Bauwerk

Gebäudeprototyp RoofKIT
KIT Fakultät für Architektur - Karlsruhe (D) - 2022
Gebäudeprototyp RoofKIT, Foto: Zooey Braun
Gebäudeprototyp RoofKIT, Foto: Zooey Braun
27. November 2023 - newroom
RoofKIT war der Gesamtsieger des Solar Decathlon Europe 21-22, in dessen Rahmen 18 studentische Teams internationaler Hochschulen jeweils einen voll funktionstüchtigen Gebäudeprototypen errichteten, um in zehn verschiedenen architektonischen und bautechnischen Disziplinen gegeneinander anzutreten.
80 % aller Bauteile und Materialien stammen aus der Urbanen Mine, der Rest aus dem biologischen Kreislauf. Alle sind so gefügt, dass sie künftig zerstörungsfrei und ohne Qualitätsverlust wieder ausgebaut werden können und damit weitere Lebenszyklen ermöglichen. Das Gebäude ist zu 98% kreislauffähig.
Der Prototyp besteht aus vier vorgefertigten Raummodulen aus Konstruktionsvollholz sowie einer Terrassenkonstruktion in Holzelementbauweise, die sich innerhalb eines Tages vor Ort zusammensetzen ließen. Der Großteil des Materials besteht aus wiederverwendetem Altholz. Die wiederverwendete Holzlamellenfassade wurde auf eine Holzunterkonstruktion montiert, die mit einer neuartigen lebendigen Pilzschicht in Kombination mit Leinöl versehen ist. Die myceliumbasierte biologische Lasur schützt das Holz vor mikrobiellem Befall und Witterung und stellt zugleich die künftige Kompostierungsfähigkeit des Holzes sicher. Weitere Fassaden sind mit alten Lkw-Planen bespannt, auf denen nach Art einer Blaupause die Konstruktionszeichnungen abgebildet sind. Auf dem Dach kommen Paneele aus zu 100% recyceltem Kupfer zum Einsatz, die in Kombination mit PVT-Modulen (Photovoltaik + Solarthermie) verwendet werden – die notwendige Energie stammt allein aus der Sonnenstrahlung.
Im Wohnraum, der sich um einen innenliegenden Technikkern von öffentlicher hin zu privater Nutzung entwickelt, sind alle Öffnungen mit Fenstern hergestellt, welche etwa aus vorherigen Produktionen übrig oder bereits in anderen Gebäuden eingebaut waren. Biologische, kohlenstoffspeichernde Materialien wie sortenreines neues oder wiederverwendetes Holz und Schafwollfilzvlies sind mit Lehmbauplatten und Lehmputz kombiniert. Diese treffen auf Plattenmaterialien aus sekundären Rohstoffen wie eingeschmolzenen Joghurtbechern, wiederverwerteten Glasscherben und gepresster Abfallzellulose. Als natürlicher Dämmstoff kommen getrocknete Seegrasfasern zum Einsatz – ein aufgrund seines natürlich hohen Silikat- und Salzgehalts verrottungsresistentes Material, das ohne Beimischung weiterer Zusatzstoffe geltenden Brandschutzanforderungen gerecht wird.
RoofKIT zeigt so, wie ein Paradigmenwechsel vom linearen zum zirkulären Verständnis des Bauens gelingen und zum radikalen Umdenken im Bauwesen führen kann. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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