Bauwerk

Kitz Galleria
ATP architekten ingenieure - Kitzbühel (A) - 2014
Kitz Galleria, Foto: Günter Richard Wett
Kitz Galleria, Foto: Günter Richard Wett
Kitz Galleria, Foto: Günter Richard Wett
Für den Bau des ersten Kaufhauses im Zentrum von Kitzbühel wurde ein ehemaliges Papierlagerhaus aus den 1960er Jahren komplett abgetragen und entsprechend den Vorgaben des Stadt- und Ortsbildschutzgesetzes ein Neubau in identem Umriss und Erscheinungsbild errichtet. In dieser rekonstruierten und damit sehr traditionell gehaltenen Gebäudehülle eröffnet sich eine komplett andere Welt, eine moderne und offen gestaltete Mall mit 16 Shops, die sich auf fünf Geschosse verteilen.

Zwischen zwei Stadtteilen gelegen – der Vorderstadt mit ihrer Fußgängerzone, einer Promenade des Sehens und Gesehen-Werdens, sowie dem eher ruhigeren, verkehrstechnisch jedoch gut erschlossenen Stadtteil „Im Gries“ – verbindet die Mall als neue, direkte Passage diese zwei Welten und überwindet dabei zwischen den beiden Zugängen einen Höhenunterschied von 13,5 Metern. Mittels ortstypischer Elemente wie Giebeldächer, einer Lochfassade mit Sprossenfenstern und Steinbögen fügt sich der Neubau nahtlos in den Bestand, insbesondere in die typische Kitzbühler Dachlandschaft ein. Die Fassade des konventionell in Ortbeton errichteten Baukörpers erhielt den gleichen grobkörnigen Kalkzementputz wie der umgebende Bestand, die Fenster- und Türbögen im Erdgeschoss wurden mit Brecciaverkleidung rekonstruiert. Die an der traditionellen Architektur orientierte Gestaltung wird nur an wenigen Stellen durch zeitgenössische Interventionen durchbrochen, etwa bei der großen Verglasung des Eingangsportals Richtung „Gries“, einem vorspringenden Kasten mit schwarzen Schaufensterrahmen und vereinzelt vorgesetzten Schaufensterkuben.

Vom zeitgemäß aktzentuierteren Eingang im „Gries“ führt der Weg über eine Treppe bzw. Glaspanoramaaufzüge und die sogenannte „goldene Passage“ hinauf zum traditioneller gehaltenen Eingangstor Richtung Innenstadt. Ebenerdig von der Innenstadt aus ist eine Aussichtsterrasse erschlossen, die über das begehbare Glasdach Einblicke in das Innenleben der Kitz Galleria bietet. Dieses wird dominiert durch eine elliptische Stahl-Treppenkonstruktion, die den Besucher in elegant geführtem Schwung durch die Geschosse leitet. Eine LED-Randbeleuchtung unterstreicht die Form der Treppe, zwischen der „Honeycomb-Licht-Installation“ im Treppenauge im Untergeschoss und dem Glasdach ganz oben entstehen überraschende Lichtreflexionen. Überhaupt ist das Spiel zwischen warmem und kalten Licht eines der Hauptthemen der Innenraumgestaltung. Sämtliche Böden wurden mit anthrazitfarbigem Terrazzo belegt, das helle Grau kontrastiert zusammen mit Stahlelementen in Eisenglimmer und Glas mit der Wärme, der „goldenen Passage“ (Midas Liquid Metall Anstriche).

Aufgrund der geringen Baumasse kann die Lüftung zum Teil auf natürliche Art über Fenster erfolgen, die Heizung über normale Heizkörper, beides Maßnahmen, die für ein Shopping-Center ungewöhnlich sind. Die Kitz Galleria ist außerdem das erste Kaufhaus Österreichs, das integral mit Building Information Modeling (BIM) geplant wurde, ein Planungsprozess, bei dem die Inputs aller beteiligter Fachplaner zeitgleich in ein einziges virtuelles Modell einfließen, in welchem gemeinsam interdisziplinär und simultan gearbeitet wird. Als Pionier der integralen Planung setzt ATP BIM seit mehreren Jahren als ein wichtiges Instrument für die gesamtheitliche Betrachtung eines Gebäudes– auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Lebenszykluskosten – ein. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Kitz Galleria GmbH

Tragwerksplanung

Fotografie