Bauwerk
Bildungscampus Puntigam, Graz
Franz&Sue - Graz (A) - 2022
6. Juli 2023 - HDA
Die Volksschule in Puntigam, dem am schnellsten wachsenden Grazer Bezirk, war dem steigenden Bedarf an Klassen und gemeinschaftlichen Räumen längst nicht mehr gewachsen – ganze 20 Volksschulklassen und eine Ganztagesbetreuung für 500 Schüler:innen wurden benötigt. Die neue Clusterschule gestaltet sich hell und offen, mit den für einen Bildungsbau ungewöhnlichen Materialien wie Ziegel, Lehm und Hanf entschied sich das Architekturbüro Franz&Sue für einen Lowtech-Ansatz, der Langlebigkeit verspricht.
Um einen einladenden Eingangsbereich zu schaffen und durch ein kompaktes Gebäude mehr Platz für einen großen Schulgarten zu erlangen, wurde der Bestandsbau durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. So entstand ein zeitgemäßer kooperativer Bildungscampus mit viel Raum für Bildung, Bewegung und Freizeit. Den Ankunftsbereich an der Ecke Gradnerstraße/Nippelgasse bauten die Architekt:innen zu einem repräsentativen Vorplatz aus, um der gemeinsamen Schuladresse von Volksschule und zukünftiger Neuer Mittelschule ein Gesicht zu geben. Die Auskragung in Ziegelbauweise benötigte Stützen, die mit Holz verkleidet und mit überdachten Sitznischen ausgestattet wurden.
Vom Vorplatz kommend gelangen die Schüler:innen in die offene Zentralgarderobe, einem zweigeschossigen Raum, von dem man bis ans hintere Ende des Gebäudes sieht. Anschließend öffnet sich ein großzügiger Raumverbund aus Aula und Speisesaal, der wiederum an den Schulhof anknüpft. Aula und Speisesaal sind nur durch einen mobilen Vorhang voneinander getrennt – bei Veranstaltungen kann auf diese Weise eine große, offene Halle mit Bühnensituationen entstehen. Auch der Turnsaal mit Fensterfronten ins Grüne ist in dieses Gefüge eingebettet, wobei die Kinder beim Turnen ins Grüne sehen und ein Oberlicht für zusätzliches Tageslicht sorgt.
Die insgesamt fünf Volksschulcluster mit je vier Klassen sind so angeordnet, dass jeweils ein direkter Zugang zu einer Terrasse besteht. Mittig sind die offenen Lernlandschaften angesiedelt, die mit verspielten Möbeln wie Wohnzimmer konzipiert sind. Sie verbinden die Klassen als multifunktionale Gemeinschaftsbereiche und lassen viel Tageslicht ins gesamte Gebäude. Durch einen Vorhang kann auch dieser Bereich für die individuelle Nutzung angepasst werden, etwa für ruhige Lernphasen oder konzentrierte Gruppenarbeit. Zusätzlich gibt es einen Arbeitsraum für Kleingruppen und einen Raum für die Lehrkräfte.
Die Klassen selbst halten sich in ihrer Materialität zurück. Lehmverputzte Wände treffen auf große Fensterfronten und Stoffpinnwände, ein buntes Band aus Pinnwandtafeln verleiht Farbigkeit.
Nach dem regulären Unterricht können die Schüler:innen in die Ganztagesschule wechseln, die aus Räumen zum Werken, Musizieren, Bewegen und für weitere Freizeitbeschäftigungen bestehen. Um zusätzliche Möglichkeiten zum Spielen, für Rückzug, aber auch für Stauraum zu gewinnen, wird die Mitte der Ganztagesschule mit Holzboxen bespielt. Hier finden sich etwa die Bücherregale oder Rückzugsnischen mit Vorhängen, ein Tunnel oder eine Burg.
