Bauwerk

Stadthalle Kapfenberg
.tmp architekten - Kapfenberg (A) - 2023
Stadthalle Kapfenberg, Foto: Paul Ott
Stadthalle Kapfenberg, Foto: Paul Ott
29. Januar 2024 - newroom
Kapfenberg gegen Simmering … spätestens mit diesem Ausruf Travniceks schreibt Helmut Qualtinger Fußball- und Kapfenberg Sportgeschichte. Während der 1970er Jahre beginnt auch der Erfolg des Eishockeyteams und gleichzeitig die Errichtung der Eishalle, unmittelbar neben dem Hallenbad aus dem Jahre 1952, geplant vom Architekten Ferdinand Schuster. Nach fünf Jahrzehnten als Eis- und Mehrzweckhalle in Betrieb, war die Sanierung und Erweiterung dringend erforderlich. Nicht nur um den Bestand zu erhalten, sondern auch um zeitgemäße funktionale und technische Standards zu erreichen.

Die Eishalle, zuerst als nicht überdecke Eisfläche errichtet, wird im Laufe der 1970er Jahre in mehreren Schritten durch Tribünen erweitert, schließlich überdeckt und in Teilbereichen, wie dem Buffet, auch mit dem Hallenbad verbunden. Nachdem aber weder eine funktionierende thermische Hülle, noch eine entsprechende Haustechnik zur Lüftung oder Heizung vorhanden war, wurde die Sanierung der Anlage zum Thema. Eine große Herausforderung für die Stadt, die die Eishalle nicht nur für den Profi- und Publikumssport, sondern auch als Mehrzweckhalle zu nutzen wusste.

Dieser Aspekt der Mehrfachnutzung als Tageslichthalle war 2015 auch einer der Gründe, sich für das Wettbewerbsprojekt von .tmp architekten zu entscheiden. Ein Projekt, das die Qualität der bestehenden großzügigen Fensterflächen und damit die Belichtung durch Tageslicht beibehält und durch ein neues Beschattungssystem sogar verstärkt. Dazu ermöglicht der an den Fensterflächen liegende Umgang einen barrierefreien Rundgang durch die gesamte Halle. Deutlich über das Niveau der Eisfläche angehoben, erschließt er auch das Buffet und die große Terrasse im Süden.

Der Gesamteindruck räumlicher Großzügigkeit, Tageslicht und Rundgang waren für die Gemeinde sicher wesentliche Aspekte den Vorschlag von .tmp architekten aufzunehmen, die Eis- und Mehrzweckhalle nach dem Umbau als Stadthalle zu bezeichnen.

In der Planung ab 2019 und der Umsetzung besonders spannend, war die Freilegung der konstruktiven Bauteile. Im Zuge der Entkernung wurde nicht nur Ausführungsqualität sichtbar, die heute kaum noch leistbar ist, sondern auch die besondere Fähigkeit in Teilabschnitten zu bauen und trotzdem die Gesamtwirkung eines großen Ganzen – immerhin 90 x 60 Meter – zu erreichen. .tmp hatten die Möglichkeit, konstruktive Klarheit herauszulösen und wo nötig zu ergänzen, konnten gleichzeitig aber Asymmetrien als Besonderheiten und kleine Irritationen erhalten.

Den Bestand zu einer vollwertigen Eisarena umzugestalten, führt mit konsequent gesetzten Schritten zur Aufwertung des großen Gesamtvolumens zu einer Mehrzweck- und Veranstaltungshalle, einer echten Stadthalle für Kapfenberg, der es gelingen kann, Sport und Leben zusammenzuführen und darüber hinaus zu zeigen, welche Strahlkraft kommunale Einrichtungen entwickeln können.

Die wesentliche Ergänzung des vorhandenen Raumangebots bilden der Foyertrakt an der Nordseite und der Garderobentrakt an der Südseite der Halle. Während mit dem Foyer der Höhenunterschied zwischen Umgebungsgelände – in diesem Fall dem Vorplatz – und Eisfläche von rund einem Meter durch Rampen überwunden wird, nutzt der Garderobentrakt diese Höhendifferenz um niveaugleich an die bestehenden Garderoben anzuschließen.

Die neuen Kabinen können an ihrer Südseite über transluzente Glasflächen natürlich belichtet werden. Durch den Schlittschuhschleifraum, das Büro des KSV und den Erste-Hilfe-Raum wird der Kabinentrakt räumlich ergänzt. Sie alle liegen an einer Schnittstelle zum Badebereich, aus dem eine breite Freitreppe auf eine Liegeterrasse hochführt, die auch als Fluchtweg aus dem Hallenobergeschoss genutzt werden kann, in erster Linie aber den Entfall der Rasen- und Liegeflächen kompensieren soll.

Die Verlegung der Publikumsgarderoben aus dem unbelichteten Innenbereich der Halle an die Westseite, bedeutet für das große Gebäudevolumen die Öffnung einer zusätzlichen Fassade zum Straßenraum, mit direktem Zugang für das Publikum und natürlicher Belichtung der Garderoben.

Vor der Eishalle wird zum angrenzenden Straßenraum eine durch Solitärbäume gefasste, großzügige Platzfläche als Entréebereich ausgebildet, die den notwendigen Distanzraum zur im Norden angrenzenden Wohnbebauung optisch-visuell freispielt und den gegebenen Maßstabssprung mindert. Die Asphaltoberfläche des Vorplatzes erhält durch Steinbänder eine dezente lineare Texturierung, die zum angrenzenden Gebäude vermittelt. Sitzsteine und großflächige Baumscheiben, mit Hainbuchensträuchern bepflanzt, akzentuieren den Platzrand und laden zum Verweilen ein. (Text: Architekt:innen)

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