Bauwerk

Magdas Hotel Vienna City
BWM Designers & Architects - Wien (A) - 2022
Magdas Hotel Vienna City, Foto: Severin Wurnig
Magdas Hotel Vienna City, Foto: Severin Wurnig
4. Juli 2023 - newroom
Der Vertrag für das vorige magdas Hotel am Prater war ausgelaufen, ein neuer Standort für Österreichs erstes Social Business Hotel wurde in der Ungargasse unweit des Bahnhofs Mitte gefunden und eröffnet. Das Ziel des Projekts ist, Menschen mit Fluchthintergrund eine Chance am Arbeitsmarkt zu geben und ihnen in Zusammenarbeit mit Hotellerie-Profis Arbeit und Ausbildung zu bieten.
Im Stephanushaus, das zuvor als Priesterwohnheim und Unterkunft für einige Ordensschwestern und auch Gäste gedient hatte, bietet die Neuauflage des magdas 85 Zimmer und ein Restaurant mit zwei Außenbereichen.
Die behutsame Transformation des Gebäudes bewahrt in den kontemplativ ruhig gestalteten Hotelzimmern den Genius loci als Ort des Geistes, betont mit dem gastronomischen Angebot aber zugleich die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen.
Die Architekten achteten darauf, den Stil des Hauses aus den späten 1950er Jahren, die gleichermaßen zurückhaltende wie elegante Architektur der damaligen Zeit weitestgehend zu erhalten. Der schwarz-grüne Steinboden im Eingangsbereich wurde ebenso bewahrt wie das geschwungene Empfangspult als Teil der neuen Bar, einige Möbel im Vintage-Stil und der sanierte Lift. Die Restauranteinrichtung reagiert auf die farblichen Vorgaben des Bestands mit dunklem Terrazzo-Boden und dunkelgrünen Pfeilern. Beim bunten Mix aus bereits vorhandenen Vintage-Möbeln und neuen Sitzbänken gehört die Wiederverwertung von Vorhandenem zum Prinzip. Zum ressourcenschonenden Vorgehen zählt die Reparatur alter Leuchten und die Übernahme von Stühlen aus dem Vorgänger-Hotel im Prater, aber auch die Weiternutzung der architektonisch bemerkenswerten Kapelle im 6. Obergeschoss für Taufen und Hochzeiten.
Bei der Ausstattung arbeiteten die Architekten mit dem Vorarlberger Experten für Upcycling Daniel Büchel zusammen, der bereits beim magdas HOTEL Vienna Prater für Re-Use und Upcycling der vorgefundenen Möbel gesorgt hatte. So wurden die Suiten im 6. Stock von Büchel mit renovierten Originalmöbeln des Hauses aus den 60iger Jahren und liebevoll gesammelten Accessoires aus derselben Zeit inszeniert. Der Hotelbetreiber selbst, die Caritas der Erzdiözese Wien, betreibt soziale Einrichtungen, in denen bestimmte Arbeiten erledigt werden konnten. So wurden etwa die Stühle in einer Werkstatt renoviert, die Menschen mit Behinderung beschäftigt.
Die hellen Flurwände versah die Künstlerin Michaela Polacek mit schwarzen, floralen Mustern.
Die Zimmer selbst sind – dem sakralen Geist des Ortes entsprechend – von Sparsamkeit und Zurückhaltung geprägt. Beim Betreten öffnet sich der unverstellte Blick über das Waschbecken hinweg in den gesamten, als großzügig erlebbaren Raum. Bei Bedarf können der Vorraum und der mit hochwertigen Fliesen belegte Waschbereich mit einem Vorhang vom Schlafbereich getrennt werden. An den schlicht-weißen Wänden verlaufen Schienen aus dunklem Eichenholz, an denen Spiegel, Garderoben, Schreibtische und sonstige Ausstattungselemente angebracht sind. Die Betthäupter und Tische wurden aus ausgedienten Schranktüren gefertigt.
Zum Verantwortungsbereich der Architekten zählt die Behebung der baulichen Schwachstellen, etwa die statische und schallschutztechnische Ertüchtigung des Gebäudes, die Komplettüberholung der Haustechnik inklusive Heiz- und Lüftungsanlagen wie auch der Anbau eines Fluchttreppenhauses. Im obersten Stock wurden die Zwischenwände entfernt, um einen weitläufigen Raum für Veranstaltungen und Konferenzen zu gewinnen.
Energetische Nachhaltigkeit gewährleisten Photovoltaik auf dem Dach und Erdwärmesonden.
Im Erdgeschoss wurde das Haus zur Stadtumgebung hin mit weiten Fensterfronten geöffnet, sodass ein Durchblick bis in den rückwärtigen Garten möglich ist, der mit Grünflächen, Bäumen und Pergolen auf dem einstmals versiegelten Parkplatz in der Krummgasse neugestaltet wurde und als Gastgarten und zugleich als kleine Erholungs-Oase im Stadtgebiet dient.
Das Haus kann nun zu einer Aufwertung des Viertels beitragen, indem es sich buchstäblich gegenüber der Nachbarschaft öffnet. Überdies bietet es eine Begegnungszone für die Bewohner des Viertels mit den Gästen und der internationalen Belegschaft. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
magdas – Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Fotografie