Bauwerk
Sportzentrum Heuried
EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli - Zürich (CH) - 2017
21. September 2017 - newroom
Es ist ein freundlicher Empfang: Mit einer hellen Holzfassade begrüsst der stattliche Neubau die Besucher:innen; über dem Einschnitt des Bandfensters schwebt ein weit auskragendes Dach: «Heuried» verkünden grosse Lettern auf der Holzfassade. Sie verbirgt die neue Eishalle sowie sämtliche Garderoben und Nebenräume, die der Eissport und das Freibad benötigen. Am gemeinsamen Eingang springen die Holzträger des Dachs weit vor und rahmen so unter freiem Himmel einen imposanten Empfangsbereich.
Als 1964 in einer ehemaligen Lehmgrube am Fuss des Uetlibergs das Quartierzentrum Heuried erbaut wurde, galt sein Konzept als innovativ: Freibad und Kunsteisbahn, Tennisplätze, Fussballplatz und Gemeinschaftszentrum wurden kombiniert, um ein lebendiges Zentrum zu schaffen, das zugleich das höher gelegene Quartier Friesenberg mit Wiedikon und der übrigen Stadt verbindet. Die Architekten Hans Litz und Fritz Schwarz wählten für die weiträumige Anlage die Architektursprache des Beton-«Brutalismus». Damit ist nun aber nicht brutale Architektur gemeint, sondern die Verwendung unverkleideter, roher Materialien: Holz, Backstein und eben auch Sichtbeton – Béton brut. Die Erneuerung der Anlage bereitete den Verantwortlichen zunächst einiges Kopfzerbrechen: Die Eissportler:innen benötigten dringend eine gedeckte Halle für ihren Sport – auch die bessere Energieeffizienz sprach für dieses Anliegen. Die angewitterten Badegarderoben aus Beton standen dem Betrieb mehr im Weg, als dass sie noch benutzt worden wären. Das Heuried figurierte jedoch im Inventar der Denkmalpflege. Im Jahr 2001 fällte der Stadtrat einen bemerkenswerten Entscheid: Er stellte das Freibad Letzigraben von Max Frisch integral unter Schutz und entliess gleichzeitig das Heuried aus dem Inventar. Damit war der Weg frei für den Wettbewerb, den EM2N Architekten mit Balliana Schubert Landschaftsarchitekten für sich entschieden. Sie brachen das Dickicht der Betongarderoben ab und überbauten die nordöstliche Ecke des Areals mit einem kompakten und auffallend niedrigen Baukörper – er passt sich genau an die Traufhöhen der umliegenden Wohnhäuser an. Das Freibad sollte zusätzliche landschaftliche Weite erhalten. Der Neubau fügt sich mit seinem horizontal ausgreifenden und flachen Walmdach in die terrassierte Anlage ein – und er beansprucht einen minimalen Fussabdruck.
Mit seiner geschlossenen hölzernen Hülle auf einem Betonsockel und dem durchgehenden Fensterband im 1. Obergeschoss erinnert das Sportzentrum zunächst an einen Gewerbebau, es gibt nichts von seinem Inneren preis. Dort befinden sich, dicht angeordnet und spartanisch ausgebaut, die Garderoben und Nebenräume. Nur die kräftig gelbe Signaletik im Gebäude setzt hier farbige Akzente. Umso grosszügiger wirkt die hohe Eishalle, die den nördlichen Teil des Gebäudes besetzt: ein heller und offener Raum, gegliedert vom Rhythmus der Fassadenstützen und vor allem von den imposanten Holzbindern des Dachs, die hier frei sichtbar sind. Sie bilden zusammen mit dem verzinkten Trapezblech das Tragwerk des Dachs. Es wirkt wie ein Wunder: Ausser zwei Lüftungsrohren beeinträchtigen keine Installationen oder Kabel die klare Geometrie der Dachuntersicht; der Rhythmus von Holz und Metall prägt in aller Reinheit die Wirkung der Halle. Das Holz der Fenster und der Tribüne verleiht der Halle trotz kühler Temperaturen eine warme Ausstrahlung. Nur am Rand sei hier bemerkt: Eine Eislauf-Anlage gehört zu den sehr grossen Energieverbrauchern, denn das Eis in der Halle wird während elf Monaten im Jahr genutzt, das Ausseneisfeld während des ganzen Winters – Energiesparen ist hier oberstes Gebot, und das Sportzentrum erfüllt die Anforderungen von Minergie.
