Bauwerk

Wohnzimmer Sonnwendviertel
StudioVlayStreeruwitz, Riepl Kaufmann Bammer Architektur, Klaus Kada - Wien (A) - 2013
Wohnzimmer Sonnwendviertel, Foto: Bruno Klomfar

ZV-Bauherrenpreis 2015

2. November 2015 - newroom
Sieben Komponenten beeindrucken an dem neuen Viertel am Hauptbahnhof: Erstens das Aufbrechen der im Masterplan vorgesehenen Randbebauung, um diese Anlage für 450 Wohnungen intensiv mit den umgebenden Stadtteilen zu verbinden; Zweitens der Ansatz, innerhalb des Gebietes keine Grundstücksteilungen (wie üblich) vorzunehmen und damit kooperativ eine zusammenhängende, stadträumliche (!) Planung zu ermöglichen; Drittens die Integration großzügiger sozialer und öffentlicher Einrichtungen in dem auf diese Weise aktiv gemachten Binnenraum - mit den Planer:innen im Wettbewerb gemeinsam entwickelt, in der Finanzierbarkeit vereinbart, abgesichert; Viertens das Angebot von Schwimmbad+Sauna, Heimkino, Gemeinschaftsküche, Musikraum, Fahrradwerkstatt, Indoor-Spielplätzen, Café, Kindergarten, Martktstand, Rasen- und Terrassenflächen als bewusste Kompensation des Trends zu heute deutlich kleineren (leistbaren) Wohnungen - und als soziales Raum- und Funktionsangebot für die ganze Quartiers-Gemeinschaft; Fünftens die Situierung vieler dieser Nutzungen in den mittleren Etagen der wie große Möbel an der Südseite gruppierten Solitär-Trakte und deren Verbindung über Brücken untereinander und zu den äußeren Wohntrakten. So gleichen sich innerhalb der Anlage die Wege von unteren und oberen Etagen aus und eröffnet sich auch eine räumlich einmalige, barrierefreie Flanierzone über den ganzen „Hof“ hinweg; Sechstens die Umsetzung all dessen, bei heute im sozialen Wohnbau gegebenen Limits und Reibungsverlusten, auf dem weitgehend von den Architekten definierten Detailniveau; Siebentens schließlich - bis auf das extern betriebene Bad und Café - die gemeinsame Verwaltung und „Buchung“ der Zusatzräume durch ein intelligentes, auch im Quartier verortetes Betriebssystem.

Wenn demgegenüber anzumerken ist, dass die Baudichte im Maximum ausgereizt erscheint, deshalb einzelne Wohnungen in Souterrain- oder Ecklagen weniger attraktiv sind und der Sprecher der Bauträger bei der Besichtigung etwas „postnatale“ Ermüdung anklingen ließ - die Jury erachtet die hier im Team formulierten Ansätze für zeitgemäße urbane Wohnquartiere städtebaulich und sozialräumlich als modellhaft und absolut weiter verfolgenswert. (Jurytext: Otto Kapfinger)

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