Der vorher zerstückelte Innenhof ist nun ein Grünraum für Groß und Klein. Besonders für die Ganztagsbetreuung ist es wertvoll, unterschiedliche und weitläufige Freiräume zu haben – zum Pausieren, Entspannen, Spielen, aber auch zur sportlichen Betätigung oder zum Lernen im Freien. Auf den Terrassen, die jedem Cluster zugeordnet sind, befinden sich etwa Sitztreppen für Unterricht im Freien, Rückzugsmöglichkeiten oder auch eine zum Spielturm umfunktionierte Fluchtstiege – in Summe ein qualitätsvoller Aufenthaltsort für die Schüler:innen. Auf der knapp 1.500 m² großen Dachterrasse findet ein intensiv begrünter Forschergarten mit Sträuchern, Hochbeeten und einem Insektenhotel Platz – ein Rundgang führt die Kinder entlang der Stationen.
Nachhaltig und gleichzeitig einfach, mit natürlichen Materialien bauen, war der Anspruch bei diesem Schulprojekt. Deshalb kamen zur Ausfachung der Außenwände 50 cm starke Hochlochziegel zum Einsatz, die innen mit Lehmputz und außen nur mit 3 cm dicken Hanfplatten bedeckt sind. Diese sorgen für ökologischen Wärme-, Hitze- und Schallschutz und ersetzen die klassische Styropor-Wärmedämmung. Die Putzfassade in den eingeschnittenen Terrassen/Höfen weist eine vorgehängte Holzfassade auf, an der Kletterpflanzen hinaufwachsen. In den Innenräumen entsteht durch Lehmputz ein besonders wohliges Raumklima. Holz ist im Gebäudeinneren der dominierende Werkstoff, etwa die Holzlamellendecken aus Fichte, Eichenparkett in den Obergeschoßen oder Holzverkleidungen an den Turnsaalwänden. Als Kontrast dazu stehen die Stiegenhauskerne in Sichtbeton-Optik, die sich schlicht in das Raumgefüge einordnen.
Mit einem Heiz- und Kühlsystem über Tiefbrunnen und einer Fotovoltaikanlage wird erneuerbare Energie ohne Verbrennungsprozesse gewonnen. Die automatisierte Fensterspaltlüftung, Grüninseln und zusätzliche Bäume wirken gegen Überhitzung und helfen, Wasser zurückzuhalten. Zusätzlich wird mit Baustoffen aus erneuerbaren Rohstoffen graue Energie gespart und Schad- und Störstoffe vermieden. Materialien wie Lehm und Holz sorgen für gutes Raumklima und letztendlich eine einfache Entsorgung. Unter dem Estrich kamen lehmummantelte Holzspäne sowie Holzweichfaserplatten zum Einsatz. Der Einsatz von Bauprodukten mit geringer Herstellungsenergie, guter Auswirkung auf die Raumluftqualität und hervorragendem Entsorgungspotenzial verbessert die CO2-Bilanz des Gebäudes. Eine durch und durch nachhaltige Konstruktion, die vielen Generationen an Kindern Freude beim Lernen bereiten wird. (Text: Architekt:innen)
Um einen einladenden Eingangsbereich zu schaffen und durch ein kompaktes Gebäude mehr Platz für einen großen Schulgarten zu erlangen, wurde der Bestandsbau durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. So entstand ein zeitgemäßer kooperativer Bildungscampus mit viel Raum für Bildung, Bewegung und Freizeit. Den Ankunftsbereich an der Ecke Gradnerstraße/Nippelgasse bauten die Architekt:innen zu einem repräsentativen Vorplatz aus, um der gemeinsamen Schuladresse von Volksschule und zukünftiger Neuer Mittelschule ein Gesicht zu geben. Die Auskragung in Ziegelbauweise benötigte Stützen, die mit Holz verkleidet und mit überdachten Sitznischen ausgestattet wurden.