Ein ausgeklügeltes Energietauschsystem Sportund Energiespeichersystem sorgt dafür, dass die Abwärme der Kältemaschinen – sie arbeiten mit CO2– im Haus sowie im benachbarten GZ für Heizung und Warmwasser wiederverwendet wird. Die Solarstromanlage auf dem Dach deckt 20 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Das helle Trapezblech in der Eishalle trägt übrigens auch zum Energiesparen bei: es reflektiert die Kälte des Eisfelds in den Raum zurück. Doch zurück zum Anfang, zum Eingang des Sportzentrums: Hier kragt das Holzdach nicht weniger als 16 Meter über die Fassade aus und schafft so einen gefassten Empfangsbereich. Hier verwebt sich das Gebäude mit denn ihr Ziel ist das Freibad. Balliana Schubert Landschaftsarchitekten haben es neu gestaltet und geordnet. Dabei war das Ziel, dem Freibad möglichst viel landschaftliche Weite zu verleihen und die Liegewiesen nach Möglichkeit zu erweitern. Zwar blieb die Anlage in ihren Grundzügen unverändert, die Schwimmbecken sind am alten Ort und auch der Gehölzsaum an den Rändern ist geblieben. Wer aber genauer hinsieht, erkennt bald die Veränderungen. Ganz neu ist natürlich die offene Situation am Eingang, wo niedrige Mauern aus dunkel gefärbtem Stampfbeton zum Sitzen einladen. Die Wiese hat in diesem Bereich mehr Raum bekomder offenen Landschaft des Freibads: Eine doppelte Freitreppe schwingt sich elegant den Besucher:innen entgegen – eine Referenz an Max Frischs Treppe im Freibad Letzigraben. Sie führt zur offenen Terrasse, die Eingang und Bad überblickt und sich bergwärts bis ins Bad hinein fortsetzt. Das Restaurant und die öffentlichen Garderoben rücken als Glaskörper in diesen Raum hinein, sodass man vom Tisch aus Liegewiese und Becken überblickt. Wände und Decken sind hier mit Lärchenholz ausgekleidet – genau wie die Dachuntersicht im Freien. So verbinden sich Aussen und Innen zu einem Ganzen. Der vielleicht wichtigste, gewiss aber men, und neue Baumgruppen gliedern den Raum. Ein flacher Strand gibt Zutritt zum Nichtschwimmerbecken und zwei elegante Sprungtürme überblicken die Wasserflächen. Verschwunden sind die einstigen Hecken am Rand, an ihre Stelle traten Rabatten mit blühenden Stauden und hohen Gräsern.
Der besondere Stolz des Freibads ist freilich die neue Wasserspiellandschaft für Kinder. Diese liegt auf einer schräg ansteigenden Rampe – dem Dach der Wasseraufbereitungsanlage. Unter weissen, baldachinartigen Sonnensegeln breitet sich eine dunkelblaue Fläche aus, durchsetzt von Höhenstufen, rundlichen Blöcken und zahlkostbarste Raum des Neubaus liegt im Inneren des Gebäudes; es ist die zentrale Treppenhalle, die zur Eishalle führt. Das Künstlerduo wiedemann/mettler (Pascale Wiedemann und Daniel Mettler) hat das Glasdach dieser Halle mit mundgeblasenem Glas in den Farben alter Kirchenfenster verzaubert. Spiegelflächen aus Chromstahl reflektieren das farbige Licht und tragen das Lichtspiel bis in die Tiefe des Raums hinab, wo es je nach Sonnenstand seine Farbspiele an die Wände zaubert – die Treppenhalle wird so zum Kleinod des Gebäudes. Die allermeisten Besucherinnen und Besucher werden vom Inneren des Neubaus wenig zu Gesicht bekommen reichen versteckten Wasserdüsen. Die Anlage verspricht lebhaften Wasserspass. Als weitere Attraktion schwingt sich auf feinen Stützen zudem ein schmaler Steg die seitliche Böschung entlang und durch das kleine Wäldchen am Rand des Bads. Er führt um bestehende Bäume durch das Gelände. Er erinnert ein wenig an die Holzstege an Seeufern und verspricht abenteuerliche Ausflüge ins schattige Dunkel. (Text: Daniel Kurz, Zürich)
