Bauwerk

Lehmvierkanthof Retzbach
ANDIBREUSS - Österreich - 2021
Lehmvierkanthof Retzbach, Foto: Elisabeth Czihak
Lehmvierkanthof Retzbach, Foto: Elisabeth Czihak
3. Oktober 2023 - newroom
Ein für das Weinviertel untypischer Vierkanthof setzt sich aus einem alten Lehmhaus und zahlreichen Wirtschaftsgebäuden zusammen, die um einen großzügigen Innenhof herum versammelt sind. Die Bausubstanz ist sehr heterogen und reicht von einem imposanten Steinstadl über gemauerte Stallgebäude bis hin zum alten Wohnhaus aus einer „gsatzten“ Lehmbauweise, bei der der mit Stroh vermengte Lehm schichtweise mit Mistgabeln zu Wänden aufgebaut wurde.
Die Gebäudestruktur wurde übernommen und saniert, ohne dass Teile oder ganze Gebäude erneuert werden mussten. Neben dem Lehmhaus boten sich besonders die nördlich gelegenen offenen Unterstände für landwirtschaftliche Geräte zur Transformation in Wohnraum mit offenen und großzügigen Raumverbänden an. Die weiten Öffnungen für die Einfahrt der Maschinen wurden mit Hebeschiebetüren geschlossen, die Wände mit Wandheizungen versehen und die Geschossdecke zum Dach mit Stroh gedämmt. Dieser Teil des Gebäudes ist optimal zur Sonne ausgerichtet und kann in der Übergangszeit viel passiven solaren Eintrag erzielen. Im Sommer hält die vorgelagerte Kolonnade die Sonne ab, und bietet einen schattigen und geschützten Zugang zu den Wohnräumen.
Der vielfältig strukturierte Hof bietet eine Verbindung zwischen Arbeiten und Wohnen. Neben den Appartments gibt es ein Künstleratelier, Büroräume und zukünftig auch einen Kulturstadl. Die Räumlichkeiten sind durch interne Verbindungen erschlossen. Das Künstleratelier bildet den Dreh- und Angelpunkt zwischen zwei Wohnbereichen. Eine innere Glasfassade trennt es vom vorbeiführenden Erschließungsgang ab. Neue und bestehende Öffnungen im Ziegelmauerwerk lassen gefiltertes Licht herein und rahmen die Ausblicke wie Bilder.
In der bestehenden, unverändert gelassenen Gebäudestruktur sind neue sinnliche Erfahrungen möglich. Die neuen Nutzungen und Funktionen lassen sich jederzeit wieder verändern und adaptieren. So auch die ergänzten Materialien, die – wie es der Bestand vorgeführt hat – aus Holz- und Lehmbaustoffen bestehen. Alle Oberflächen inkl. der Böden sind unbehandelt. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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