Bauwerk

Haus G.
Martin Wakonig - Klosterneuburg (A) - 2001

Kuben mit Zylinder

Wie ein Raumschiff sitzt das Haus G. von Architekt Martin Wakonig auf Klosterneuburger Gelände, wie eine Kommandozentrale ragt ein runder Turm aus den beiden Gebäudeflügeln.

8. November 2003 - Isabella Marboe
Die malerischen Hügel Klosterneuburgs stehen derzeit beim gehobenen Mittelstand hoch im Kurs. Grundstücke sind hier wohlfeiler zu haben als in Wien, die Anbindung ist gut, Ruhe und Kahlenbergblick wiegen die Distanz zur Bundeshauptstadt mehrfach auf. Fertigteilhäuser, Holzbauten, Architektenplanungen, postmoderne Villen und puristische Kuben präsentieren sich als bunter Querschnitt über die Haustrends der letzten Jahrzehnte.
Wie ein Raumschiff, das gerade andockt und seine Brücken ausfährt, setzte Architekt Martin Wakonig das Privathaus G. ins Gelände. Am liebsten hätte er einen Kubus entworfen, doch Herzenswunsch des Bauherrn war ein Turm. In der schmalen, hohen Reinform lässt sich das im Einfamilienhausbau nicht realisieren, und so kombinierte Wakonig den Zylinder als herausragendes Gelenk mit der klaren Geometrie zweier gerader Trakte. Wie eine Kommandozentrale ragt der Rundturm aus dem Kreuzungspunkt der beiden Gebäudeflügel, die im schrägen Winkel aufeinander zulaufen. Das Haus beginnt eingeschoßig, treppt sich zum Zylinder, um im Südosten in einer dynamisch auskragenden Terrasse aufzusetzen.
Das Grundstück besteht aus zwei zusammengelegten Parzellen, eine davon diente als Parkplatz, bevor das Haus gebaut wurde. Dadurch gab es eine deutliche Kante in der Mitte des Geländes, abrupt fällt das Niveau zwischen Norden und Süden um etwa ein Geschoß. So konnte Wakonig einen weiteren Bauherrenwunsch erfüllen: sowohl vom Wohnraum als auch vom Hallenbad aus in den Garten gehen zu können.

Das Haus nutzt die Topographie: Eben gelangt man übers Nordeck der Terrasse vom Wohnzimmer im Erdgeschoß ins Freie, darunter öffnet sich im Süden die Glasfront des Kellers mit Whirlpool, Wellnesslandschaft und Schwimmbecken zum tiefer gelegenen Gartenteil.
Unabdingbare Voraussetzung zur komfortabel flexiblen Lebensführung zwischen Wien und Klosterneuburg ist ein Auto, die Zufahrtsstraße verläuft an der schmalen, oberen Westseite. Die Garage gräbt sich hier nicht verschämt in den Keller, sondern bildet den ersten Raum im Erdgeschoß des West-Ost orientierten Riegels. Durch ein ovales Fenster blickt man zum Garten, gelangt auf einer geländemodellierenden Terrasse überdacht zu Küche und Essraum, darüber steigt der Baukörper mit einem weiteren Stock zum zentralen Turm an, um im zweiten, Süd-Ost orientierten Flügel in der Terrasse am Gelände auszulaufen.
Besucher, die auf der Straße parken, gehen draußen am ersten Trakt vorbei, um im Turm einzutreten: Der Ausgangspunkt des Entwurfs wird zum Ausgangspunkt der Erschließung. Im großzügigen, runden Foyer werden Eintreten und Ankommen zelebriert, von diesem zentralen Punkt lässt sich die Logik des Hauses sofort begreifen. Zur Rechten blickt man ins große Wohnzimmer, durch die raumhohe Verglasung übers Südosteck in den Garten bis hin zum Wienerwald. Links ist der Essraum, durch eine Glasfläche sieht man in die anschließende Küche. An der runden hinteren Wand des Foyers sitzt die geschwungene Treppe.
Im ersten Stock fügte Wakonig ein Gästezimmer in den Zylinder. Die konkave Krümmung der Wand gibt ihm eine eigene Atmosphäre, während sie sich im Kinderzimmer dahinter konvex auswölbt. Der Südosttrakt gehört den Eltern, Schlafzimmer und Badewanne grenzen an den Balkon. Ganz oben im Turm wirkt das Rund unverfälscht, ein umlaufendes Glasband gibt einen Panoramablick frei. Das Kommando hat hier nicht nur der Papa: Alle nutzen den Raum. Der Bauherr ist wunschlos glücklich: Er hat den Turm und kann täglich schwimmen.

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