Bauwerk

Fuchsegg Eco Lodge
Ludescher + Lutz Architekten - Egg (A) - 2020
Fuchsegg Eco Lodge, Foto: Günter Standl Fotografie
Fuchsegg Eco Lodge, Foto: Günter Standl Fotografie

Fuchsegg Lodge

23. Dezember 2022 - vai
In jeder Gegend bildet sich über Generationen hinweg eine spezifische Siedlungsform heraus. Im Bregenzerwald betrieb man eine sogenannte Drei-Stufen-Wirtschaft im Tal, im Vorsäss und den alpinen Almen. Mit den ersten Gräsern übersiedelten die Bauern und ihr Vieh auf den etwas höher gelegenen „Vorsäss“. Eine lose Gruppe aus kleinen Holzhäusern und Ställen. Sie richten sich in Lage und Orientierung nach der Topografie, sind einander ähnlich und stehen ohne Zäune wie eine Herde beisammen. War der „Vorsäss“ abgeweidet, zog man auf höher gelegene Almen in den Alpen, im Herbst ins „Vorsäss“ und dann wieder ins Tal.

Das Vorsäss Eggatsberg im Bregenzerwald ist noch sehr authentisch. Es liegt unweit von Egg auf einer Weide in unberührter Landschaft. Die Bauherren waren hier aufgewachsen, sie lieben die Gegend, vermissten aber insbesondere ein anständiges Gasthaus. Der Ort hat großes touristisches Potential für eine gehobene, ruhebedürftige Klientel. Sie beschlossen auf einer buckeligen Wiese direkt beim Schlepplift ein anspruchsvolles Hotel mit 30 Suiten, Sauna und einem Gasthaus, das für die gesamte Nachbarschaft zugänglich ist, zu errichten.

Das Vorsäss Eggatsberg ist rund einen Kilometer entfernt. Ludescher + Lutz nahmen Anleihen an seiner Typologie, um das ambitionierte Raumprogramm mit seiner beachtlichen Kubatur so achtsam wie möglich in die sensible Landschaft zu setzen. Wie lose hingewürfelt verteilen sich nun sechs wesensverwandte Holzhäuser mit Satteldach auf dem Grundstück. Ihre Firste verläuft von Norden nach Süden, alle Räume sind nach Osten und Westen orientiert. Das Gasthaus, in dem anspruchsvoll regional gekocht wird, ist gleichermaßen der Leithammel in der Herde. Etwas größer als die anderen steht es als erstes Haus an der Straßenkreuzung beim Parkplatz. Unter dem Dachvorstand der südlichen Stirnseite kann man witterungsgeschützt draußen sitzen, der Eingang ist in der Mitte, rechts und links je eine lauschige Nische, die große Stube in der Mitte ist höher, dort steht auch der Kamin. Unterm Satteldach finden Seminarräume und eine Bibliothek Platz. Das rückwärts im Norden straßenseitig anschließende Haus – die Tenne – nimmt Zulieferung, Heizung per Fernwärme, Garage und e-Ladestation auf. Im Erdgeschoss gibt es 200 m² Reservefläche für Veranstaltungen und Feste.

Hinter dem Gasthaus liegt das Saunahaus mit seinem Becken - beide bilden gleichermaßen einen kleinen Platz am Wasser aus. Die 30 unterschiedlichen, von Handwerkern aus dem Bregenzerwald ausgestattete Apartments mit Küche und Bad verteilen sich auf drei Wohnhäuser. Lose reihen sie sich um das Saunahaus herum. Sie sind etwas länger und schmäler als Gasthaus und Tenne. Das Haus am Straßenrand und das Saunahaus sind ein-, die beiden Häuser in der Wiese sind zweigeschossig. Ihre Stellung zueinander bildet unterschiedlich Freiräume aus, die Landschaft und Topografie spürbar machen. Alle Häuser wurden im vorgefertigten Holzbau aus Weißtanne errichtet. Sie werden mit der Zeit verwittern und sich der Natur angleichen. Wie ihr historisches Vorbild, das „Vorsäss“. (Text: Isabella Marboe)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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