Bauwerk

Talstation Schafbergbahn
dunkelschwarz - St. Wolfgang (A) - 2023
Talstation Schafbergbahn, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
Talstation Schafbergbahn, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
18. Juli 2023 - Initiative Architektur
Der Schafberg am Wolfgangsee zählt zu den beliebtesten Ausflugsdestinationen des Salzkammergutes. Seit dem Jahr 1893 führt eine Zahnradbahn, die steilste in Österreich, auf seinen Gipfel. Die Talstation der Zahnradbahn befindet sich am Fuß des Schafbergs direkt am Wolfgangsee. Die Ausflugsschifffahrt auf dem See und die Zahnradbahn bilden seit jeher eine touristische Einheit, die sich bis heute an der Identität des Betreibers widerspiegelt. An der Entwicklung des Ortes St. Wolfang lässt sich auch der kulturhistorisch bedeutsame Wandel von der christlichen Wallfahrt hin zum modernen Tourismus nachzeichnen. Noch bis ins 18. Jahrhundert galt die Kirche in St. Wolfgang mit dem berühmten Pacher-Altar als eines der wichtigsten Pilgerziele in ganz Europa, heute nutzen hingegen hunderttausende Tourist:innen das Angebot der Schafbergbahn um den spektakulären Aussichtspunkt zu erreichen.
Die bestehende Talstation konnte diesen Besucher:innenansturm längst nicht mehr bewältigen. Es existierten keine witterungsgeschützten Warte- und Aufenthaltsbereiche, keinerlei gastronomische Angebote und sonst wenig Annehmliches für die Gäste. Den Wettbewerb, den die Betreibergesellschaft ausschrieb, konnte das Salzburger Architekturbüro dunkelschwarz mit einem Konzept, das auf einer logistischen Neuordnung des Betriebs fußt für sich entscheiden. Sie haben die Bahnsteige für Abfahrt und Ankunft kurzerhand getauscht und konnten mit dieser einfachen Maßnahme die Besucherströme entflechten.

Der Neubau besteht aus einem zweigeschossigen Haupt- und einem eingeschossigen Nebengebäude. Zusammen mit den Bestandsgebäuden der Werkstätten umschließen sie u-förmig das Bahnhofsgelände. Über den beiden Neubauten spannt ein Sheddach, das auch die Bahnsteigüberdachung herstellt und die Großform des Bahnhofs räumlich zusammenhängt. Die Faltung des Daches klappt als zweite Fassadenebene auch in die Vertikale und setzt das gestalterische Motiv des Faltwerks in den Ansichten fort. Die dadurch entstehende Kleingliedrigkeit im Erscheinungsbild lässt einen Dialog mit der kleinmaßstäblichen Bebauung der Umgebung entstehen. Im Hauptgebäude wurden die verschiedenen öffentlichen Funktionsbereiche wie Eingangshalle mit Ticketing, Ausstellung, Shop, Restaurant und Veranstaltungsbereich in einer offenen Halle angeordnet. Diese wurde durch umlaufende Verglasungen in den Fassaden und im Sheddach stark zur Umgebung geöffnet und so der Bezug zum See und den Bergen hergestellt. Die Materialien Holz und Stahl spielen eine zentrale Rolle. Die Überlagerung der Bahnhofstypologie mit den Anforderungen an das Gebäude aus der touristischen Nutzung spannt thematisch einen weiten und spannenden Bogen. „Industrielle“ Materialien und eine technische Formensprache verankern das Gebäude atmosphärisch in der Bahnhofstypologie, während Holz Aufenthaltsqualität für Besucher:innen entstehen lässt. Auf der Ebene des Obergeschosses des Hauptgebäudes befindet sich neben den Betriebsbüros auch die gastronomische Nutzung. Auf der großzügigen, gedeckten Restaurant-Terrasse öffnet sich der Blick auf das historische Wallfahrts-Heiligtum des hl. Wolfgang in dieser einzigartigen Weltlandschaft des Salzkammergutes. (Roman Höllbacher – auf Basis des Textes der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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