Bauwerk

Casa Mosogno
Buchner Bründler - Tessin - 2018
Casa Mosogno, Foto: Georg Aerni
Casa Mosogno, Foto: Georg Aerni
17. Juli 2020 - newroom
Im tiefen Tessiner Onsernonetal steht an einem steilen Hang ein Ensemble aus Steinhäusern, das über Generationen hinweg baulich angewachsen ist und jahrelang leer stand. Auf die Bergkante gesetzt, schirmt sich das Ensemble zum höher gelegenen Dorf Mosogno Sotto hin ab, zum grünen Tal öffnet es sich mit einer Terrasse. Die Bauherrschaft, die mit der Tessiner Lebensart vertraut ist, wünschte sich ein Wohnhaus, das mit einfachen Mitteln aus dem Ensemble entwickelt werden sollte.

Vor allem der Zustand des Haupthauses war schlecht, alle Holzelemente wie Balkenlagen oder Zwischenböden waren baufällig. So wurde der Hauptbau zum Sommerhaus und der besser erhaltene Annex zur Winterstube. Je länger die Auseinandersetzung mit den Steinhäusern andauerte, desto klarer wurde, dass insbesondere die Geschichte des Hauptbaus essenziell für das Ensemble war. Sie sollte nicht hinter einem weissen Putz verschwinden, die baulichen Spuren der Vergangenheit blieben vielmehr sichtbar. Aufgrund des schlechten Zustandes wurde die klassisch kleinteilige Kammerstruktur des Hauptbaus zugunsten einer grossen, zwei Geschosse umfassenden Sommerhalle rückgebaut, doch an den Wänden lassen sich die ursprünglichen Nutzungen und Lebensorte ablesen: Oben der Putz und die Strukturen der Wohnräume, unten der blosse Stein des Weinkellers, in der Mitte ein Wandfragment mit einem Kamin, das nun ein Metallrahmen umgibt, der es trägt und der die Hauswände aussteift. Da auch die alte hölzerne Dachkonstruktion nicht bewahrt werden konnte, wird die Sommerhalle nun von einem Dach aus Wellblech überspannt, das auf einer stählernen Fachwerk-Konstruktion aufliegt und vor der Witterung schützt: Luft, Geräusche und die atmosphärischen Veränderungen der Umgebung sind so im Inneren spürbar.

Das sich auf der Talseite aufspannende Vordach, das sich vom Schutzdach absetzt, ist eine Reminiszenz an die alte, morsche Laube. Daran schliesst seitlich das Badezimmer in einem kleinen Nebenbau der Sommerhalle an: Da auch hier das Holz nicht bewahrt werden konnte, wurde der Bau mit einer Betonkuppel neu gefasst. Die Terrasse zum Tal ruht auf einer Trockensteinmauer und wurde erweitert. Im Westen folgt der Annex, bei dem die Balkenlagen bis unters Dach intakt waren. Hier wurde ein innen dunkel lasierter Wohnkubus auf Nocken eingestellt. Er ist klimatisch und energetisch kontrolliert und dient als Stube in der gekocht, gegessen, geschlafen und überwintert wird. Beim Umbau setzte man auf lokale Handwerker, die den Zugang zum traditionellen Handwerk der Steinhäuser nicht verloren haben. Wichtig war ein würdevoller Umgang mit der historischen Substanz. Der Umbau war eine Gratwanderung zwischen Authentizität und dem Pittoresken, dabei wurde versucht die Stimmung und Identität des Ortes durch pointierte Eingriffe zu erhalten. (Text: Architekten)

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