Als 1964 in einer ehemaligen Lehmgrube am Fuss des Uetlibergs das Quartierzentrum Heuried erbaut wurde, galt sein Konzept als innovativ: Freibad und Kunsteisbahn, Tennisplätze, Fussballplatz und Gemeinschaftszentrum wurden kombiniert, um ein lebendiges Zentrum zu schaffen, das zugleich das höher gelegene Quartier Friesenberg mit Wiedikon und der übrigen Stadt verbindet. Die Architekten Hans Litz und Fritz Schwarz wählten für die weiträumige Anlage die Architektursprache des Beton-«Brutalismus». Damit ist nun aber nicht brutale Architektur gemeint, sondern die Verwendung unverkleideter, roher Materialien: Holz, Backstein und eben auch Sichtbeton – Béton brut. Die Erneuerung der Anlage bereitete den Verantwortlichen zunächst einiges Kopfzerbrechen: Die Eissportler:innen benötigten dringend eine gedeckte Halle für ihren Sport – auch die bessere Energieeffizienz sprach für dieses Anliegen. Die angewitterten Badegarderoben aus Beton standen dem Betrieb mehr im Weg, als dass sie noch benutzt worden wären. Das Heuried figurierte jedoch im Inventar der Denkmalpflege. Im Jahr 2001 fällte der Stadtrat einen bemerkenswerten Entscheid: Er stellte das Freibad Letzigraben von Max Frisch integral unter Schutz und entliess gleichzeitig das Heuried aus dem Inventar. Damit war der Weg frei für den Wettbewerb, den EM2N Architekten mit Balliana Schubert Landschaftsarchitekten für sich entschieden. Sie brachen das Dickicht der Betongarderoben ab und überbauten die nordöstliche Ecke des Areals mit einem kompakten und auffallend niedrigen Baukörper – er passt sich genau an die Traufhöhen der umliegenden Wohnhäuser an. Das Freibad sollte zusätzliche landschaftliche Weite erhalten. Der Neubau fügt sich mit seinem horizontal ausgreifenden und flachen Walmdach in die terrassierte Anlage ein – und er beansprucht einen minimalen Fussabdruck.
Mit seiner geschlossenen hölzernen Hülle auf einem Betonsockel und dem durchgehenden Fensterband im 1. Obergeschoss erinnert das Sportzentrum zunächst an einen Gewerbebau, es gibt nichts von seinem Inneren preis. Dort befinden sich, dicht angeordnet und spartanisch ausgebaut, die Garderoben und Nebenräume. Nur die kräftig gelbe Signaletik im Gebäude setzt hier farbige Akzente. Umso grosszügiger wirkt die hohe Eishalle, die den nördlichen Teil des Gebäudes besetzt: ein heller und offener Raum, gegliedert vom Rhythmus der Fassadenstützen und vor allem von den imposanten Holzbindern des Dachs, die hier frei sichtbar sind. Sie bilden zusammen mit dem verzinkten Trapezblech das Tragwerk des Dachs. Es wirkt wie ein Wunder: Ausser zwei Lüftungsrohren beeinträchtigen keine Installationen oder Kabel die klare Geometrie der Dachuntersicht; der Rhythmus von Holz und Metall prägt in aller Reinheit die Wirkung der Halle. Das Holz der Fenster und der Tribüne verleiht der Halle trotz kühler Temperaturen eine warme Ausstrahlung. Nur am Rand sei hier bemerkt: Eine Eislauf-Anlage gehört zu den sehr grossen Energieverbrauchern, denn das Eis in der Halle wird während elf Monaten im Jahr genutzt, das Ausseneisfeld während des ganzen Winters – Energiesparen ist hier oberstes Gebot, und das Sportzentrum erfüllt die Anforderungen von Minergie.
