Bauwerk
Kinder- und Jugendpsychiatrie LKH Hall
Architekten Pontiller - Schweiggl - Hall in Tirol (A) - 2017
15. Juni 2021 - aut. architektur und tirol
Im Jahr 2014 beschloss die Tirol Kliniken GmbH im Auftrag des Landes Tirol am Areal des Landeskrankenhaus Hall in Tirol einen Neubau zur Unterbringung der vorher in Innsbruck angesiedelten Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik zu errichten. Auf dem parkähnlichen, von Fußwegen durchzogenen Campus befinden sich bereits aufgeteilt auf mehrere Häuser verschiedenste Einrichtungen der Klinik, die private Universität UMIT, ein Campushotel und das Hospizhaus Tirol.
Der Neubau, in dem psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr diagnostiziert und behandelt werden, ist aus einem zweistufigen Wettbewerb hervorgegangen. Ziel der Architekten war es, ein „Healing Environment“ zu schaffen, eine Umgebung, die zur Heilung der meist über einen längeren Zeitraum aufgenommenen jungen Patient:innen beitragen kann. Demgemäß ist das Gebäude eher als Heim denn als Klinik konzipiert und bietet den Kindern und Jugendlichen einen temporären Aufenthaltsort mit entsprechenden Bereichen für Spiel, Freizeitgestaltung, Therapieprogramme und Schulunterricht.
In dem klar strukturierten Gebäude verteilen sich die verschiedenen Funktionen auf zwei, durch einen zentralen Gang erschlosse Bauteile, die jeweils rund um ein Atrium organisiert sind. Im Erdgeschoß liegen die Ambulanz und die Tagesklinik sowie zwei Stationen für Jugendliche, im Obergeschoß die Verwaltung, der Bereich für Jugendliche mit Essstörungen sowie die beiden Stationen für Kinder, darunter ein eigener Eltern-Kindbereich. Der südliche Trakt, der aufgrund der Hanglage dreigeschoßig ist, bietet im Gartengeschoß Platz für allgemeine Räume wie einen großen Saal für Bewegungstherapien und die dreiklassige Klinikschule.
Dem Anspruch folgend, möglichst wenig Spitalsatmosphäre aufkommen zu lassen, kommt an den Fassaden neben grobem Putz viel Holz zum Einsatz. Die Zimmer selbst bilden persönliche Rückzugsorte, große Fenster mit niedrigem Parapet stellen in jedem Zimmer eine Sitzmöglichkeit mit Ausblick zur Verfügung. Jeder Abteilung ist ein eigener Freibereich zugeordnet. So ist die Station für Unterbringungspatienten (geschlossene Abteilung) an den Innenhof des nördlichen Bauteils angeschlossen, für die Suchtpatient:innen gibt es eine eigene Terrasse und für die Kinder einen Dachgarten. Herzstück der Anlage ist das nach Süden offene Atrium, das in den vorgelagerten Spielplatz übergeht. All diese Verbindung zur Außenwelt tragen dazu bei, dass den Patient:innen zwar ein sicherer Ort des Rückhalts geboten wird, jedoch nie das Gefühl aufkommt, eingesperrt zu sein.
Ein weiteres wichtiges Anliegen war es, die Klinik nach außen deutlich als Haus für die Jugend erkennbar zu machen. Dazu erhielt das Gebäude einen bunten Sockel, der nicht nur optisch diesen Zweck erfüllt, sondern darüber hinaus therapeutische Verwendung finden konnten. Das Gartengeschoß wurde mit dunklen Betonplatten verkleidet, die in Zusammenarbeit mit dem bilding, der Innsbrucker Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche bemalt wurden. Im Rahmen von mehreren, zwischen 2018 und 2020 unter der Leitung der Künstler Gerhard Diem und Maurizio Bonato abgehaltenen Workshops konnten die vor Ort untergebrachten Kinder und Jugendliche Ideen für Motive sammeln und selbst umsetzen. Damit entstand ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Pilotprojekt, in dessen Kontext „Kunst am Bau“ als Bestandteil der Therapie eine völlig neue Bedeutung erhielt. (Text: Claudia Wedekind)
Der Neubau, in dem psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr diagnostiziert und behandelt werden, ist aus einem zweistufigen Wettbewerb hervorgegangen. Ziel der Architekten war es, ein „Healing Environment“ zu schaffen, eine Umgebung, die zur Heilung der meist über einen längeren Zeitraum aufgenommenen jungen Patient:innen beitragen kann. Demgemäß ist das Gebäude eher als Heim denn als Klinik konzipiert und bietet den Kindern und Jugendlichen einen temporären Aufenthaltsort mit entsprechenden Bereichen für Spiel, Freizeitgestaltung, Therapieprogramme und Schulunterricht.
In dem klar strukturierten Gebäude verteilen sich die verschiedenen Funktionen auf zwei, durch einen zentralen Gang erschlosse Bauteile, die jeweils rund um ein Atrium organisiert sind. Im Erdgeschoß liegen die Ambulanz und die Tagesklinik sowie zwei Stationen für Jugendliche, im Obergeschoß die Verwaltung, der Bereich für Jugendliche mit Essstörungen sowie die beiden Stationen für Kinder, darunter ein eigener Eltern-Kindbereich. Der südliche Trakt, der aufgrund der Hanglage dreigeschoßig ist, bietet im Gartengeschoß Platz für allgemeine Räume wie einen großen Saal für Bewegungstherapien und die dreiklassige Klinikschule.
Dem Anspruch folgend, möglichst wenig Spitalsatmosphäre aufkommen zu lassen, kommt an den Fassaden neben grobem Putz viel Holz zum Einsatz. Die Zimmer selbst bilden persönliche Rückzugsorte, große Fenster mit niedrigem Parapet stellen in jedem Zimmer eine Sitzmöglichkeit mit Ausblick zur Verfügung. Jeder Abteilung ist ein eigener Freibereich zugeordnet. So ist die Station für Unterbringungspatienten (geschlossene Abteilung) an den Innenhof des nördlichen Bauteils angeschlossen, für die Suchtpatient:innen gibt es eine eigene Terrasse und für die Kinder einen Dachgarten. Herzstück der Anlage ist das nach Süden offene Atrium, das in den vorgelagerten Spielplatz übergeht. All diese Verbindung zur Außenwelt tragen dazu bei, dass den Patient:innen zwar ein sicherer Ort des Rückhalts geboten wird, jedoch nie das Gefühl aufkommt, eingesperrt zu sein.
Ein weiteres wichtiges Anliegen war es, die Klinik nach außen deutlich als Haus für die Jugend erkennbar zu machen. Dazu erhielt das Gebäude einen bunten Sockel, der nicht nur optisch diesen Zweck erfüllt, sondern darüber hinaus therapeutische Verwendung finden konnten. Das Gartengeschoß wurde mit dunklen Betonplatten verkleidet, die in Zusammenarbeit mit dem bilding, der Innsbrucker Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche bemalt wurden. Im Rahmen von mehreren, zwischen 2018 und 2020 unter der Leitung der Künstler Gerhard Diem und Maurizio Bonato abgehaltenen Workshops konnten die vor Ort untergebrachten Kinder und Jugendliche Ideen für Motive sammeln und selbst umsetzen. Damit entstand ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Pilotprojekt, in dessen Kontext „Kunst am Bau“ als Bestandteil der Therapie eine völlig neue Bedeutung erhielt. (Text: Claudia Wedekind)
Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol
Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekind
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