Bauwerk

Haus am Sägeweg
Daniel Ellecosta - Trentino-Südtirol - 2022
Haus am Sägeweg, Foto: Gustav Willeit
Haus am Sägeweg, Foto: Gustav Willeit
1. September 2023 - newroom
Die kleine Ortschaft Truden liegt im Süden des deutschsprachigen Südtiroler Unterlands mit seiner frugalen, von Einfachheit und verputzten Lochfassaden geprägten Bautradition. Hier entlang des Sägewegs, der direkt in den benachbarten Wald des Naturparks Trudner Horn führt, entstand in den letzten Jahrzehnten auf einer Höhe von etwa 1.100 m eine relativ dicht bebaute Einfamilienhaussiedlung und mittendrin das „Haus am Sägeweg“, das auf einem bereits bestehenden Garagenunterbau errichtet wurde.
Aus den baulichen Gegebenheiten ergab sich die Verteilung der Räumlichkeiten auf zwei Stockwerke und auf der Westseite der Anschluss an die Terrasse des Nebengebäudes durch einen eingeschossigen Zubau mit Keller- und Technikräumen.
Als zeitgemäße Interpretation der dörflich geprägten Architektursprache von Truden nimmt das Einfamilienhaus die Qualität des Alltäglichen und der Bautradition auf und spiegelt sie in reduzierter Form wider.
Der präsente und trotzdem zurückhaltende, in Massivbauweise errichtete Baukörper ist ganz frei von vorstehenden Elementen und geprägt von der klaren Lochfassade mit ihrem händisch glatt aufgetragenen Marmorino-Putz. Ortstypisch rötliche Porphyr-Zuschläge, akzentuierte, rotbraune gestockte Betonelemente und Fenster aus Weißtanne schaffen im Zusammenspiel mit der typischen Dacheindeckung mit Mönch und Nonne ein gleichermaßen zeitgemäßes wie an das Ortsbild angepasstes Gesamtbild.
Nach Norden, zur höhergelegenen Nachbarbebauung hin, gibt sich die Fassadengestaltung eher verschlossen, die Öffnungen nach Osten, Süden und Westen bieten mit raumhohen Verglasungen fokussierten Blick über die tiefer liegenden Nachbarhäuser hinweg in Richtung Wald und Naturpark. Rötliche Stoffmarkisen sorgen für Sonnenschutz und Privatheit.
Die verbindende Überdachung zwischen Haupthaus und Anbau erzeugt zusammen mit der eingeschnittenen Erdgeschossecke eine angedeutete Innenhofsituation mit geschütztem Außenraum. Den überdachten Eingang kennzeichnet eine charakteristische Holztür aus Weißtanne mit Rautenmuster.
Im Erdgeschoss befinden sich die Wohnräume mit halboffenem Wohn-Ess-Kochbereich und einem Musizierraum. Nordseitig sind Hauswirtschaftsraum, Tages-WC und Abstellkammer untergebracht. Eine halbgewendelte Treppe führt in das Obergeschoss mit vier Schlafzimmern und Bad, die sich um einen kleinen, zur Belichtung nach oben und unten hin geöffneten Vorraum gruppieren. Die Klarheit des Entwurfs setzt sich im Innenraum in Form und Material fort: Sämtliche Holzelemente – Möbel, Türen, Fenster, Holzböden – sind aus heimischer Weißtanne gefertigt, alle Metallelemente, Türgriffe und Armaturen aus Bronze. Steinelemente wie etwa die Küchenplatte bestehen aus rotbraunem Porphyr. Raumprägend sind außergewöhnlich tiefe, mit Weißtanne ausgekleidete Türlaibungen ebenso wie bündig mit dem Putz ausgeführte Fensterlaibungen. Zentralen Stellenwert als typische Wohnelemente haben der Kochblock aus Bronze, rötliche Wandoberflächen und die in die Wand eingelassene Ofenbank. Wenige klare Elemente und Materialien bestimmen somit das stimmige Gesamtbild und münden in eine zeitgemäße Umsetzung ortstypischer Bautradition. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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Akteure

Architektur

Tragwerksplanung
Walter Ferdigg

Fotografie