Bauwerk
Gemeindekulturzentrum St. Nikolaus
parc architekten - Ischgl (A) - 2013
9. Oktober 2014 - aut. architektur und tirol
Ischgl ist eine der wichtigsten Tourismusdestinationen im Alpenraum, 1.600 Einwohnern stehen 11.000 Gästebetten gegenüber. In der Saison, die fast ein halbes Jahr dauert, wird das Ortsbild von Schifahrern in Partylaune dominiert, denen das Aprés-Ski wichtiger scheint als der Tag auf der Piste.
Das kleine Paznauner Dorf ist in den letzten 30 Jahren zu einer Ansammlung von Hotels angewachsen. Dennoch ist das Dorf im sozialen Sinne noch vorhanden, die über 40 Vereine sind – vielleicht gerade als Reaktion auf den übermächtigen Tourismus – sehr aktiv. So ist die Blasmusik mit fast 100 aktiven Mitgliedern bei 1.600 Einwohnern die relativ größte in Tirol; die Menschen rücken zusammen und es werden Orte wichtig, die eben nicht für Touristen und Broterwerb gedacht sind.
2012 hat sich die Gemeinde Ischgl dazu entschlossen, einen solchen Ort nur für die Ischgler zu bauen. Hinter der Kirche ist ein Stück des alten Ischgls fast unberührt vom wirtschaftlichen Erfolg und den damit einhergehenden, in die Höhe wachsenden „Hotelburgen“ geblieben. Zwischen „altem“ und „neuem“ Widum und dem sogenannten „4-Parteien“-Haus – alle drei Gebäude stehen unter Denkmalschutz – ließ sich noch in Ansätzen ein klassischer Dorfanger erkennen, der nach wie vor als Weide genutzt wurde. Die Gemeinde erwarb von der Pfarre die Nutzungsrechte für das alten Widum und schrieb für eine zusätzliche Neubaukubatur inklusive Dorfplatz und Musikpavillon einen Architekturwettbewerb aus. Erwünscht war ein „identitätstiftendes Gebäude“, das einerseits dem selbstbewussten und erfolgreichen Ischgl von heute entspricht, und trotzdem den Dorfanger noch erspüren lässt.
Eine wesentliche Vorgabe war es, den am Bauplatz vorhandenen Lift zum Dorftunnel, der die Gäste unterirdisch per Förderband von den Hotels zu den Schiliften bringt, in die Bebauung zu integrieren. parc architekten lösen dies, indem sie die vor allem für die Musikkapelle vorgesehene Kubatur des Gemeindekulturzentrums rund um diesen unverrückbaren Punkt anordnen. Der Entwurf nimmt die Topografie der Grünlandschaft auf und schafft eine neue, künstliche Landschaft. Große Teile des Volumens sind in den Hang hineingeschoben, nur einzelne Bauteile durchbrechen die Oberfläche.
Ein Foyer mit einer großflächig öffenbaren Glasfassade erschließt das Musikprobelokal und einen von allen Vereinen nutzbaren Aufenthaltsraum mit einfacher gastronomischer Ausstattung, der geselliges Beisammensein ohne Konsumzwang möglich macht. L-förmig daran angeschlossen liegt der neue Musikpavillon, der zusammen mit dem Kulturzentrum klar den neuen, zur Kirche geöffneten Dorfplatz definiert. Die Rückwand des Pavillons wird von Akustikholzelementen gebildet, eine Verglasung schützt vor den Talauswinden. Als witterungsgeschützer Freiraum bildet er eine permanent nutzbare Erweiterung des Dorfplatzes. Sein räumliches Gegenstück findet sich auf der anderen Seite des Platzes in Form einer ansteigenden Rampe mit Sitzstufen.
Herzstück des Kulturzentrums ist der Musikproberaum, der als Holzbox in den Hang hineingeschoben ist – lediglich eine Ecke ragt aus dem Anger. Die Wände des Proberaums sind zueinander leicht schräg gesetzt, wodurch Flatterechos vermieden werden. Die Holzkonstruktion – vertikale Stützen, die durch schräge Stützen ausgesteift werden – ist mit ausklappbaren Akustikpaneelen ausgefacht, die eine akustische Anpassung des Raumes erlauben. Gleichzeitig bringen sie über das oberirdische Eck bzw. die Wand zum Foyer Licht in den Raum bzw. machen bei Dunkelheit am Dorfplatz sichtbar, das im Inneren musiziert wird.
Prägendes Element des neuen Gemeindekulturzentrums ist die begehbare Dachlandschaft mit ihren als naturnahe Wege gestalteten Dachflächen, die den neu geschaffenen Dorfplatz mit dem oberen Platz auf dem Gebäude verbinden. Das neue Aufzughaus mit dem Liftzugang zum Dorftunnel sitzt wie ein Findling auf dieser gestalteten Topographie.
