Bauwerk

Club Hybrid
Pretterhofer Arquitectos, Michael Rieper - Graz (A) - 2021
Club Hybrid, Foto: Wolfgang Thaler
Club Hybrid, Foto: Wolfgang Thaler

Ein Demonstrativbau in Graz

19. Juli 2022 - HDA
Im südlichen Graz, dort, wo sich Gewerbe, Industrie und Einfamilienhäuser gerne treffen, entstand im Rahmen des Graz Kulturjahres 2020 der Demonstrativbau Club Hybrid. Es ist ein Ort des Experimentierens, des Aus- und Darstellens sowie des Diskurses. Mit wechselnden Gästen und täglichem Programm wurde er im Sommer 2021 zur Werkstatt und zur Bühne in der „urbanen Nebelzone“ der Stadt.

Das Grundstück in der Herrgottwiesgasse liegt im Bezirk Gries, der Baustoffhandel auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich bereits im Bezirk Puntigam. Der Nachbar im Westen ist das Islamische Kulturzentrum Graz. Wohnen, Arbeiten, Lernen, Sporteln, Beten und Basteln schließen einander hier nicht aus. Dieses dezentrale, heterogene Mischgebiet ist der passende Ort, um an urbanen Notwendigkeiten und Möglichkeiten zu arbeiten.

Die Architektur, die wir bauen, ist ein Hybrid, ein Zwischending, etwas Vermischtes.
Wir bauen einen großen Tisch, der Maßstab ist maßlos. Der Tisch bietet Schutz und spendet Schatten für viele Sommeraktivitäten und eine Kantine. Auf dem Tisch steht ein schlichtes Holzobjekt, nutzungsoffen und mit sehr spezifischen räumlichen Qualitäten. Diese Architektur ist keinesfalls ein Container, auch keine Urhütte , sondern ein Modell, das die Fähigkeit hat, sich im Lauf der Zeit zu verändern, sich zu erweitern oder umzuziehen, den Ort zu wechseln. Ein Rohbau, der das Prozesshafte der Architektur, des urbanen Kontextes und des öffentlichen Bedürfnisses demonstriert.
Im schrittweisen Wechselspiel zwischen dem urbanen Kontext, unterschiedlicher Nutzungsperspektiven, den bautechnischen und finanziellen Möglichkeiten sind jeweils konkrete Einfälle dazwischen- und dazugekommen: Programm und Bauwerk waren von Anfang an untrennbar verwoben.

Das Besondere am „euro-asiatische Schrein“, wie wir diese Architektur gelegentlich nennen, ist, dass er vieles nicht hat: keinen Keller, keine Wärmedämmung, keine verklebten Bauteile, bricht mit dem Topos des Hauses. Wir lassen die Hälfte des Hauses weg, wir subtrahieren diesen Raum. Die leere Hälfte ist anwesend als Leerraum, Freiraum, durch dünne Stahlprofile umschrieben. Dies bietet die Möglichkeit, weiterzubauen und eine Fortführung anzudeuten. Die Halbierung war außerdem eine Möglichkeit, die Baukosten zu senken, ohne das ganze Objekt als Miniatur zu errichten.

Es entstand ein benutzbarer Rohbau, der mit einem Minimum an verlorenen Mitteln ein Maximum an urbanen Spielräumen und Aufmerksamkeiten einbrachte und in den 66 Spieltagen seinen Praxis-Test bestanden hat. Der hybride Ansatz des Clubs besteht auch darin, dass er die Grenzen zwischen Planung, Kultur, Politik, Entertainment, Diskurs, Kritik, Party offenhält. Was sich in der Offenheit der Architektur artikuliert, ist eine Mikro-Urbanität als Impuls und als Angebot für die Stadt und die Menschen. Im Sommer 2022 wird das Club-Leben auf der Herrgottwiese fortgesetzt. (Text: Architekt:innen)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at