Bauwerk

Penkenbahn Tal- und Bergstation
reitter_architekten - Mayrhofen (A) - 2015
Penkenbahn Tal- und Bergstation, Foto: Mojo Reitter
Penkenbahn Tal- und Bergstation, Foto: Mojo Reitter
Penkenbahn Tal- und Bergstation, Foto: Mojo Reitter
20. Dezember 2016 - aut. architektur und tirol
Seit den 1950er Jahren führt mitten vom Ortskern von Mayrhofen eine Bahn hinauf in das Skigebiet am Penken. Der im Zillertal gelegene Ort ist eine der Top-Tourismus-Destinationen in Tirol. Trotz mehrfachem Um- und Neubau konnte die Penkenbahn mit dem entsprechend hohen Gästeaufkommen nicht mehr mithalten. Dies führte zum Neubau einer 3-S-Gondelbahn, mit der die Transportkapazität verdoppelt und die Fahrzeit deutlich reduziert wurde. Mit Komfortkabinen und einem großes Angebot an Skidepots sowohl im Tal als auch am Berg reagierte man zudem auf die Bedürfnisse des Gastes, zumal die im dicht verbauten Zentrum liegende Talstation nur zu Fuß bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen ist.

Für den Bau der Talstation wurde ein geladener Realisierungswettbewerb ausgeschrieben, den reitter_architekten mit einem Projekt gewannen, das feinfühlig auf den Ortskern reagiert. Sie bringen die große Kubatur mit ihren weitgehend festgelegten Funktionsabläufen – neben der eigentlichen Seilbahninfrastruktur waren auch großzügige Flächen für den Kassenbereich sowie für einen Shop, einen Skiverleih und Skidepots gefordert – in einem Baukörper unter, der die Staffelung der übrigen Häuser der Straße übernimmt und sich in die bestehenden Fassadenfluchten einreiht. Der Technik im Obergeschoss wurde genau das Volumen gegeben, das gefordert war, die Verkaufsflächen im Erdgeschoss liegen mit Schaufassaden an drei Seiten direkt an den Wegen der Gäste. Der Kassabereich wurde separat im Süden am Ziller positioniert, ein großes Vordach bietet Witterungsschutz, eine abgetreppte Sitzbank bildet die Verbindung zur Dorfstraße.

Um der mächtigen Kubatur eine gewisse Leichtigkeit und Weichheit zu geben, sind den Fassaden helle, pulverbeschichtete Lochblechtafeln vorgehängt. Die perforierte Oberfläche erscheint aus der Ferne als heller Schleier und entpuppt sich aus der Nähe als Ornament, das in Anlehnung an die Zillertaler Trachten entwickelt wurde (Grafik: Lilly Moser). Bei Dunkelheit lässt die hinterleuchtete Fassade die Station zu einem glimmenden Lampion werden.

Dass die Seilbahnstation speziell auch nach Betriebsschluss nicht dunkel und tot im Herzen von Mayrhofen liegt, war überhaupt ein wesentlicher Aspekt für die Planer. Um dem entgegenzuwirken wurde v.a. auch die ohnehin notwendige überdachte Bus-Wartefläche als gedeckter Dorfplatz gestaltet. Die stützenfreie Auskragung überdeckt einen Raum von ca. 300 m², der beidseitig von langen Holz-Sitzbänken gerahmt wird. Als kleiner Festplatz soll er einen entsprechenden Beitrag zu einem lebendigen Ortsleben in der Dorfmitte bieten.


Als Wettbewerbssieger wurden reitter_architekten in Folge auch mit der Planung der Bergstation betraut. Am Berg galt es genauso, ein betriebstechnisch notwendiges großes Volumen in eine sensible Umgebung einzufügen, speziell da die 33 Gondeln hier täglich vom Seil genommen und parkiert werden, was im Tal aufgrund der beengten Verhältnisse nicht möglich ist. Neben der Seilbahnhalle musste in der Bergstation Raum für ein großes Skidepot, einen Shop, eine Werkstätte für die Pistengeräte sowie die notwendigen Betriebsräume zur Verfügung gestellt werden.

Der Grundidee eines „Bahnhofs“ folgend wurde ein übersichtlicher Verkehrsbau mit guter Orientierung und klarer Wegführung errichtet. Das Gebäude ist horizontal in unterschiedliche, inhaltlich ablesbare Bereiche strukturiert: ein dunkler Sichtbetonsockel mit Garage und Schlosserei, der von kupfernem Trapezlochblech umhüllte Bauteil für Skidepot, Shop und Verleih, darüber ein Sonnendeck. Der Bahnhof mit seiner großen „Bahnhofsuhr“ auf der Vorplatzüberdachung ist mit Photovoltaikelementen umhüllt, die zu einem guten Teil den Stromverbrauch des Bahnbetriebs abdecken. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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