Bauwerk

Plusenergie-Bürogebäude und Kulturkraftwerk oh456
sps architekten - Thalgau (A) - 2014
Plusenergie-Bürogebäude und Kulturkraftwerk oh456, Foto: Walter Luttenberger
Plusenergie-Bürogebäude und Kulturkraftwerk oh456, Foto: Andrew Phelps
5. Oktober 2017 - Initiative Architektur
Auf dem Gelände eines aufgelassenen Sägewerks haben sps-architekten ihr eigenes Büro als Plus-Energiehaus errichtet. Mit der Aktivierung des Kraftwerksprojekts (in den 1980er-Jahren war die Errichtung eines Kleinwasserkraftwerkes geplant - allerding nie realisiert worden) entstand die Chance zur Versorgung des Gebäudes mit regenerativer Energie aus der Kraft der Fuschler Ache.

Vom geplanten Gesamtprojekt (Bürogebäude und Kraftwerk) realisierten der Architekt und der Sägewerksbesitzer zwischen November 2010 und Februar 2011 vorerst das Kleinkraftwerk. Mit seinem von einer Kaplanturbine angetriebenen Generator mit einem Jahresarbeitsvermögen von rd. 336.000 kWh liefert es seither elektrische Energie für rund 100 Haushalte. Zwei Jahre später folgte auch das Bürogebäude.

Der kubische, dreigeschoßige Baukörper besitzt einen Kern aus Stampfbeton. Einschlüsse und Leerstellen, die zufälligen Grauabstufungen der einzelnen Betonmischungen ergeben ein lebendiges Bild, das Robustheit und Wärme gleichermaßen ausstrahlt.
Dieser massive Kern verleiht dem Bauwerk im statischen Sinn Festigkeit und stellt energetisch gesehen die erforderliche Speichermasse für das Plusenergiehaus her. Sämtliche Zwischenwände sind variabel und könnten jederzeit entfernt und die Raumaufteilung neu geordnet werden.

Die eigentliche Gebäudehülle besteht aus hoch gedämmten Holzriegelwänden, die mit senkrecht gestulpten Lärchenholzschindeln verschalt sind, auch eine Erinnerung an das einstige Sägewerk und die Tradition der Holzverarbeitung. Als Pendant zum ruppigen Stampfbeton hat Speigner die Innenseiten dieser Wände mit OSB-Platten beplankt. Die Böden der Büroräume sind mit einem geseiften Eichenboden, jene der Erschließungsbereiche wiederum mit einem terrazzoartigen Kunststein belegt.
Horizontal wird der Bau geschoßweise durch die an den Fassaden vorspringenden Massivholzdecken gegliedert. An drei Seiten dienen sie als konstruktiver Holzschutz, an der vierten, der Südseite kragen die Decken soweit aus, dass sie auch die Funktion eines Balkons erfüllen.
Das dreigeschoßige Bürohaus beherbergt neben dem Atelier von Speigner noch weitere Firmen und im Dachgeschoß befinden sich überdies zwei Wohnungen – eine Gästegarconniere und eine für betriebsbedingtes Wohnen.

Beim Architekturpreis Land Salzburg 2016 kam das Projekt in die engere Wahl. Die Jury schrieb dazu: „Das Gebäude wirkt wie ein Versuchslabor. Das gilt sowohl für die Nutzung und die Gebäudetechnologie als auch für die Detailausbildung mit teils prototypischen Lösungen. Das Projekt stärkt das Potential des Bauplatzes und strahlt in seinem experimentellen Charakter einen lustvollen Zugang zur Architektur aus.“

Kunst am Bau
Basierend auf einer sechsteiligen Zirkelblume hat der Salzburger Künstler Wilhelm Scherübl für die Eingangstüre ein Relief geschnitzt. Er hatte bereits beim Turbinenhaus des Kraftwerks Bronzeintarsien mit dem Titel „Tropfen aufsteigend“ geschaffen.

Die eigenwillige Name des Hauses „Oh“ ist ein Mundartausdruck und meint einen kleinen Fluss, im konkreten Fall, die Fuschler Ache. (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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