Vom Vorplatz kommend gelangen die Schüler:innen in die offene Zentralgarderobe, einem zweigeschossigen Raum, von dem man bis ans hintere Ende des Gebäudes sieht. Anschließend öffnet sich ein großzügiger Raumverbund aus Aula und Speisesaal, der wiederum an den Schulhof anknüpft. Aula und Speisesaal sind nur durch einen mobilen Vorhang voneinander getrennt – bei Veranstaltungen kann auf diese Weise eine große, offene Halle mit Bühnensituationen entstehen. Auch der Turnsaal mit Fensterfronten ins Grüne ist in dieses Gefüge eingebettet, wobei die Kinder beim Turnen ins Grüne sehen und ein Oberlicht für zusätzliches Tageslicht sorgt.
Die insgesamt fünf Volksschulcluster mit je vier Klassen sind so angeordnet, dass jeweils ein direkter Zugang zu einer Terrasse besteht. Mittig sind die offenen Lernlandschaften angesiedelt, die mit verspielten Möbeln wie Wohnzimmer konzipiert sind. Sie verbinden die Klassen als multifunktionale Gemeinschaftsbereiche und lassen viel Tageslicht ins gesamte Gebäude. Durch einen Vorhang kann auch dieser Bereich für die individuelle Nutzung angepasst werden, etwa für ruhige Lernphasen oder konzentrierte Gruppenarbeit. Zusätzlich gibt es einen Arbeitsraum für Kleingruppen und einen Raum für die Lehrkräfte.
Die Klassen selbst halten sich in ihrer Materialität zurück. Lehmverputzte Wände treffen auf große Fensterfronten und Stoffpinnwände, ein buntes Band aus Pinnwandtafeln verleiht Farbigkeit.
Nach dem regulären Unterricht können die Schüler:innen in die Ganztagesschule wechseln, die aus Räumen zum Werken, Musizieren, Bewegen und für weitere Freizeitbeschäftigungen bestehen. Um zusätzliche Möglichkeiten zum Spielen, für Rückzug, aber auch für Stauraum zu gewinnen, wird die Mitte der Ganztagesschule mit Holzboxen bespielt. Hier finden sich etwa die Bücherregale oder Rückzugsnischen mit Vorhängen, ein Tunnel oder eine Burg.
Der vorher zerstückelte Innenhof ist nun ein Grünraum für Groß und Klein. Besonders für die Ganztagsbetreuung ist es wertvoll, unterschiedliche und weitläufige Freiräume zu haben – zum Pausieren, Entspannen, Spielen, aber auch zur sportlichen Betätigung oder zum Lernen im Freien. Auf den Terrassen, die jedem Cluster zugeordnet sind, befinden sich etwa Sitztreppen für Unterricht im Freien, Rückzugsmöglichkeiten oder auch eine zum Spielturm umfunktionierte Fluchtstiege – in Summe ein qualitätsvoller Aufenthaltsort für die Schüler:innen. Auf der knapp 1.500 m² großen Dachterrasse findet ein intensiv begrünter Forschergarten mit Sträuchern, Hochbeeten und einem Insektenhotel Platz – ein Rundgang führt die Kinder entlang der Stationen.
Nachhaltig und gleichzeitig einfach, mit natürlichen Materialien bauen, war der Anspruch bei diesem Schulprojekt. Deshalb kamen zur Ausfachung der Außenwände 50 cm starke Hochlochziegel zum Einsatz, die innen mit Lehmputz und außen nur mit 3 cm dicken Hanfplatten bedeckt sind. Diese sorgen für ökologischen Wärme-, Hitze- und Schallschutz und ersetzen die klassische Styropor-Wärmedämmung. Die Putzfassade in den eingeschnittenen Terrassen/Höfen weist eine vorgehängte Holzfassade auf, an der Kletterpflanzen hinaufwachsen. In den Innenräumen entsteht durch Lehmputz ein besonders wohliges Raumklima. Holz ist im Gebäudeinneren der dominierende Werkstoff, etwa die Holzlamellendecken aus Fichte, Eichenparkett in den Obergeschoßen oder Holzverkleidungen an den Turnsaalwänden. Als Kontrast dazu stehen die Stiegenhauskerne in Sichtbeton-Optik, die sich schlicht in das Raumgefüge einordnen.
