Bauwerk

Kindergarten Algund
feld72 - Algund (I) - 2022
Kindergarten Algund, Foto: David Schreyer
Kindergarten Algund, Foto: David Schreyer
1. August 2023 - newroom
Ein zweigeschossiges Gebäude mit Satteldächern und ein ebenfalls zweigeschossiger Baukörper mit Flachdach schließen im Nordosten an das Bestandsgebäude an, das Willy Gutweniger 1976 entworfen hatte. Um die neue Kubatur stimmig in die verschachtelte Bestandsituation einzufügen, führt der Anbau den Dialog zwischen Flach- und Schrägdächern eigenständig fort, entwickelt dabei die formalen Aspekte aber dezent weiter. Die geschwärzte Lärchen-Stülpschalung der Schrägdachhäuser setzt sich klar ab, die Verbindungsräume sind durch ihre Flachdächer und die naturbelassene Bretterschalung erkennbar. Die Baukörper nehmen Rücksicht sowohl auf die bestehende Kindergartenstruktur als auch auf eine kindgerechten Maßstäblichkeit und bieten Flächen für zwei weitere Gruppen und Gemeinschaftsräume.
Ein wichtiges Anliegen war die räumliche Integration der deutsch- und der Italienischsprachigen Gruppen über die gemeinsame offene Lernlandschaft. An der Schnittstelle zwischen Bestand und Anbau mündet ein neuer, gleichwertiger Hauptzugang in ein großzügiges Küchenlabor und in die auch als Speiseraum genutzte Mehrzweckhalle. Sie ist das Bindeglied zwischen Anbau und Bestand und auch Begegnungsraum für die Angehörigen der unterschiedlichen Sprachgruppen. Ein gemeinsamer Gartenausgang führt ins Freie.
Das gesamte Gebäude wird als Lern- und Begegnungsraum verstanden: nebst den ausgewiesenen Gruppen- und Sonderräumen sind auch die Verteilerflächen pädagogisch aktiviert. Gewollte räumliche Funktionsüberlappungen fördern Begegnung und Kommunikation und ziehen sich durch den gesamten Neubau. Dazu gehören im Erdgeschoss die offene Bibliothek und der Bewegungsraum, im Obergeschoss die Holzwerkstatt und eine überdachte Terrasse.
Zudem stand von Beginn an eine ganzheitliche ökologische Bauweise im Zentrum, die von der Gemeinde neben den hohen pädagogischen Standards kompromisslos vorangetrieben wurde. Im intensiven Austausch aller Beteiligten gelangte man zu einer monolithischen, leim- und schadstofffreien Massivholzbauweise mit Holzfassade und begrünten Dächern und zu ebenso intensiver Materialforschung, deren Resultate sich von der Fassade bis ins Interieur abzeichnen.
Die massiven Holzwände schaffen durch ihre Masse und Beschaffenheit ein angenehmes Raumklima und durch den Einsatz von Naturholzböden aus unbehandelten Lärchenholzbrettern und Oberflächen aus Weißtanne eine heimelige Atmosphäre. Bauherrschaft und Nutzer zeigten einige Offenheit in Bezug auf Materialalterung und Veränderung im Gebrauch: der Alltag darf Spuren hinterlassen. Die Deckenverkleidungen in den Gruppenräumen sind mit unbehandelten Akustikpaneelen aus Weißtanne ausgeführt, in den Erschließungsbereichen kamen aus Brandschutzgründen Gipskarton-Akustikdecken zum Einsatz.
Die ökologische Konsequenz und das prozesshafte Entwickeln aller baulichen Aspekte erforderte ein abgestimmtes Zusammenspiel von Politik, Planern und Nutzen bis zu den ausführenden Betrieben vor Ort und ist leider noch weit entfernt von einem allgemein replizierbaren Standard. Jedoch: Der Anfang ist gemacht. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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