Ein ausgeklügeltes Energietauschsystem Sportund Energiespeichersystem sorgt dafür, dass die Abwärme der Kältemaschinen – sie arbeiten mit CO2– im Haus sowie im benachbarten GZ für Heizung und Warmwasser wiederverwendet wird. Die Solarstromanlage auf dem Dach deckt 20 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Das helle Trapezblech in der Eishalle trägt übrigens auch zum Energiesparen bei: es reflektiert die Kälte des Eisfelds in den Raum zurück. Doch zurück zum Anfang, zum Eingang des Sportzentrums: Hier kragt das Holzdach nicht weniger als 16 Meter über die Fassade aus und schafft so einen gefassten Empfangsbereich. Hier verwebt sich das Gebäude mit denn ihr Ziel ist das Freibad. Balliana Schubert Landschaftsarchitekten haben es neu gestaltet und geordnet. Dabei war das Ziel, dem Freibad möglichst viel landschaftliche Weite zu verleihen und die Liegewiesen nach Möglichkeit zu erweitern. Zwar blieb die Anlage in ihren Grundzügen unverändert, die Schwimmbecken sind am alten Ort und auch der Gehölzsaum an den Rändern ist geblieben. Wer aber genauer hinsieht, erkennt bald die Veränderungen. Ganz neu ist natürlich die offene Situation am Eingang, wo niedrige Mauern aus dunkel gefärbtem Stampfbeton zum Sitzen einladen. Die Wiese hat in diesem Bereich mehr Raum bekomder offenen Landschaft des Freibads: Eine doppelte Freitreppe schwingt sich elegant den Besucher:innen entgegen – eine Referenz an Max Frischs Treppe im Freibad Letzigraben. Sie führt zur offenen Terrasse, die Eingang und Bad überblickt und sich bergwärts bis ins Bad hinein fortsetzt. Das Restaurant und die öffentlichen Garderoben rücken als Glaskörper in diesen Raum hinein, sodass man vom Tisch aus Liegewiese und Becken überblickt. Wände und Decken sind hier mit Lärchenholz ausgekleidet – genau wie die Dachuntersicht im Freien. So verbinden sich Aussen und Innen zu einem Ganzen. Der vielleicht wichtigste, gewiss aber men, und neue Baumgruppen gliedern den Raum. Ein flacher Strand gibt Zutritt zum Nichtschwimmerbecken und zwei elegante Sprungtürme überblicken die Wasserflächen. Verschwunden sind die einstigen Hecken am Rand, an ihre Stelle traten Rabatten mit blühenden Stauden und hohen Gräsern.
Der besondere Stolz des Freibads ist freilich die neue Wasserspiellandschaft für Kinder. Diese liegt auf einer schräg ansteigenden Rampe – dem Dach der Wasseraufbereitungsanlage. Unter weissen, baldachinartigen Sonnensegeln breitet sich eine dunkelblaue Fläche aus, durchsetzt von Höhenstufen, rundlichen Blöcken und zahlkostbarste Raum des Neubaus liegt im Inneren des Gebäudes; es ist die zentrale Treppenhalle, die zur Eishalle führt. Das Künstlerduo wiedemann/mettler (Pascale Wiedemann und Daniel Mettler) hat das Glasdach dieser Halle mit mundgeblasenem Glas in den Farben alter Kirchenfenster verzaubert. Spiegelflächen aus Chromstahl reflektieren das farbige Licht und tragen das Lichtspiel bis in die Tiefe des Raums hinab, wo es je nach Sonnenstand seine Farbspiele an die Wände zaubert – die Treppenhalle wird so zum Kleinod des Gebäudes. Die allermeisten Besucherinnen und Besucher werden vom Inneren des Neubaus wenig zu Gesicht bekommen reichen versteckten Wasserdüsen. Die Anlage verspricht lebhaften Wasserspass. Als weitere Attraktion schwingt sich auf feinen Stützen zudem ein schmaler Steg die seitliche Böschung entlang und durch das kleine Wäldchen am Rand des Bads. Er führt um bestehende Bäume durch das Gelände. Er erinnert ein wenig an die Holzstege an Seeufern und verspricht abenteuerliche Ausflüge ins schattige Dunkel. (Text: Daniel Kurz, Zürich)
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