Bauwerk
Alte Schmiede
Simon Oberhammer - Österreich - 2022
7. April 2023 - ORTE
Für den Umbau der ehemaligen Schmiede in Altwaidhofen (Niederösterreich) entwickelte der Wiener Architekt Simon Oberhammer eine ungewöhnliche Dachform um die bestehende Esse. Ein asymmetrisches Zeltdach als leichte Dachhaube überspannt den neuen Wohnbereich und verwandelt die ehemalige rußgeschwärzte Werkstatt in ein lichtdurchflutetes Raumvolumen.
Seit mehr als zweihundert Jahren steht am Ortsrand das unscheinbare Gebäude der Hammerschmiede, das die neuen Besitzer mit dem benachbarten Bauernhaus zu einem Wohnensemble transformieren wollten. Die rund acht auf zehn Meter große Werkstatt mit baufälligem Dach, der dunklen Esse und den Schmiedewerkzeugen hatte eine besondere Ausstrahlung, wirkte allerdings sehr düster – und mancher hätte sie wohl zugunsten eines Neubaus abgerissen. Für den Wiener Architekten Simon Oberhammer stellte das Vorgefundene und die mächtige Feuerstelle jedoch die Identität des Ortes dar, den Ausgangspunkt des Entwurfs. Ein Objet trouvé, in dem man sich lediglich einrichtet, anstatt es umzubauen und in eine fremde Form zu pressen. So prägt die Esse auch den neuen Raum, jetzt als offener Kamin samt dem alten Rauchfang. Ihre Wirkung wird unterstrichen vom neuen „Dachhut“, der auf die bestehenden Granitwände gesetzt ist und über dem Raum zu schweben scheint. Die skulpturale Dachform transformiert dabei archaische Hauselemente zu einer individuellen Architektur, in der die Gebäude Kazuo Shinoharas oder die Teehäuser Terunobu Fujimoris anklingen.
Eine senkrechte Dachfläche verläuft hinter dem neun Meter hohen Kamin, die drei anderen Dachebenen sind unterschiedlich geneigt. Sie fügen sich zu einem asymmetrischen Zeltdach mit integriertem Oberlicht, das die Raumatmosphäre moduliert und den Blick in den Himmel freigibt.
Die Sparrendachkonstruktion ist mit sägerauer Weißtanne bekleidet, die mit den sandgestrahlten Granitsteinen der Esse korrespondiert. Auch die Bestandswände wurden außenseitig nur sandgestrahlt, in Inneren bildet der neue Kalkputz-Auftrag einen ruhigen Hintergrund. Bei den notwendigen Umbaumaßnahmen wurden konsequent Zement und Kunststoffe vermieden und Wand- und Bodenaufbau diffusionsoffen ausgeführt. Die teils zerstörte Westfassade wurde durch eine durchlaufende, bodentiefe Verglasung ersetzt, die den Raum nach Westen öffnet. In der Schmiede befindet sich nun der Wohn- und Essbereich mit offener Küche, im früheren Bauernhaus die Schlafzimmer und Bäder. Ein verglaster Zwischenbau dient als Zugang und geschützter Freisitz. Optisch verbunden sind die beiden gegensätzlichen Solitäre durch die einheitliche Dachhülle aus grau engobierten Biberschwanz-Ziegeln, die in ihrer kleinteiligen Textur den Granitmauern und dem Schattenspiel der Bäume entsprechen. Text: Claudia Fuchs, veröffentlicht in „Baumeister“ 2/2023
Seit mehr als zweihundert Jahren steht am Ortsrand das unscheinbare Gebäude der Hammerschmiede, das die neuen Besitzer mit dem benachbarten Bauernhaus zu einem Wohnensemble transformieren wollten. Die rund acht auf zehn Meter große Werkstatt mit baufälligem Dach, der dunklen Esse und den Schmiedewerkzeugen hatte eine besondere Ausstrahlung, wirkte allerdings sehr düster – und mancher hätte sie wohl zugunsten eines Neubaus abgerissen. Für den Wiener Architekten Simon Oberhammer stellte das Vorgefundene und die mächtige Feuerstelle jedoch die Identität des Ortes dar, den Ausgangspunkt des Entwurfs. Ein Objet trouvé, in dem man sich lediglich einrichtet, anstatt es umzubauen und in eine fremde Form zu pressen. So prägt die Esse auch den neuen Raum, jetzt als offener Kamin samt dem alten Rauchfang. Ihre Wirkung wird unterstrichen vom neuen „Dachhut“, der auf die bestehenden Granitwände gesetzt ist und über dem Raum zu schweben scheint. Die skulpturale Dachform transformiert dabei archaische Hauselemente zu einer individuellen Architektur, in der die Gebäude Kazuo Shinoharas oder die Teehäuser Terunobu Fujimoris anklingen.
Eine senkrechte Dachfläche verläuft hinter dem neun Meter hohen Kamin, die drei anderen Dachebenen sind unterschiedlich geneigt. Sie fügen sich zu einem asymmetrischen Zeltdach mit integriertem Oberlicht, das die Raumatmosphäre moduliert und den Blick in den Himmel freigibt.
Die Sparrendachkonstruktion ist mit sägerauer Weißtanne bekleidet, die mit den sandgestrahlten Granitsteinen der Esse korrespondiert. Auch die Bestandswände wurden außenseitig nur sandgestrahlt, in Inneren bildet der neue Kalkputz-Auftrag einen ruhigen Hintergrund. Bei den notwendigen Umbaumaßnahmen wurden konsequent Zement und Kunststoffe vermieden und Wand- und Bodenaufbau diffusionsoffen ausgeführt. Die teils zerstörte Westfassade wurde durch eine durchlaufende, bodentiefe Verglasung ersetzt, die den Raum nach Westen öffnet. In der Schmiede befindet sich nun der Wohn- und Essbereich mit offener Küche, im früheren Bauernhaus die Schlafzimmer und Bäder. Ein verglaster Zwischenbau dient als Zugang und geschützter Freisitz. Optisch verbunden sind die beiden gegensätzlichen Solitäre durch die einheitliche Dachhülle aus grau engobierten Biberschwanz-Ziegeln, die in ihrer kleinteiligen Textur den Granitmauern und dem Schattenspiel der Bäume entsprechen. Text: Claudia Fuchs, veröffentlicht in „Baumeister“ 2/2023
Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich
Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlögl