Bauwerk

Bildungscampus Aron Menczer
Martin Kohlbauer - Wien (A) - 2021
Bildungscampus Aron Menczer, Foto: Rupert Steiner
Bildungscampus Aron Menczer, Foto: Rupert Steiner
30. Juli 2022 - newroom
Den offenen, zweistufigen Realisierungswettbewerb zum Bildungscampus gewann Martin Kohlbauer mit der Zweiteilung der enormen Baumasse in ein blütenförmiges Punkthaus und einen terrassierten Flügel sowie mit einer Struktur, die den Schülern und Lehrern ein Maximum an Freiraum vor den Bildungsräumen bietet.
Entsprechend dem Wiener Modell „Campus plus“, bei dem Volksschulklassen und Kindergartengruppen in Bildungsbereichen mit multifunktionalen Räumen zusammengefasst werden und bei dem sich die Kinder frei zwischen Gruppen und Angeboten bewegen können, umfasst das Raumprogramm einen Kindergarten mit 14 Gruppen (davon eine heilpädagogische Gruppe), eine Ganztagsvolksschule mit 17 Klassen, 7 Sonderpädagogik-Klassen, 4 basale Klassen für pflegeabhängige Kinder mit Mehrfachbehinderung, die Musikschule und die nötigen Sport-, Therapie- und Kreativbereiche.
Die beiden Gebäudeteile sind bis zum 3. Obergeschoss miteinander verbunden. Das blütenförmige Punkthaus mit seinen sechs oberirdischen Geschossen birgt die Bildungsbereiche, denen jeweils eine Multifunktionsfläche zugeordnet ist, auf der Kinder verschiedenen Alters miteinander spielen und lernen.
Durch die verschachtelte Anordnung der Geschosse entstehen viele Terrassen mit „Freiluftklassen“ für Unterricht an der frischen Luft. Der Wechsel der Auskragungstiefe stellt ideale Belichtungsverhältnisse sicher und arbeitet der Verknüpfung von Innen und Außen zu. Diese lohnt sich besonders gegenüber der Rubin-Bittmann-Promenade, die entlang des Schulgrundstücks in den Leon-Zelman-Park auf dem Gelände des ehemaligen Aspangbahnhofs übergeht.
Auf der anderen Seite entwickelt sich der zweite Bauteil entlang einer Straße, die im weiten Bogen vom Unteren Belvedere zum Heeresgeschichtlichen Museum führt, und schottet mit einer vorwiegend geschlossenen Wand den Campus gegen den Lärm der begleitenden Bahnlinie ab. Dahinter befinden sich die Sportbereiche, ein Saal für Veranstaltungen und die Musikschule.
Der Eingang ist über einen räumlich gefassten, öffentlich zugänglichen Vorplatz mit Bäumen und Sitzelementen erschlossen. Ein Niveau tiefer erfolgt der Anschluss an die geschützten Freiflächen nahe am Gebäude, die für Spiel und Lernen ausgestaltet sind.
Es folgen Spiel- und Sportbereiche samt einer großen Wiese, die auch außerhalb der Betriebszeiten des Bildungscampus der Nachbarschaft zur Verfügung stehen.
Die für einen Bildungsbau außergewöhnlich hohe Anzahl von sechs übereinandergeschichteten Nutzungsebenen ermöglichte den Erhalt dieser zusammenhängenden Freifläche.
Eine Ausstellungswand im Foyer erinnert an Aron Menczer, einen jüdischen Pädagogen, der zwischen 1939 und 1942 vielen jüdischen Kindern in Wien das Leben gerettet hat. Er selbst wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Das Areal des ehemaligen Aspangbahnhofs war bis 1942 Ausgangspunkt für die Deportation zahlreicher jüdischer Bürger:innen. (Autor: Achim Geissinger, nach Texten von Architekt und Stadtverwaltung)

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