Mit einem Heiz- und Kühlsystem über Tiefbrunnen und einer Fotovoltaikanlage wird erneuerbare Energie ohne Verbrennungsprozesse gewonnen. Die automatisierte Fensterspaltlüftung, Grüninseln und zusätzliche Bäume wirken gegen Überhitzung und helfen, Wasser zurückzuhalten. Zusätzlich wird mit Baustoffen aus erneuerbaren Rohstoffen graue Energie gespart und Schad- und Störstoffe vermieden. Materialien wie Lehm und Holz sorgen für gutes Raumklima und letztendlich eine einfache Entsorgung. Unter dem Estrich kamen lehmummantelte Holzspäne sowie Holzweichfaserplatten zum Einsatz. Der Einsatz von Bauprodukten mit geringer Herstellungsenergie, guter Auswirkung auf die Raumluftqualität und hervorragendem Entsorgungspotenzial verbessert die CO2-Bilanz des Gebäudes. Eine durch und durch nachhaltige Konstruktion, die vielen Generationen an Kindern Freude beim Lernen bereiten wird. (Text: Architekt:innen)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
Fotografie
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren Bildungscampus Graz Puntigam hervorgegangen1. Rang, Gewinner
Franz und Sue ZT GmbH
2. Rang, Preis
MEGATABS architekten ZT GmbH
3. Rang, Preis
Sven Klöcker
4. Rang, Ankauf
Christian Kronaus, Peter Mitterer
5. Rang, Ankauf
huber-theissl architekten
6. Rang, Ankauf
YF architekten zt gmbh
7. Rang, Nachrücker
Pool Architektur ZT GmbH
8. Rang, Nachrücker
Schermann & Stolfa - Architekturbüro
1. Runde
Keintzel Architekten
1. Runde
PLOV Architekten ZT GmbH
1. Runde
Architekturbüro Bernhard Maurer GmbH
1. Runde
PSLA Architekten ZT GmbH
1. Runde
OSNAP Open South North Architecture Practice ZT GmbH
1. Runde
SK 52 Architekten ZT GmbH
1. Runde
TREUSCH architecture ZT GMBH
1. Runde
Hermann Steinbach
1. Runde
Christian Anton Pichler ZT GmbH
1. Runde
Feyferlik / Fritzer
1. Runde
ar|s architektur scheurecker
1. Runde
MRP Architekten - Mayer Rohsmann + Partner
1. Runde
xander architektur zt gmbh, Andreas Xander
1. Runde
Janser Castorina Architektur
1. Runde
Günther Mader
1. Runde
balloon architekten ZT-OG
1. Runde
Burtscher - Durig ZT GmbH
1. Runde
Weinhäupl Architekten ZT GmbH, Raunicher + Partner Bauingenieure ZT GmbH
1. Runde
gaft&onion ZT-KG
1. Runde
Querkraft Architekten ZT GmbH
1. Runde
Hristina Hristova
1. Runde
Ewald Wastian
1. Runde
Kläschen Gargano Architekten Partnerschaftsgesellschaft mbB
1. Runde
g.o.y.a. ZT GmbH
1. Runde
ARCHITEKTEN ARNBERGER & DOLMANITS
1. Runde
ASAP-ZT GmbH
1. Runde
ZT Arquitectos LDA
1. Runde
Generalplan GmbH
1. Runde
Volker Giencke & Company ZT GmbH
1. Runde
Lisa Schmidt-Colinet
1. Runde
everySIZE Arquitectura Lda.
1. Runde
eep architekten ZT - GmbH
1. Runde
Pittino & Ortner Architekturbüro
1. Runde
halm.kaschnig.wuehrer architekten
1. Runde
Roland Heyszl
1. Runde
FIPE architects ZT OG
1. Runde
Glaser Architekten GmbH
1. Runde
Winkler Architekten
1. Runde
Spannberger / Architektur ZT
1. Runde
Renate Prewein
1. Runde
kmarchitektur zt
1. Runde
Architektur Strobl