruns, Foto: Hans-Peter Lang

Raum des Abschieds

9. April 2013 - vai
Der im Jahr 1844 angelegte Friedhof von Schruns erhielt in den 1970er Jahren ein zweites Gräberfeld am nördlichen Ende der ursprünglichen Anlage. 2009 wurden mehrere Veränderungen vorgenommen, welche ein stimmiges Ganzes entstehen lassen. Sämtliche Einbauten heben sich durch ihre klare Formensprache und reduzierte Materialität vom Bestand ab. Die Elemente unterschiedlichen Maßstabs bereichern den Friedhof funktional und ästhetisch.

Die Axialität der Anlage wird durch die Positionierung der Einbauten betont. Dorfseitig schafft die neue Totenkapelle ein Eingangsportal. Der monolithische Baukörper aus Sichtbeton besticht durch seine ruhige und geradlinige Form. In die Stirnwand des rechteckigen Gebäudes ist ein Kreuz eingeschnitten, durch welches Sonnenlicht in den Durchgang und die Aussegnungshalle fällt. Das Innere der Totenkapelle zeigt sich ebenfalls sehr reduziert. Der Raum wird von einer Holzwand vertikaler Latten aus roh belassenem Eichenholz begrenzt, die sich an allen Seiten von den umgebenden Flächen aus glattem Beton absetzt. Von der Zwischenwand hängt ein Leinentuch herab, das in vielen Religionen als letztes Kleidungsstück der Verstorbenen vorgesehen ist.

Entlang der bekiesten Querachse, parallel zur alten Friedhofsmauer, wurde eine Urnenwand errichtet, im weiteren Verlauf befindet sich eine neue Brunnenanlage. Auf der Hauptachse liegend, nimmt die Durchgangskapelle zwischen den beiden Friedhofsteilen einen Weihwasserspender aus Tombak und ein Kerzendepot auf. Das nördliche Ende der Hauptachse wird von einem offenen Raum in schlichtem Sichtbeton gefasst, in dem sich das Gemeinschaftsgrab befindet. Hier werden die Urnen durch ein im Boden eingelassenes Kreuz versenkt. Die Namen der Verstorbenen, die hier ruhen, sind an der Wand angebracht.

Ein Ort der Stille und ein kontemplativer Raum des Abschieds mitten im touristischen Umfeld der benachbarten Hochjochbahn und Hotels.
(Text: Julia Ess)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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