Bauwerk

Um- und Zubau Museum der Stadt Steyr
Architekten Schmid + Leitner - Steyr (A) - 2019
Um- und Zubau Museum der Stadt Steyr, Foto: Bundesdenkmalamt (BDA) © Bundesdenkmalamt, Aufnahme Irene Hofer
Um- und Zubau Museum der Stadt Steyr, Foto: Bundesdenkmalamt (BDA) © Bundesdenkmalamt, Aufnahme Irene Hofer
Um- und Zubau Museum der Stadt Steyr, Foto: Norbert Prantl
9. März 2022 - afo
Für die Oö. Landesausstellung 2021 in Steyr wurde der Museumskomplex Innerberger Stadl–Neutor–Bindergasse restauriert und zeitgemäß adaptiert. Das mächtige Doppelgiebelhaus des Innerberger Stadls zählt zu den bedeutendsten renaissancezeitlichen Wirtschaftsgebäuden Österreichs. Als Getreide- und Lebensmittelspeicher 1611 direkt am Eingang zur Steyrer Altstadt errichtet, demonstrieren die aufwändig gestalteten Sgraffitofassaden, das Fresko über dem Steinportal, der Wasserspeier und der schmiedeeiserne Doppeladler hochwertige Handwerkskunst. Die weitläufigen Lagerhallen mit den massiven Holztramdecken verweisen auf die ursprüngliche Nutzung. Gleich neben dem ehemaligen Speicherkasten befindet sich das Neutor, ein wuchtiger Monumentalbau aus dem 16. Jahrhundert. Dieses Gebäude wurde nach dem Hochwasser von 1572 als Stadttor und Schutzbau errichtet. In den 1970er-Jahren wurde es im Zuge der Errichtung einer neuen Brücke umgebaut. Das an die Stadtmauer angrenzende, schlichte Handwerkerhaus „Bindergasse 4“ stammt hingegen im Gebäudekern aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

Oberstes Restaurierungsziel war es, die Lesbarkeit des Denkmals zu verbessern. Dafür wurde nach eingehender Untersuchung des Baubestands gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt ein Restaurierungskonzept entwickelt. So mussten 80 Balkenköpfe der renaissancezeitlichen Holzbalkendecke durch Holzlaschen ausgewechselt werden. Die Putzfassaden, sämtliche Holzfenster, Türen und Tore sowie Metallteile wie Fenstergitter, Dachreiter, Wasserspeier und Wappenadler wurden denkmalgerecht restauriert. Im Innenraum wurde die ursprüngliche Qualität der Oberflächen wiederhergestellt. Sperrende Zementputze und Anstriche wurden entfernt und in Kalktechnik neu aufgebaut. In den Innenhöfen und am Vorplatz wurden die bestehenden Granitpflaster mit Altmaterial ergänzt. Der einstige Charakter der Bauwerke wurde auf diese Weise wieder wahrnehmbar gemacht.

Bei der baulichen Adaptierung sollte die Besonderheit des Denkmals hervorgehoben werden. Die im Lauf des 20. Jahrhunderts erfolgten An- und Ausbauten wurden entfernt, wodurch das archaische Erscheinungsbild der Stadtmauer, der Innenhöfe und des historischen Baubestands wieder erlebbar wurden. Notwendige Ergänzungen für Toiletten, Neben- und Technikräume wurden unterirdisch im Hof angeordnet, um die bestehenden Strukturen nicht zu stören, allerdings bewusst als Erweiterungen ablesbar gestaltet. Böden und Wände wurden aus mineralischen Beschichtungen im Farbton des Putzes bzw. aus Sichtbeton gefertigt. Sichtbare Bauteile wurden behutsam in die historische Substanz eingefügt.

Um die geforderte Barrierefreiheit herzustellen, mussten ein Liftzubau sowie Rampen und Brücken errichtet werden. Diese Um- und Einbauten erfolgten in zeitgenössischer Architektursprache. Der neue Liftturm tritt als vertikal sich verjüngender Monolith in Erscheinung und hebt sich deutlich vom Denkmal ab. Die Verbindung zum historischen Bestand wird durch die Materialisierung in Kupfer hergestellt. Der Zubau wurde vom Speichergebäude abgerückt, um den Dialog zwischen historischem Baubestand und zeitgemäßen Ergänzungen zu verstärken. Die Verbindung zum Gebäude erfolgt über Glasbrücken. Auch die anderen Verbindungsbauteile sind zarte Glaskonstruktionen, wobei besonderes Augenmerk auf die reduzierte Ausführung der Anschlussdetails zum historischen Bestand gelegt wurde. Glas, Sichtbeton und Metall sollten einen starken Kontrast zum Denkmal bilden – ohne dabei zu entfremden. (Text: Architekten, bearbeitet)

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