Bauwerk

Hehl-Tenne
OEOOO - Lingenau (A) - 2018
Hehl-Tenne, Foto: Lukas Gächter
17. August 2020 - vai
Das Projekt befasst sich mit dem Thema Nachnutzung landwirtschaftlicher Gebäude im ländlichen Raum. Ziel war es, die ungenutzten räumlichen Qualitäten des ehemaligen Wirtschaftstraktes eines typischen Bregenzerwälder Bauernhauses aufzunehmen und das Gebäude im Sinne eines Mehrgenerationenhauses nachzuverdichten. In der großzügigen Kubatur der einstigen Tenne des Hauses wurde mittels Ersatzneubau ein kompakter, gemütlicher Wohnraum geschaffen, der in enger Beziehung zum Außenraum und der örtlichen Bautradition steht.

Das Objekt befindet sich in Lingenau, einem Dorf im Herzen des Vorderen Bregenzerwaldes. Das für diese Region typische Bauernhaus steht dort ein wenig abseits des Dorfzentrums umgeben von Wiesen. Einst dazu bestimmt die umliegenden Felder zu bewirtschaften, bietet dieser Standort mit seiner exponierten Lage einzigartige Qualitäten. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde schon vor Jahrzehnten eingestellt, wodurch im Haus viele ungenutzte Flächen frei wurden. Diese galt es für die nächste Generation wiederzubeleben.

Dort, wo einst das Heu für die Tiere gelagert wurde, tritt man heute in die zusätzlich geschaffene Wohneinheit ein. Über eine Treppe gelangt man von diesem Eingangsbereich in einen hellen, warmen Wohnbereich. Hier befinden sich auf rund 70 m² ein Arbeitsbereich und ein langgestreckter Wohnraum, die sich um einen zentralen Versorgerkern – bestehend aus Küche, WC und Speisekammer – anordnen.

Der Wohn-Ess-Raum öffnet sich Richtung Südwesten und wird fließend in einem überdeckten Freibereich fortgeführt. Dies verleiht dem Wohnbereich trotz seiner kompakten Kubatur Größe und Luft. Über eine Stufe lässt sich von hier aus auch der bestehende Wohntrakt des Bauernhauses erschließen, in dem die ältere Generation lebt. Im Dachgeschoß befinden sich die Schlafräume sowie ein offener Arbeitsplatz mit Blick über den Essbereich hin zum bedeckten Freibereich.

Die frühere Auffahrt für den Heuwagen bildet heute einen zweiten barrierefreien Zugang und dient heute wie damals als Witterungsschutz für den Fuhrpark und zum Lagern von Brennholz.
Das Erdgeschoß bleibt dem Bewirtschaften des Gebäudes vorbehalten: Im Bereich des ehemaligen Stalls befindet sich heute eine große Gemeinschaftswerkstatt sowie die Haustechnikanlagen aller Parteien. Das komplette Gebäude wird über eine Stückholzheizung mit Holz aus dem eigenen Wald beheizt. Warmwasser wird mittels einer Solaranlage erzeugt.

Der auf einem einschaligen Sichtbetonsockel errichtete Ersatzneubau wurde in Holzrahmenbauweise errichtet und mit Holzwolle gedämmt, um den Einsatz von künstlichen Materialien auf ein Minimum zu beschränken. Hierbei kam ebenfalls das eigene Holz zum Einsatz, welches im Herbst geschlagen und über die Wintermonate umgeben von kaltem Schnee zum Trocknen gelagert wurde. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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