Bauwerk
Alte Dogana
Marte.Marte Architekten - Feldkirch (A) - 2016
28. April 2020 - vai
Die Neustadt ist ihrem Namen zum Trotz der älteste Teil der Feldkircher Innenstadt. Sie entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als Hugo I. von Montfort seinen Sitz von Bregenz nach Feldkirch in die Schattenburg verlegte. Am Fuß der hochmittelalterlichen Festung, als prominenter Schlusspunkt für den Straßenzug vom Domplatz Richtung Burg, steht die sogenannte „Alte Dogana“. Die Architekten Bernhard und Stefan Marte haben das Haus 2016 erworben, sorgsam erneuert und den Bürostandort von ihrer Heimatgemeinde Weiler hierher verlegt.
Die heutige Form des Gebäudes, dessen Anfäge in etwa um das Jahr 1500 datieren, hat sich im 17. und 18. Jahrhundert etabliert. Die vorhandene Struktur, ein symmetrischer Mittelflurgrundriss mit breitem Gang und seitlich angegliederten Zimmern, wurde von den Architekten fast nicht angegriffen. Nur die Wandeinbauten, die seit geraumer Zeit das Stiegenhaus vom Rest der Flächen abgetrennt hatten, wurden abgerissen. Die nunmehr fließenden Übergänge von der Treppe in die Flure und weiter in die daran anschließenden Zimmer kommen der Nutzung als offenes Architekturbüro über fünf Etagen entgegen. Die einzige wesentliche Hinzufügung ist hingegen der „Trichter“ im Dachstuhl: ein skulpturales Stahlobjekt, das Dach und Decke durchdringt und damit Licht in die beiden Mansardgeschoße bringt. Seine abgetreppte Geometrie dient innen als Stiege vom dritten in den vierten Stock. Außen am Dach überdeckt das insgesamt etwa zehn Tonnen schwere Element eine kleine Terrasse, die eine ungewohnte Perspektive auf das Feldkircher Wahrzeichen bietet, die unmittelbar benachbarte Schattenburg.
Mit Wertschätzung und Respekt für das historische Gebäude und seine wechselvolle Geschichte schöpft die Architektur aus den Qualitäten des Vorhandenen. Das Fassadenbild wurde vollständig erhalten, von Zementmörtel und blauem Anstrich befreit und mit hellem Kalkputz fein ausgearbeitet. Die wohlproportionierten Innenräume wurden mit hochwertigen Naturfarben in angenehmes Weiß getaucht. Die dunkel gebeizten Hölzer der Vertäfelungen, Fenster und Brüstungen wurden mit neu eingebauten Böden aus dunkel geräucherter Eiche optimal ergänzt. Die Entscheidung, alle Installationen und die Heizung im Boden verschwinden zu lassen, trägt zur aufgeräumten, großzügigen Atmosphäre bei. Fix installierte Lichtsysteme gibt es nicht, stattdessen entwickelten die Architekten eigene Leuchten. Sie bestehen aus einem präzise gearbeiteten Hüllkörper aus Schwarzstahl, der eine LED-Lichtleiste trägt. Diese „Fackeln“ können an die Wand gelehnt, auf den Boden oder Tisch gelegt, durch ein einfaches Stecksystem auch zur Wand- oder Schreibtischleuchte werden. Sie erfüllen den Zweck eines ordentlichen Arbeitslichts, wo immer es gebraucht wird und sorgen insgesamt für eine nuancenreiche Lichtstimmung, die dem Charakter des Hauses entspricht und dessen Geschichte wirken lässt. (Text: Tobias Hagleitner)
Die heutige Form des Gebäudes, dessen Anfäge in etwa um das Jahr 1500 datieren, hat sich im 17. und 18. Jahrhundert etabliert. Die vorhandene Struktur, ein symmetrischer Mittelflurgrundriss mit breitem Gang und seitlich angegliederten Zimmern, wurde von den Architekten fast nicht angegriffen. Nur die Wandeinbauten, die seit geraumer Zeit das Stiegenhaus vom Rest der Flächen abgetrennt hatten, wurden abgerissen. Die nunmehr fließenden Übergänge von der Treppe in die Flure und weiter in die daran anschließenden Zimmer kommen der Nutzung als offenes Architekturbüro über fünf Etagen entgegen. Die einzige wesentliche Hinzufügung ist hingegen der „Trichter“ im Dachstuhl: ein skulpturales Stahlobjekt, das Dach und Decke durchdringt und damit Licht in die beiden Mansardgeschoße bringt. Seine abgetreppte Geometrie dient innen als Stiege vom dritten in den vierten Stock. Außen am Dach überdeckt das insgesamt etwa zehn Tonnen schwere Element eine kleine Terrasse, die eine ungewohnte Perspektive auf das Feldkircher Wahrzeichen bietet, die unmittelbar benachbarte Schattenburg.
Mit Wertschätzung und Respekt für das historische Gebäude und seine wechselvolle Geschichte schöpft die Architektur aus den Qualitäten des Vorhandenen. Das Fassadenbild wurde vollständig erhalten, von Zementmörtel und blauem Anstrich befreit und mit hellem Kalkputz fein ausgearbeitet. Die wohlproportionierten Innenräume wurden mit hochwertigen Naturfarben in angenehmes Weiß getaucht. Die dunkel gebeizten Hölzer der Vertäfelungen, Fenster und Brüstungen wurden mit neu eingebauten Böden aus dunkel geräucherter Eiche optimal ergänzt. Die Entscheidung, alle Installationen und die Heizung im Boden verschwinden zu lassen, trägt zur aufgeräumten, großzügigen Atmosphäre bei. Fix installierte Lichtsysteme gibt es nicht, stattdessen entwickelten die Architekten eigene Leuchten. Sie bestehen aus einem präzise gearbeiteten Hüllkörper aus Schwarzstahl, der eine LED-Lichtleiste trägt. Diese „Fackeln“ können an die Wand gelehnt, auf den Boden oder Tisch gelegt, durch ein einfaches Stecksystem auch zur Wand- oder Schreibtischleuchte werden. Sie erfüllen den Zweck eines ordentlichen Arbeitslichts, wo immer es gebraucht wird und sorgen insgesamt für eine nuancenreiche Lichtstimmung, die dem Charakter des Hauses entspricht und dessen Geschichte wirken lässt. (Text: Tobias Hagleitner)
Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut
Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konrad
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Stefan Marte
Bernhard Marte
Tragwerksplanung
Fotografie