Bauwerk

bilding
Studierende des ./studio3, aut. architektur und tirol - Innsbruck (A) - 2015
bilding, Foto: Günter Richard Wett
bilding, Foto: Günter Richard Wett

Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche

28. Oktober 2015 - aut. architektur und tirol
Mit dem bilding Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche gibt es in Innsbruck eine österreichweit und international einzigartige Einrichtung, die Raum zur Erforschung und Auseinandersetzung mit Malerei, Skulptur, Architektur, Design, Film und Neuen Medien für und durch Kinder und Jugendliche bietet. Inhaltlich entstanden ist das bilding durch die Zusammenführung der bisherigen Angebote der „KUNSCHTschule“ und des Kinder- und Jugendprogramms von aut. architektur und tirol. Von Beginn an war es erklärtes Ziel, diese neue Einrichtung auch baulich zu verorten, was durch die Zuverfügungstellung eines temporär nutzbaren Bauplatzes im Rapoldipark durch die Stadt Innsbruck ermöglicht wurde.

Der Weg von der Vision zur Realität war kein geradliniger. „Wir wussten zwar, was wir wollen, wir wussten auch, was wir tun, hatten jedoch keine Vorstellung davon, was die locker formulierte Idee ,we are building bilding‘ mit sich bringt“, so Monika Abendstein, und frühere aut-Mitarbeiterin, Gründerin der KUNSCHTschule und nunmehrige Leiterin des bilding.

In einem ersten Schritt wurde im Herbst 2013 vom aut ein kollektiver und offener Entwurfsprozess gestartet, an dem mitzuwirken alle Mitglieder des Vereins eingeladen waren. Bei mehreren „Vor Ort“-Begehungen, Besprechungen und einem zweitägigen Workshop wurden gemeinsam erste Ideen formuliert, ein Raumprogramm konkretisiert und prinzipielle Überlegungen zum Bauplatz angestellt. Im Lauf zahlreicher Treffen und durchaus auch kontrovers geführter Diskussionen wurde der von der Stadt Innsbruck zur Verfügung gestellte Standort mitten im Park in Frage gestellt und ein hinter dem Städtischen Hallenbad gelegener, aufgelassener Skaterplatz als optimale Alternative definiert – ein Vorschlag, der von der Stadt Innsbruck dankenswerterweise unterstützt wurde.

Von Beginn an war klar, dass das temporäre Bauwerk größtenteils über private Mittel finanziert werden muss. Auf der Suche nach einer realisierbaren Lösung sollte zwischenzeitlich die Konstruktion eines aufgelassenen Glashauses den Bedürfnissen des bilding entsprechend in ein „Gewächshaus“ für die Kreativität von Kindern und Jugendlichen verwandelt werden – eine Idee, die sich wenig später als nicht realisierbar herausstellte.

In einem neuen Anlauf wurde die weitere Entwurfsarbeit – basierend auf dem von Architekt:innen, Künstler:innen und Grafiker:innen entwickelten Konzept – einem studentischen Kollektiv übertragen. 30 Studierende des Instituts für experimentelle Architektur ./studio3 der Universität Innsbruck (Leitung Volker Giencke) arbeiteten im Rahmen einer Bachelorarbeit unter der Betreuung von Walter Prenner, Verena Rauch und Wolfgang Pöschl ein Semester lang an Entwürfen. Eine wesentliche Vorgabe war, dass die Baumaterialien und Produkte jener Firmen zum Einsatz kommen, die parallel zum Entwurfsprozess als Unterstützer gefunden werden konnten. Im Dezember 2014 wählte eine Jury aus den 17 Vorschlägen das Projekt von Niklas Nalbach zur weiteren Bearbeitung aus, das im Kollektiv aller Studierenden zur Baureife entwickelt wurde. Die Studierenden und die beteiligten Firmen machten es in Folge durch ihren Arbeitseinsatz möglich, dass das bilding in knapp fünf Monaten kostengünstig und mit einfachen Mitteln realisiert werden konnte.

Entstanden ist ein pavillonartiges Werkstättengebäude, das nicht nur den Kindern und Jugendlichen als Nutzer:innen ein optimales Raumangebot bietet, sondern auch den Park durch seine einzigartige Architektur bereichert. Ausgehend von den unterschiedlichen Raumanforderungen entwickelten die Studierenden ein Kontinuum aus hellen, offenen, niederen und erhöhten Bereichen: eine Materialwerkstatt und eine Medienwerkstatt, ein Malatelier und ein alle Bereiche vernetzender Kommunikationsraum zum Arbeiten und Chillen, außerdem ein Büro mit Teeküche und zwei Nasszellen. Vorgelagerte Terrassen und raumhohe Glasfronten verbinden den geschwungenen Baukörper mit der Umgebung, im Inneren bilden schräge Böden und Wände einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Bereichen mit ihren unterschiedlichen Atmosphären und Arbeitsmöglichkeiten. Nicht nur das Werkstattgebäude selbst und die ca. 200 m² Terrassenfläche, sondern auch die gesamte Inneneinrichtung wurde von den Studierenden geplant und umgesetzt.

Entworfen und gebaut von jungen Menschen für junge Menschen, wurde ein experimenteller Raum geschaffen, ein Ort der Veränderung, welcher Bildung als „im Prozess sein“ versteht und zur Mitgestaltung einlädt. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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