Das alte Widum wurde kaum verändert, lediglich an der Nordfassade wurde ein neue Treppenhaus mit Liften errichtet. Die alten Stuben wurden in Abstimmung mit den Nutzern – Chor, Bibliothek und Dorfarchivar – auf den ursprünglichen Zustand des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudes restauriert, sämtliche erforderlichen neuen Elemente wurden – deutlich vom historischen Bestand abgesetzt – in schwarzer Farbgebung ausgeführt. (Text: Architekt:innen; red. bearbeitet)
Das kleine Paznauner Dorf ist in den letzten 30 Jahren zu einer Ansammlung von Hotels angewachsen. Dennoch ist das Dorf im sozialen Sinne noch vorhanden, die über 40 Vereine sind – vielleicht gerade als Reaktion auf den übermächtigen Tourismus – sehr aktiv. So ist die Blasmusik mit fast 100 aktiven Mitgliedern bei 1.600 Einwohnern die relativ größte in Tirol; die Menschen rücken zusammen und es werden Orte wichtig, die eben nicht für Touristen und Broterwerb gedacht sind.
2012 hat sich die Gemeinde Ischgl dazu entschlossen, einen solchen Ort nur für die Ischgler zu bauen. Hinter der Kirche ist ein Stück des alten Ischgls fast unberührt vom wirtschaftlichen Erfolg und den damit einhergehenden, in die Höhe wachsenden „Hotelburgen“ geblieben. Zwischen „altem“ und „neuem“ Widum und dem sogenannten „4-Parteien“-Haus – alle drei Gebäude stehen unter Denkmalschutz – ließ sich noch in Ansätzen ein klassischer Dorfanger erkennen, der nach wie vor als Weide genutzt wurde. Die Gemeinde erwarb von der Pfarre die Nutzungsrechte für das alten Widum und schrieb für eine zusätzliche Neubaukubatur inklusive Dorfplatz und Musikpavillon einen Architekturwettbewerb aus. Erwünscht war ein „identitätstiftendes Gebäude“, das einerseits dem selbstbewussten und erfolgreichen Ischgl von heute entspricht, und trotzdem den Dorfanger noch erspüren lässt.
Eine wesentliche Vorgabe war es, den am Bauplatz vorhandenen Lift zum Dorftunnel, der die Gäste unterirdisch per Förderband von den Hotels zu den Schiliften bringt, in die Bebauung zu integrieren. parc architekten lösen dies, indem sie die vor allem für die Musikkapelle vorgesehene Kubatur des Gemeindekulturzentrums rund um diesen unverrückbaren Punkt anordnen. Der Entwurf nimmt die Topografie der Grünlandschaft auf und schafft eine neue, künstliche Landschaft. Große Teile des Volumens sind in den Hang hineingeschoben, nur einzelne Bauteile durchbrechen die Oberfläche.
Ein Foyer mit einer großflächig öffenbaren Glasfassade erschließt das Musikprobelokal und einen von allen Vereinen nutzbaren Aufenthaltsraum mit einfacher gastronomischer Ausstattung, der geselliges Beisammensein ohne Konsumzwang möglich macht. L-förmig daran angeschlossen liegt der neue Musikpavillon, der zusammen mit dem Kulturzentrum klar den neuen, zur Kirche geöffneten Dorfplatz definiert. Die Rückwand des Pavillons wird von Akustikholzelementen gebildet, eine Verglasung schützt vor den Talauswinden. Als witterungsgeschützer Freiraum bildet er eine permanent nutzbare Erweiterung des Dorfplatzes. Sein räumliches Gegenstück findet sich auf der anderen Seite des Platzes in Form einer ansteigenden Rampe mit Sitzstufen.
Herzstück des Kulturzentrums ist der Musikproberaum, der als Holzbox in den Hang hineingeschoben ist – lediglich eine Ecke ragt aus dem Anger. Die Wände des Proberaums sind zueinander leicht schräg gesetzt, wodurch Flatterechos vermieden werden. Die Holzkonstruktion – vertikale Stützen, die durch schräge Stützen ausgesteift werden – ist mit ausklappbaren Akustikpaneelen ausgefacht, die eine akustische Anpassung des Raumes erlauben. Gleichzeitig bringen sie über das oberirdische Eck bzw. die Wand zum Foyer Licht in den Raum bzw. machen bei Dunkelheit am Dorfplatz sichtbar, das im Inneren musiziert wird.
Prägendes Element des neuen Gemeindekulturzentrums ist die begehbare Dachlandschaft mit ihren als naturnahe Wege gestalteten Dachflächen, die den neu geschaffenen Dorfplatz mit dem oberen Platz auf dem Gebäude verbinden. Das neue Aufzughaus mit dem Liftzugang zum Dorftunnel sitzt wie ein Findling auf dieser gestalteten Topographie.
Das alte Widum wurde kaum verändert, lediglich an der Nordfassade wurde ein neue Treppenhaus mit Liften errichtet. Die alten Stuben wurden in Abstimmung mit den Nutzern – Chor, Bibliothek und Dorfarchivar – auf den ursprünglichen Zustand des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudes restauriert, sämtliche erforderlichen neuen Elemente wurden – deutlich vom historischen Bestand abgesetzt – in schwarzer Farbgebung ausgeführt. (Text: Architekt:innen; red. bearbeitet)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
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