Auf einer Anhöhe über dem Tal der Bregenzer Ach im Gemeindegebiet von Schnepfau liegt unter der steil abfallenden Nordwand der Kanisfluh das Vorsäß Wirmboden. Seit Jahrhunderten wird das Vieh vor und nach der Sömmerung auf der Hochalpe für einige Wochen zum Grasen auf dieses Plateau gebracht.

Die neue Kapelle wurde inmitten der lockeren Siedlung von kleinen Häusern und Hütten errichtet. Dem heiligen Antonius geweiht, ersetzt sie einen Vorgängerbau aus den 1980er Jahren, der am Rand der Siedlung stand und 2012 von einer Lawine zerstört wurde. Die Gemeinschaft von Wirmboden war nicht nur in die Konzeption des Bauwerks mit Architekt Sven Matt eng involviert, auch die Umsetzung erfolgte weitgehend in Eigenleistung. Eine Zimmerei im Tal stellte ihre Werkstatt zur Verfügung um Schalung und Dachkonstruktion zur Montage vorzubereiten. Eigenhändig wurden Beton und Steine eingebracht und armierungsfrei verdichtet.

Die Architektur nimmt in ihren Abmessungen Bezug auf das Original. Die sichtbaren Feldsteine im Stampfbeton sind Referenz auf den aus Feldsteinen gefügten Vorgängerbau. Das steile Schindeldach, so hoch wie früher das Glockentürmchen, öffnet sich über die gesamte Länge des Firsts mit einem schmalen Fensterstreifen zum Himmel. Die nuancenreiche Schichtung, mit den dunklen Findlingen dazwischen, gibt dem Gebäude seine unverwechselbare, wie natürlich gewachsene Gestalt. Die Horizontalität der Struktur wird durch präzis gesetzte Vertikale in den Giebelwänden kontrastiert: bergseitig die Eingangstür aus Holz samt Glockenkammer über dem Sturz, Richtung Tal eine schmale, blau verglaste Lichtöffnung. Das Interieur des Raums besteht aus zwei Bänken, zwei Findlingen für Kerzen oder Blumenschmuck. Über dem Lichtschlitz in der Wand hängt ein zartes, metallenes Kreuz und zwischen den eng gesetzten, steil aufragenden Sparren erinnern Fotoportraits an die Vorfahren der Familien am Wirmboden. (Text: Tobias Hagleitner)