Bauwerk

Haus Simma
Georg Bechter - Egg (A) - 2011
Haus Simma, Foto: Adolf Bereuter
Haus Simma, Foto: Georg Bechter
Haus Simma, Foto: Adolf Bereuter

Neu verpackt

3. November 2013 - vai
Schlecht isoliert, eigenartiger Grundriss, zugige Fenster, nur das Wohnzimmer wirklich beheizbar, das war der Zustand des Einfamilienhauses aus den 60er Jahren. Im Sinne der Nachhaltigkeit kam abreißen nicht in Frage, also startete die ökologische Sanierung und Erweiterung.

Das Erdgeschoß bleibt bis zur Decke erhalten und der Dachraum wird um ein halbes Geschoss angehoben, der Giebel gedreht und in Holzfertigteilen als vollwertiger, neuer Stock aufgesetzt. Als 45 cm dicke Isolierung dienen Strohballen, die Außenhaut bekleiden für den Bregenzerwald typische Schindeln. Die Fenster sind konisch und auf den Lichteinfall bedacht nehmend in die nunmehr achtzig Zentimeter dicken Wände eingeschnitten. Vor- und Rücksprünge werden begradigt, die überstehenden Dachränder gekappt. Dies gibt der neu gestalteten Skulptur einen plastischen Charakter und vor allem Niedrigenergiestandard.

Umorganisiert wird grundlegend. Den Eingang verlegt Architekt Georg Bechter vom Norden auf die schönere Seite im Süden, typisch regional, wie auch der an den Schopf erinnernde Vorraum. Das etwas hoch sitzende Fenster erklärt sich durch den Arbeitsbereich, der oben als Galerie in diese Garderobe ragt.

Auffallend sind die Details und eine einzige Farbe: Die grüne Filzschiebetüre, mit Lederschlaufen als Beschlag zum Küchen- und Essbereich, grüner Teppich, Möbel aus massiver Ulme. Das Raumkontinuum beginnt, ein Bereich öffnet sich zum nächsten: Wohnzimmer mit grünem Kachelofen und tiefer Fenstersitznische, gleichzeitig Regal, noch ein Raum, alles sehr großzügig. Weitere Materialien sind Gussasphalt am Boden, gespachtelt und gewachst, an den Wänden gehobelte heimische Weißtanne, die Fensterumrahmungen schwarz gestrichen, schwarz auch der Kubus für WC und Treppe.

Im oberen Stock stehen die drei Schlafzimmerkörper frei im offenen Dachraum. Hier gibt es den durchgängigen Holzboden und Lehmwände in den Kammern. Die Niveausprünge ergeben sich aus den Raumhöhen darunter. Das Bad ist zu einer Diele hin vollständig verglast, es entsteht eine Wellnessinsel. Auf der anderen Seite findet man den schon erwähnten Arbeitsbereich. Von jedem Blickwinkel aus eröffnet sich ein überraschend neues Raumgefühl. Wieder sind es die Details: Die Türöffnungen reichen als schwarze Tafelfarbeflächen bis zur Wandkante, aus der schwarzen Toilettenbox blinkt Grün, die in kreisrunden Einkerbungen integrierten Leuchten sind preisgekrönte Designerstücke (Handwerk und Form) des Architekten.

Energie und Ökologie | Mit der thermisch gut gedämmten Hülle, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und dem zusätzlichen Kachelofen wird Niedrigenergiestandard erreicht. Für die Bestandserweiterung werden nur natürliche Baustoffe eingesetzt. Das gesamte Haus ist eingepackt in Stroh, ein natürlicher Dämmstoff, der nicht mit Bohrsalzen oder ähnlichem behandelt werden muss. Die Strohballen liegen in der Konstruktionsebene. Die Innenvertäfelungen aus 3cm dicken Brettern liefert der Wald ums Dorf. In Kombination mit den Lehmwänden in den Schlafräumen ergibt dies ein hochwertiges natürliches Wohnklima mit optimalem Feuchtigkeitsausgleich. Sämtliche Materialien des Aufbaus können wieder in einen natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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